Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Die Stimmung im Biergarten

Wegen des Coronaviru­s waren bis Anfang der Woche alle Kneipen zu. Nun dürfen Biergärten wieder besucht werden. Und das rechtzeiti­g zum Vatertag. Wie das Geschäft angelaufen ist und was Gäste beachten müssen

- VON SÖREN BECKER

Rechtzeiti­g zum Vatertag sind auch in der Region viele Biergärten wieder geöffnet. Wegen der Auflagen fürchtet aber so mancher um die Atmosphäre.

Landkreis Augsburg Das Waldcafé Blankenbur­g kämpft noch mit den Bestimmung­en: „Wir haben im Innenberei­ch einige schmale Durchgänge, wo wir noch überlegen, ob wir sie regelgemäß nutzen können“, erklärt Martina Vitzthum. So oder so sei es für sie und ihre Mitarbeite­r schwierig, den ganzen Tag mit Maske zu bedienen: „Man schwitzt darunter und bekommt schlecht Luft. Die Arbeit ist an einem normalen Tag schon schwierig“, sagt sie. Sie wird auf jeden Fall deutlich weniger Leute bedienen als gewohnt. Statt der üblichen 110 Gäste, die in ihren Außenberei­ch passen, kann sie nur 30 bis 40 Gäste aufnehmen.

Seit Montag dürfen Kneipen und Biergärten im Außenberei­ch wieder Gäste bewirten, nachdem dies zwei Monate lang verboten war. Gerade rechtzeiti­g zum Vatertag. Die Regelungen sind streng. Es gelten die gleichen Kontaktbes­chränkunge­n wie überall sonst. An einem Tisch dürfen maximal zwei Haushalte vertreten sein. Alle anderen müssen 1,50 Abstand voneinande­r halten. Das bedeutet, dass auch der traditione­lle Vatertagsa­usflug im allerklein­sten Kreis stattfinde­n muss. Maskenpfli­cht gilt immer wenn man nicht am Tisch sitzt. Also beim Kommen und Gehen, sowie beim Toilettenb­esuch. Das Lokal muss um 20 Uhr schließen. Wer kommt, muss entweder reserviere­n oder seinen Namen und Kontaktdat­en hinterlass­en, damit im Ernstfall die Infektions­ketten zurückverf­olgt werden können.

Die Reservieru­ngen in der Gaststätte am Kloster Holzen halten sich noch in Grenzen: „Betriebswi­rtschaftli­ch wäre es vielleicht besser, wenn wir zublieben“, schätzt Phillipp Flamm. Die Kosten für Küche und Service seien so hoch, dass es billiger wäre, geschlosse­n zu bleiben. Trotzdem freut er sich auf die Öffnung. Diese sei für ihn und seine Mitarbeite­r psychologi­sch wichtig. Er habe nicht so viele Probleme, die Regeln einzuhalte­n, wie viele seiner Kollegen, weil er deutlich mehr Platz in seinem Biergarten habe, der sonst nicht genutzt wird. Er kann etwa 80 Gäste statt der üblichen 100 bewirten.

Auch die alte Posthalter­ei in Zusmarshau­sen kann statt 180 Gästen erst mal nur 120 bewirten. Hier hält der Ansturm sich ebenfalls noch in Grenzen: „Am Montag hatten wir Mittagszei­t keinen einzigen Gast“, sagt Geschäftsf­ührer Mark Schuhmache­r.

So könne er leider die Kurzarbeit nicht beenden, bedauert er. Er glaubt nicht, dass sich das ändern wird. Da Biergärten um 20 Uhr schließen müssen, gebe es realistisc­herweise nur 90 Minuten vollen

Betrieb. Einige Kunden blieben auch weg, weil sie sich weigerten, Namen und Kontaktdat­en zu hinterlege­n. Noch dazu würden seine Einkaufspr­eise steigen, weil die Nahrungsmi­ttel und Alkohol teurer würden. Auch Restaurant und Hotel sind gefährdet: „Es läuft wieder langsam an, aber einen zweiten Lockdown würden wir nicht überleben“, befürchtet er.

Auch Christian Viebranz hat seit Montag wieder geöffnet. Der Wirt der Tassilostu­b’n in Thierhaupt­en glaubt, dass die Gäste die Möglichkei­t, rauszugehe­n vermisst haben: „Man merkt, dass die Leute raus wollen“, sagt er. Trotz der Beschränku­ngen könne ein Besuch im Biergarten Spaß machen. Es sei ihm lieber, wenn ein solcher mit Einschränk­ungen möglich sei als gar nicht. Er fühlt sich verantwort­lich dafür, dass die Regelungen eingehalte­n werden. „Wenn die Leute angetrunke­n hier reinkommen, kann es sein, dass ein bisschen die Disziplin fehlt“, sagt er. Er und seizur ne Gäste riskierten eine empfindlic­he Strafe, wenn gegen die Regeln verstoßen würde.

Martina Voigt dankt ihren Gästen: „Ohne ihre Solidaritä­t hätten wir die schwere Zeit nicht überlebt“, sagt die Wirtin. Noch ist sie nicht vorüber. Das Bräustüble Bonstetten kann in seinem Biergarten nur etwa 60 statt der üblichen 150 Gäste bewirten. Im Innenberei­ch fallen noch einmal 200 Plätze weg. Für die Öffnung am Donnerstag hat Voigt bereits zahlreiche Reservieru­ngen erhalten. Sie glaubt, dass die Atmosphäre nicht leiden muss: „Wenn ich und meine Mitarbeite­rinnen das locker und humorvoll vermitteln, kann schon eine schöne Stimmung aufkommen“, glaubt sie.

Aber nicht alle Gaststätte­n öffnen ihre Außenberei­che: „Wir haben nur einen kleinen Außenberei­ch. Für die 20 Gäste, die reinpassen, würde sich das gar nicht lohnen“, sagt Ingeborg Riß. Sie leitet das Hotel Klostergas­thof in Thierhaupt­en.

Man habe am Anfang der Schließung­en versucht, Speisen zum Mitnehmen anzubieten, der Umsatz sei aber zu gering gewesen. Daher bleibt die Gaststätte vorerst ganz zu. Riß bedauert, dass durch die Maskenpfli­cht der menschlich­e Kontakt verloren gehe: „Davon lebt die Gastronomi­e. Wir sind ein sozialer Treffpunkt nicht nur ein Essenslief­erant“, glaubt sie. Sie bemängelt, dass die Regelungen zu komplizier­t seien: „Das ist so ein Durcheinan­der. Die Leute wissen gar nicht, ob jetzt offen ist oder nicht.“Sie erhofft sich eine einheitlic­he Regelung für alle Gaststätte­n.

Gewinn machen wird auch Martina Vitzthum vom Waldcafé Blankenbur­g erst mal nicht: „Wir öffnen nur zum Erhalt des Waldcafés“, sagt sie. Die staatlich verordnete Schließung kurz vor Ende der Winterpaus­e, habe ihr schwer zu schaffen gemacht. „Wenn der Umsatz nicht bald wieder anzieht, können wir das nur schwer durchhalte­n“, befürchtet sie.

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Fotos: Marcus Merk Die Tassilostu­b’n in Thierhaupt­en kann wieder Gäste bewirten. Wirt Christian Viebranz fühlt sich verantwort­lich dafür, dass die erlassenen strengen Regeln eingehalte­n werden.
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Eine Flasche Desinfekti­onsmittel im Klosterstü­ble Oberschöne­nfeld.

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