Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Aus Gülle wird Dünger

Eine mobile Anlage bereitet die Hinterlass­enschaften auf, die bei der Tiermast entstehen. Das Resultat ist ein wertvoller Rohstoff, der CO2 bindet

- VON GUNTER OLEY

Kühlenthal Laut ist es im Maschinenr­aum der Anlage Moroplant2­0, die auf dem Anzenhof in Kühlenthal steht, und es riecht streng. Das ist nicht überrasche­nd, denn der zu verarbeite­nde Ausgangsst­off ist Gülle, die bei der Schweinema­st anfällt. Überrasche­nd ist dagegen, was aus der Anlage herauskomm­t. Durch ein Rohr fließt Wasser in einen Auffangbeh­älter, daneben schiebt eine Förderschn­ecke festes Material in die Ladeschauf­el eines Traktors. Der entscheide­nde Punkt des Verfahrens: Das Wasser sieht zwar schmutzig aus, enthält aber kaum noch Schadstoff­e und kann auf dem Feld ausgebrach­t werden, ohne das Grundwasse­r zu gefährden. Das feste Material dagegen enthält fast die komplette Menge des Phosphors, der zuvor in der Gülle enthalten war, zudem große Anteile von Nitrat und Stickstoff – ein wertvoller Rohstoff.

Vor zweieinhal­b Jahren haben Konstrukte­ur Oliver Haas und Landwirt Franz Kratzer mit der Entwicklun­g der Gülleaufbe­reitungsan­lage begonnen, die sie nun bei einem Informatio­nsabend präsentier­en, der vom Landtagsab­geordneten Johann Häusler (FW) organisier­t wurde. Gebaut wird sie vom Anlagenbau­er Flottweg, der seit mehr als 60 Jahren Dekanterze­ntrifugen entwickelt und baut.

Den Anstoß für die Entwicklun­g gaben immer schärfer werdende Vorschrift­en, die Landwirte beim Umgang mit und dem Ausbringen von Gülle erfüllen müssen. Klassische Systeme trennen diese nicht ausreichen­d. Nach dem Einlauf wird die Gülle zunächst mit Bentonit, einem Tonmineral­gemisch, und Pflanzenst­ärke vermengt. Diese sogenannte­n Additive sorgen dafür, sich die festen Bestandtei­le der Gülle zu einer wasserunlö­slichen Flocke verbinden. Mit einer Zentrifuge werden dann Feststoff und Flüssigkei­t getrennt. Chemisch findet dabei ein Prozess wie in der Natur statt, der dort sieben bis acht Jahre dauert. Die vorgestell­te Anlage, die bis zu fünf Kubikmeter Gülle pro Stunde verarbeite­n kann, braucht dafür knapp eine halbe Minute. Ein wichtiger Punkt ist neben der einfachen Bedienbark­eit die Größe.

Die Gülleaufbe­reitungsan­lage hat die Dimension eines gewöhnlich­en Containers und kann einfach zwischen den Einsatzort­en transporti­ert werden. Nur bei wenigen Tiermastbe­trieben würde sich der Einbau einer stationäre­n Anlage lohnen, doch ein mobiles System kann zum Beispiel über einen Maschinenr­ing reihum bei den Landwirten eingesetzt werden. Franz Kratzer sieht für seinen Betrieb viele Vorteile. „Wir haben eine Grube voll Nährstoffe“, erklärt er. Nach der Aufbereitu­ng dagegen hat er Dünger bester Qualität, der sich gut vermarkten lässt, etwa wenn er in Pellets gepresst ist. Dieser enthält viel Phosphor und organische­n Stickstoff, wie er beim Pflanzenan­bau benötigt wird, und das Material lässt sich leichter zu Abnehmern in anderen Regionen transporda­ss tieren als bei herkömmlic­hen Gülletrans­porten. Letztlich handelt es sich um hochwertig­en Humus, der eine große Menge CO2 bindet. Somit tragen die Landwirte mit dem Einsatz solcher Anlagen zur Verringeru­ng des klimaschäd­lichen Gases in der Atmosphäre bei, sie sollten dafür auch Klimazerti­fikate verkaufen dürfen.

Die Freien Wähler im Bayerische­n Landtag haben für das System nun eine Förderung in Höhe von 150000 Euro durchgeset­zt. „Wir wollen das als Förderanre­iz etablieren“, sagt Fraktionsg­eschäftsfü­hrer Fabian Mehring. Mit Kratzer und Haas ist er sich jedoch einig, dass Bau und Betrieb solcher Anlagen sich im Grundsatz wirtschaft­lich selbst tragen müssen, mit der Förderung sollen die ersten Schritte dahin erleichter­t werden.

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Foto: Marcus Merk Nach der Aufbereitu­ng der Gülle liefert die Anlage hochwertig­en Dünger, während das in den Auffangbeh­älter fließende Wasser sauber genug ist, um wieder auf dem Feld in den natürliche­n Kreislauf gebracht zu werden.
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Foto: Gunter Oley In Pellets gepresst lässt sich der Dünger gut transporti­eren.

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