Augsburger Allgemeine (Land Nord)
Genuss und Spende
Konzert in St. Ulrich
4487 Orgelpfeifen „umrankten“eine Violine und erdrückten sie doch nicht: Mit Organist Peter Bader an der großen Sandtner-Orgel in der Basilika St. Ulrich war ein wohldosiertes Begleiten garantiert. Der Kirchenmusikdirektor der Augsburger Ulrichskirche und der ehemalige Konzertmeister der Augsburger Philharmoniker Wilhelm F. Walz streamten Samstagabend ein Kammerkonzert über die Facebook-Seite der Konzerte im Fronhof, ein Benefiz zugunsten der Initiative „Kultur hält zusammen“. Unterstützt werden damit freie Kulturinstitutionen, die Corona-bedingt in Bedrängnis geraten sind. „Denken Sie daran, Sie können spenden“, erinnerte Klaus Müller vom Staatstheater Augsburg, der mit seinen geistreichen und humorvollen Informationen zwischen den Stücken zugleich dafür warb, dass eine gute Moderation Gold wert ist.
Er und die beiden Musiker schafften es tatsächlich, trotz der riesigen Dimensionen – große Kirche, viel Hall und ein womöglich weltweites Publikum – zunehmend ein Kammermusikfeeling aufzubauen. Das Programm war dem Anlass entsprechend niveauvoll gängig mit besonderen Höhepunkten durchsetzt wie Max Bruchs gefühlsgewaltiges rhetorisches „Kol Nidrei“, ein jüdisches Gebet vor Jom Kippur oder Bachs Violinsonate in A-Dur mit seiner „Vivaldesken Virtuosität“. Auch hier gelangen der kammermusikalische Eindruck und zudem ein barockes Klangerlebnis, in Mozarts Adagio in E (KV 261) frühklassischer Liebreiz. Mit hervorragendem Zusammenspiel, ausgeklügelten Klangfarben, hintersinnigen Werkeinführungen – und nicht zuletzt mit professioneller Technik – war die Stunde ein Genuss.