Augsburger Allgemeine (Land Nord)
Bei Amazon in Graben arbeiten bald Roboter mit
Der Versandriese investiert 150 Millionen Euro in den Standort südlich von Augsburg
Graben Tausende Roboter fahren durch eine Halle und bringen Regale voll mit Paketen zu den Mitarbeitern, die sie dann versandfertig machen: Was nach Science-Fiction klingt, soll bei Amazon in Graben bald Wirklichkeit werden. Denn der Onlineversand-Riese will ein neues Roboter-System einführen und dafür nach eigenen Angaben 150 Millionen Euro in den Standort südlich von Augsburg investieren.
Mit dem neuen System dreht Amazon die Logik der Logistik um. Denn Mitarbeiter müssen dann nicht mehr selbst zwischen meterhohen Regalen herumlaufen, um Waren zu verteilen oder einzusammeln, sondern die Regale kommen zu ihnen – per Transportroboter. Optisch ähneln die Gefährte kleinen
Rasenmäher-Robotern. Sie fahren automatisch unter die Regale, heben diese an und fahren sie zum Mitarbeiter. Damit sie sich nicht in die Quere kommen, werden sie über QR-Codes am Boden gesteuert. Wie bisher sollen künftig alle Waren von
Mitarbeitern am Eingang gescannt und nach dem Chaosprinzip in den Regalen verteilt werden. So landet ein Buch neben einem Bilderrahmen oder einer Kaffeemaschine. Nur eine Software weiß am Ende noch, wo sich welcher Artikel befindet.
Mit Einführung des neuen Roboter-Systems müssten Mitarbeiter nach Angaben von Amazon-Sprecher Stephan Eichenseher künftig nicht mehr rund zwölf Kilometer am Tag zwischen den Regalen herumlaufen, sondern die Artikel kommen zu ihnen. Nach dem Verpacken landen die Pakete auf rund zehn Kilometer langen Förderbändern und werden für den Versand verteilt. Die Roboter sollen die Abfertigung der Waren nach Angaben von Eichenseher effizienter und konstanter machen.
Amazon betreibt weltweit 175 Logistikzentren. In Deutschland sind bislang nur an drei neu errichteten Standorten Transport-Roboter im Einsatz, ein vierter soll noch in diesem Jahr eröffnen. In Graben soll für die Einführung des RobotikSystems eine der beiden bestehenden Lagerhallen umgebaut werden – ein europaweit einzigartiges Vorhaben, wie Amazon erklärt. Er sieht darin ein klares Bekenntnis zum Standort Graben. „Es ist ein großer Technologiesprung, der die Zukunft des Logistikzentrums sichert“, sagt er.
Seit April laufen die Bauarbeiten. Auf drei Ebenen und einer Gesamtfläche von 90000 Quadratmetern könnten schon ab Herbst nächsten Jahres die ersten Waren per Roboter verteilt werden. Statt der bislang 100 000 könnten dann künftig bis zu 300 000 Pakete am Tag das Logistikzentrum verlassen. Die neue Technologie hat nach Anhaben des Unternehmens keine negativen Auswirkungen auf die Zahl der Arbeitsplätze. Im Gegenteil: Die Stammbelegschaft von 1300 könnte auf rund 1500 Mitarbeiter anwachsen.