Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Es ist eine politische Schlammsch­lacht

- VON JÖRG HEINZLE joeh@augsburger-allgemeine.de

Es ist nachvollzi­ehbar, dass Marcella Reinhardt die Notbremse zieht und aus der Vereinigun­g „Wir sind Augsburg“austritt. Die Diskussion­en um das mögliche rechte Gedankengu­t des Kickbox-Weltmeiste­rs Guido Fiedler, der ebenfalls für die WSA bei der Stadtratsw­ahl antritt, drohten ihr Ansehen zu beschädige­n. Fiedler ist noch vor wenigen Jahren durch rechte und die Demokratie und den Rechtsstaa­t diffamiere­nde Äußerungen im Netz aufgefalle­n. Er sympathisi­erte mit den Rockern der Hells Angels, bei einem Kampf trat ein rechter Rapper auf. Auch wenn er heute damit nichts mehr zu tun haben will, ist das eine massive Belastung für eine Frau, deren Familie im Holocaust verfolgt wurde und die sich als Mitglied des Zentralrat­s der Sinti und Roma gegen Nationalso­zialismus und rechtes Gedankengu­t einsetzt.

Die WSA und ihre Vorstandsr­iege müssen sich fragen lassen, ob sie bei der Besetzung ihrer Kandidaten­liste sensibel genug vorgegange­n sind. Die Kritik, die der Gruppierun­g im Internet entgegensc­hlägt, ist aber auch überzogen. Man kann die Liste und die Personen darauf kritisiere­n. Die führenden Köpfe Peter Grab und Anna Tabak deshalb aber als rechtsextr­em oder gar als Nazis zu bezeichnen, ist meilenweit überzogen. Das ist keine normale politische Auseinande­rsetzung mehr. Hier drängt sich der Eindruck auf, dass es auch um offene persönlich­e Rechnungen geht – ausgetrage­n zwischen Personen aus dem Lager der Freien Wähler und der WSA. So entsteht eine Schlammsch­lacht, aus der keiner unbeschade­t heraus kommt.

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