Augsburger Allgemeine (Land Nord)
Das Schlimmste wird verhindert, ein Makel bleibt
Für alle Festival-Gänger ist es eine gute Nachricht. Es wird auch im kommenden Jahr ein Brechtfestival 2020 geben. Für einen kurzen Augenblick sah es in dieser Woche jedoch so aus, als ob es noch ein zweites Szenario geben könnte: den Vertrag mit Tom Kühnel und Jürgen Kuttner nicht zu verlängern und das Festival 2021 zur Disposition zu stellen. Nach den Augsburger Auftritten von Lars Eidinger, Corinna Harfouch, Charly Hübner, Milan Peschel und Martin Wuttke wäre das ein aberwitziges Signal für alle anderen auswärtigen Künstler gewesen, die man sich bei einem Brechtfestival erhofft.
Dieses schlimmste Szenario kann nun wohl vermieden werden. Unverständlich bleibt trotzdem, warum es Kulturreferent Thomas Weitzel und die Mitglieder des Kulturausschusses bei allem Einsehen nicht hinbekommen haben, den im Gremium formulierten Wunsch, das Festival alle drei Jahre mit einer neuen Leitung zu versehen, genauso umzusetzen. Es wäre nach diesem Beschluss so einfach gewesen, Kühnel und Kuttner von Anfang an mit einem Vertrag über drei Jahre auszustatten. Es wäre für das Festival so viel besser gewesen. Je größer der Vorlauf ist, desto wahrscheinlicher ist es, gefragte Künstler zum Brechtfestival nach Augsburg zu locken – mit seinem national gesehen eher bescheidenen Etat. Und davon hätte auch das Publikum profitiert.
Jetzt ist diese Personalie Brechtfestival zum wiederholten Mal ein Politikum geworden, haben die Festivalleiter auch das Gefühl bekommen, dass die Augsburger Kulturpolitiker nicht zu 100 Prozent hinter ihnen stehen, wirken sie durch die Kommunalpolitik angezählt, obwohl sie gerade erst angefangen haben.
* * * „Intermezzo“ist unsere KulturKolumne, in der Redakteure der Kultur- und Journal-Redaktion schreiben, was ihnen die Woche über aufgefallen ist.