Augsburger Allgemeine (Land Nord)
Theaterabo ändert sich wegen Corona
In der kommenden Spielzeit muss das Abosystem umgestellt werden. Feste Plätze sind wegen verminderter Platzkapazität aufgrund der Abstandsregeln nicht möglich, stattdessen gibt es Schecks
Jenes erste Konzert der Augsburger Philharmoniker nach dem Lockdown im März, das im Juni unter dem Titel „Formenspiele“bei vier Aufführungen à 50 Zuhörern Beethovens vierte Sinfonie sowie Mendelssohns Violinkonzert e-Moll brachte, wird noch zweimal wiederholt werden – diesmal aber nicht im Freiverkauf, sondern exklusiv für Konzert-Abonnenten am Sonntag, 26. Juli, um 11 Uhr und um 19 Uhr.
Hintergrund dieses Zusatzangebots für zusammen 100 Hörer ist nicht zuletzt eine Entschuldigung an jene Konzert-Abonnenten, die wegen kurzfristig notwendiger Corona-Organisationsänderungen im Vorfeld der vier bereits stattgefundenen Konzerte nicht benachrichtigt werden konnten und dadurch auch nicht zum Zug gekommen waren. Das Staatstheater hatte zunächst berechtigte Hoffnungen, mehr als viermal 50 Zuhörer in die Kongresshalle lassen zu können, kurzfristig wieder begraben müssen, wie es in dem Entschuldigungsschreiben erklärt wird. Eine Abonnenten-Beschwerde in Form eines Rundbriefes (auch an OB Weber) liegt unserer Zeitung vor – die zwei nun zusätzlich anberaumten JuliAufführungen, bei denen im Falle zu großer Nachfrage das Losverfahren entscheiden wird, sollen die zu kurz gekommenen Abonnenten entschädigen.
Gleichzeitig kündigt das Staatstheater an, dass in der kommenden Spielzeit wegen der gegebenen Corona-Bedingungen die Festplatzabonnements in Scheckabonnements mit wechselnden Sitzplätzen umgewandelt werden. Nötig wird dies durch die coronabedingten Abstandsregelungen. In den einzelnen Spielstätten – Martinipark, Brechtbühne im Gaswerkareal und Kongress am Park – können nicht mehr alle Sitzplätze wie bisher genutzt werden. Außerdem wäre es in der kommenden Spielzeit nicht möglich, die festen Plätze der bestehenden Abos zu garantieren, da in den
nicht alle Sitzplätze belegt werden können. „Wenn wir alle Abonnement-Wünsche erfüllt hätten, hätte es so gut wie keinen freien Verkauf mehr gegeben“, sagt Operndirektor Daniel Herzog.
Deshalb hat sich das Staatstheater Augsburg auch in Anbetracht der weiterlaufenden Pandemie dazu entschieden, die Festplatzabonnements auszusetzen. Abonnenten können für die Spielzeit 2020/21 ein Scheckabonnement bekommen. Nur dadurch bekommt das Staatstheater die Möglichkeit, flexibler in der Planung zu werden. „Sonst mussten wir bei jeder Inszenierung immer auch schauen, genügend Aufführungen für die verschiedenen Abonnements bereitzustellen“, erklärt Herzog, etwa für das Dienstag-, das Freitag-, das SonntagabonSälen nement. Nun könnten stark nachgefragte Produktionen einfacher häufiger angesetzt werden, um mehr Menschen die Möglichkeit eines Besuchs zu bieten. Um mehr Platz im Kalender zu haben, habe das Theater auch auf eine Musiktheaterproduktion verzichtet. „Wir hoffen, dass uns unsere Abonnenten in dieser schweren Zeit weiterhin die Treue halten“, sagt Herzog.
So einfach diese Umstellung klingen mag, so kompliziert ist diese im Detail: Gibt es genügend Platz für die Premieren-Abonnenten in der Brechtbühne? Erschwerend kommt hinzu, dass das Staatstheater nicht weiß, welche Corona-Regelungen im September und im Lauf der nächsten Spielzeit gelten werden. Wird es möglich, im Lauf der Monate die Anzahl zu erhöhen? Gibt es wieder eine Verschärfung der Regelungen im Falle steigender Infektionszahlen? Wird die Platzobergrenze nicht nur mit Abstandsregeln, sondern auch nach Fläche pro Person berechnet? „Wir hoffen, dass wir Ende dieses Monats alle Fragen für die Abonnements in der kommenden Spielzeit beantworten können“, sagt Pressesprecherin EvaMaria Fürstenberger.
Wie schnell sich die Corona-Regeln ändern, zeigte sich bei der Anzahl der Sitzplätze: Erst konnte das Staatstheater nach den Lockerungen für den Kulturbetrieb in Bayern mit 100 Plätzen planen, später mit 200, mittlerweile hat das Staatstheater für die Musical-Gala dort eine Genehmigung für 550 Zuschauer. Bis zum 1. Juli galt für das Publikum eine Maskenpflicht auch während der Aufführung, mittlerweile müssen die Masken nur noch auf dem Weg zum Platz getragen werden.