Augsburger Allgemeine (Land Nord)
Die vielen Gesichter eines Ateliers
Charlotte Kraus hat schon immer „gekritzelt und gemalt“. Mittlerweile werden die Bilder der 21-Jährigen in Ausstellungen gezeigt
Altenmünster Das Atelier von Charlotte Kraus ist gemütlich und steckt voller Kunst und Ideen. Hier entstehen in Altenmünster ihre ausdrucksstarken Werke. Wenn sie zum Pinsel, zu Stiften oder zur Kohle greift, hat sie aber nicht immer eine klare Vorstellung im Kopf, warum sie gerade dieses Werk schafft. Oft weiß sie es erst danach. Ihr Stil zu malen, hat sich in den vergangenen Jahren verändert und sie ist experimentierfreudiger geworden, erzählt sie.
„Zu Beginn meiner Ausbildung habe ich sehr realistische Bilder gemalt und mich in jedem kleinsten Detail verloren. Danach habe ich begonnen, ausschließlich grafisch zu arbeiten – das heißt, ich zeichnete viel mit Tusche und Kohle.“Aktuell beschäftigt sie sich mit abstrakten Werken und hat hierfür im Januar die freie Kunstakademie in Augsburg besucht. Schon als Kind hatte sie nichts anderes gemacht als gekritzelt und gemalt, erzählt die 21-jährige Altenmünsterin. Ihr Talent habe sie sicherlich von ihren Eltern, sagt sie, „sie selbst haben es nur nicht umgesetzt“.
Charlotte Kraus malt nicht nur Bilder. Vor der Garage steht die alte „Rentnerschüssel“, wie sie den Mercedes, den sie von ihrem Großvater geerbt hat, nennt. Das silberfarbene Auto hat ihr zunächst überhaupt nicht gefallen und so hat sie es weiß gestrichen und dann ihren künstlerischen Fähigkeiten freien Lauf gelassen. Abgebildet sind Sänger, Schauspieler und Musiker. Die Idee, das Auto zu bemalen, stammte von ihrem Vater. „Auch wenn meine Ideen noch so verrückt sind, meine Eltern sind nie dagegen.“Mit dem Autokunstwerk erregt sie heute noch Aufsehen, wenn sie durch die Stadt fährt, sagt sie und lacht.
Mit 16 Jahren hat sie die Ausbildung zur Fachlehrerin am Staatsinstitut Augsburg gemacht. Dort hat sie ihre Liebe zum Gestalten und einen ersten Zugang zu „ernsthafter“Kunst entdeckt. Ihre Lieblingsepoche ist Barock. Aber warum? „Die Maler des Barocks arbeiteten sehr intensiv mit Hell-dunkel-Kontrasten und dem Licht“, erklärt sie.
Künstlerische Vorlieben hat Charlotte Kraus dennoch nicht. Mittlerweile ist sie offen für alle neuen Techniken. Und die Frage nach ihrem Lieblingsbild kann sie nicht aus dem Stegreif beantworten. Zugegeben: Bei so vielen Werken fällt die Wahl schwer. „Außerdem hat man zu jedem Bild seine eigene Beziehung“, sagt sie. So sind in diesem Jahr an der freien Kunstakademie Augsburg abstrakte Bilder entstanden, eines enthält Graffiti.
Auf ihren Reisen dürfen Stifte, ein kleiner Malkasten und das Skizzenbuch niemals fehlen. In Kirgisistan und Skandinavien hat sie ihre
Erinnerungen an die Menschen aus den Dörfern festgehalten. „Weil sie dort noch so ursprünglich sind.“Sie ist fasziniert von Gesichtern und Emotionen: „Das Malen von Porträts ist gleichermaßen faszinierend und beängstigend, denn man malt nicht nur einfach ein Gesicht, sondern fängt damit die ganze Persönlichkeit eines Menschen ein. Gesichter erzählen immer eine Geschichte.“
In ihrer Freizeit spielt sie Volleyball und ist im Vorstand des SC Altenmünster sowie im Jugendrat Altenmünster tätig. Fotografie, Flyerund Printmediengestaltung sind ihre Leidenschaft, verrät sie. In drei Ausstellungen waren bereits Werke von ihr zu sehen. „Am See – Im Fluss“, danach folgte „Einzigfältig Vielartig“. Zuletzt stellte sie ihre Bilder in der Kunstnacht in Landsberg am Lech aus.
Wegen der aktuellen Lage sind vorerst keine Ausstellungen geplant. „Allerdings stelle ich momentan einige meiner neuesten Werke bei der ,Optimistin’ in Altenmünster aus.“Wenn es wieder möglich sei, will sie eine Gruppenausstellung mit befreundeten Künstlerinnen aus Zusmarshausen (Atelier PurPur) realisieren. Noch ist sie auf der Suche nach geeigneten Ausstellungsräumen.
» Zu sehen sind ihre Arbeiten auch im Internet unter charlottekraus.de