Augsburger Allgemeine (Land Nord)
Verurteilter Retter will eine Sexualtherapie machen
Ein Rettungsassistent wird wegen mehrerer Taten zu fast acht Jahren Haft verurteilt. Er akzeptiert das Urteil
Am vergangenen Donnerstag ist ein 60-jähriger Rettungsassistent von der Jugendkammer des Augsburger Landgerichtes zu einer Haftstrafe von sieben Jahren und zehn Monaten verurteilt worden. Der Mann hatte mehrere Frauen vergewaltigt und sexuell missbraucht, einmal auch eine regungslose Patientin während eines Einsatzes im Rettungswagen. Der Mann, der beim Roten Kreuz im Raum München beschäftigt war, will das Urteil akzeptieren und nicht dagegen vorgehen, wie sein Verteidiger Moritz Bode auf Anfrage mitteilt. Gegen das Urteil wäre das Rechtsmittel der Revision möglich gewesen, was bedeutet hätte, dass es der Bundesgerichtshof auf Fehler überprüft.
Dies hat aber nur in wenigen Fällen Erfolg. Auf dieses Rechtsmittel verzichte man, sagt Bode, der in der Verhandlung auf eine Haftstrafe von fünf Jahren plädiert hatte. Wichtig sei gewesen, dass das Gericht keine Sicherungsverwahrung verhängt habe, was bedeutet hätte, dass Peter L. auch nach der verbüßten Haftstrafe erst wieder freigekommen wäre, wenn Gutachter ihn nicht mehr für gefährlich halten. Auch die Staatsanwaltschaft, die in der Verhandlung auf neun Jahre Haft für den Angeklagten plädiert hatte, sieht keine Grundlage für eine Revision, wie sie auf Anfrage mitteilt. Das bedeutet, dass das Urteil wohl rechtskräftig wird.
Rechtsanwalt Bode sagt, sein Mandant wolle nun von der Untersuchungshaft, in der er sich befinde, in die reguläre Strafhaft kommen und im Gefängnis eine Sexualtherapie machen. Wie berichtet, hatte ein Fall aus Augsburg die umfangreichen Ermittlungen gegen Peter L. ins Rollen gebracht. In der Stadt hatte der 60-Jährige im Juni vergangenen Jahres einer 21-jährigen Bekannten in ihrer Wohnung mutmaßlich K.-o.-Tropfen verabreicht, sie vergewaltigt und das Geschehen gefilmt. Als die Frau wieder zu sich kam, rief sie die Polizei, die den im Hauptberuf als Rettungsassistent tätigen Mann festnahm und die Aufzeichnungen sicherstellte. Eine Wohnungsdurchsuchung brachte weitere Sexualstraftaten ans Licht, da Peter L. weitere Aufzeichnungen auf seinem Computer gespeichert hatte. Zudem rollte die Augsburger Kripo einen alten Fall wieder auf. Bereits Ende der 2000er-Jahre hatte eine damals minderjährige Bekannte des Rettungsassistenten aus dem Kreis München gegenüber den örtlichen Behörden angegeben, sie sei von Peter L. vergewaltigt worden. Er hatte sie zwei Mal vergewaltigt. Der 60-Jährige hatte im Prozess alle Taten gestanden und lediglich die Verabreichung von K.-o.-Tropfen bestritten, zudem hatte er an seine Opfer insgesamt 35000 Euro gezahlt. Andernfalls wäre die Strafe vermutlich noch höher ausgefallen.