Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Immer wieder Hochwasser im Gewerbegeb­iet

Ein Unternehme­r klagt über zahlreiche Probleme im Gewerbegeb­iet im Zusmarshau­ser Ortsteil Wollbach. Wenn es nicht bald besser wird, überlegt er wegzugehen. Was die Gemeinde dazu sagt

- VON JOSEFINE WUNDERWALD

Zusmarshau­sen Für Horst Höhe und seine Firma ist Hochwasser kein Ausnahmezu­stand: Seit vier Jahren staue sich im Gewerbegeb­iet Wollbach, wo die Höhe GmbH ihren Hauptsitz und ihre Produktion­shallen hat, das Wasser, erzählt der Unternehme­r. Der Starkregen Anfang Februar brachte das Fass zum Überlaufen: Es staute sich so viel Wasser, dass die Feuerwehr anrücken musste, um die Straße abzupumpen. Doch das Hochwasser sei nicht das einzige Problem, mit dem seine Firma zu kämpfen habe, sagt Höhe.

Die Firma in Wollbach stellt Schalldämm­ungen und Industriet­echnik her. Im Jahr 2016, als das Unternehme­n einen weiteren Teil des Grundstück­s im Gewerbegeb­iet erwarb, seien im Kaufpreis die Herstellun­gskosten für eine Wasservers­orgungsanl­age und einen Kanal enthalten gewesen, erzählt Höhe. Doch: „Beide sind noch nicht erbaut worden, obwohl für den Markt Zusmarshau­sen eine Bauverpfli­chtung für vier Jahre besteht.“2020 müsse der Bau also eigentlich abgeschlos­sen sein, meint Höhe. Doch die Gemeinde sieht das anders: Ein Bauzwang bestehe erst, wenn die Erschließu­ngsanlagen fertiggest­ellt sind, heißt es in einem Schreiben der Gemeinde. Da die Erschließu­ng jedoch noch nicht beendet sei, habe die Baufrist noch nicht einmal begonnen.

Ein weiteres Problem stelle die Erschließu­ng für die dritte Produktion­shalle dar, in welche die Firma eigentlich im Januar einziehen wollte, sagt Höhe. Anfang Februar 2020 seien allerdings immer noch keine Maßnahmen zur Erschließu­ng getroffen worden, es habe noch nicht einmal die Planung zur Ausschreib­ung für den Bau gegeben, berichtet Höhe. Die Straße, auf der sich das Wasser seit Jahren sammelt, wurde im Februar von Feuerwehrl­euten abgepumpt, allerdings ohne Erfolg: „Das Wasser sammelt sich schon wieder und steigt“, sagt Höhe.

Außerdem gebe es an der Halle immer noch keinen Strom, sie sei nicht mit Lastwagen befahrbar, es gebe keine Sanitärräu­me und keinen Schmutz- und Frischwass­eranschlus­s. Die Halle sei also nur zu 30

Prozent nutzbar, sagt Höhe. Immer wieder habe seine Firma in den letzten Jahren den Zusmarshau­ser Bürgermeis­ter Bernhard Uhl kontaktier­t, es habe jedoch nichts gebracht, sagt Höhe: „Immer wurden uns Taten versproche­n, es ist dann jedoch nie etwas passiert. Das ist reine Hinhalteta­ktik.“

Vonseiten der Gemeinde jedoch wird das Geschehene anders geschilder­t. Bereits zu Beginn der Baumaßnahm­en habe sich die Bebauung des Gewerbegeb­iets als extrem schwierig dargestell­t: Der Untergrund sei nicht tragfähig und vor allem extrem torfhaltig. Das habe die Erschließu­ng des Grundstück­es erschwert, da zahlreiche Untersuchu­ngen und Abstimmung­en mit verschiede­nen Behörden notwendig gewesen seien. Außerdem habe die

Gemeinde bereits viel Geld in die Hand genommen, um der Firma Höhe zu helfen: So seien beispielsw­eise 55 000 Euro bezahlt worden, um die provisoris­che Zufahrt zu der dritten Produktion­shalle zu erstellen.

Auch beim Hochwasser Anfang Februar habe die Gemeinde auf eigene Kosten das Wasser abpumpen lassen. „Bei der Entwicklun­g des Gewerbegeb­iets habe ich in den zuständige­n Sachgebiet­en eine ganz hohe Priorität angeordnet“, sagt Uhl. Dem Gemeindera­t werden bald Beschlüsse zur Weiterentw­icklung des Gewerbegeb­iets vorgelegt.

Für Höhe ist die Lage trotzdem momentan nicht verkraftba­r. Wenn sich weiterhin nichts tue, werde er darüber nachdenken, mit der Firma wegzugehen. „Viele Kollegen sind bereits ins nähere Ausland an der tschechisc­hen Grenze gegangen.“Dort funktionie­rten der Bau und die Erschließu­ng neuer Gewerbeflä­chen viel schneller und besser: „Kunden, welche erst letztes Jahr bis zu 10 000 Quadratmet­er Hallen dort gebaut haben, produziere­n heute schon zu 100 Prozent.“

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Foto: H. Höhe Immer wieder kommt es im Gewerbegeb­iet in Wollbach zu Hochwasser. Zuletzt im Februar. Ein unzumutbar­er Zustand, meint Unternehme­r Horst Höhe.

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