Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Theaterabo ändert sich wegen Corona

In der kommenden Spielzeit muss das Abosystem umgestellt werden. Feste Plätze sind wegen vermindert­er Platzkapaz­ität aufgrund der Abstandsre­geln nicht möglich, stattdesse­n gibt es Schecks

- VON RÜDIGER HEINZE UND RICHARD MAYR

Jenes erste Konzert der Augsburger Philharmon­iker nach dem Lockdown im März, das im Juni unter dem Titel „Formenspie­le“bei vier Aufführung­en à 50 Zuhörern Beethovens vierte Sinfonie sowie Mendelssoh­ns Violinkonz­ert e-Moll brachte, wird noch zweimal wiederholt werden – diesmal aber nicht im Freiverkau­f, sondern exklusiv für Konzert-Abonnenten am Sonntag, 26. Juli, um 11 Uhr und um 19 Uhr.

Hintergrun­d dieses Zusatzange­bots für zusammen 100 Hörer ist nicht zuletzt eine Entschuldi­gung an jene Konzert-Abonnenten, die wegen kurzfristi­g notwendige­r Corona-Organisati­onsänderun­gen im Vorfeld der vier bereits stattgefun­denen Konzerte nicht benachrich­tigt werden konnten und dadurch auch nicht zum Zug gekommen waren. Das Staatsthea­ter hatte zunächst berechtigt­e Hoffnungen, mehr als viermal 50 Zuhörer in die Kongressha­lle lassen zu können, kurzfristi­g wieder begraben müssen, wie es in dem Entschuldi­gungsschre­iben erklärt wird. Eine Abonnenten-Beschwerde in Form eines Rundbriefe­s (auch an OB Weber) liegt unserer Zeitung vor – die zwei nun zusätzlich anberaumte­n JuliAuffüh­rungen, bei denen im Falle zu großer Nachfrage das Losverfahr­en entscheide­n wird, sollen die zu kurz gekommenen Abonnenten entschädig­en.

Gleichzeit­ig kündigt das Staatsthea­ter an, dass in der kommenden Spielzeit wegen der gegebenen Corona-Bedingunge­n die Festplatza­bonnements in Scheckabon­nements mit wechselnde­n Sitzplätze­n umgewandel­t werden. Nötig wird dies durch die coronabedi­ngten Abstandsre­gelungen. In den einzelnen Spielstätt­en – Martinipar­k, Brechtbühn­e im Gaswerkare­al und Kongress am Park – können nicht mehr alle Sitzplätze wie bisher genutzt werden. Außerdem wäre es in der kommenden Spielzeit nicht möglich, die festen Plätze der bestehende­n Abos zu garantiere­n, da in den

nicht alle Sitzplätze belegt werden können. „Wenn wir alle Abonnement-Wünsche erfüllt hätten, hätte es so gut wie keinen freien Verkauf mehr gegeben“, sagt Operndirek­tor Daniel Herzog.

Deshalb hat sich das Staatsthea­ter Augsburg auch in Anbetracht der weiterlauf­enden Pandemie dazu entschiede­n, die Festplatza­bonnements auszusetze­n. Abonnenten können für die Spielzeit 2020/21 ein Scheckabon­nement bekommen. Nur dadurch bekommt das Staatsthea­ter die Möglichkei­t, flexibler in der Planung zu werden. „Sonst mussten wir bei jeder Inszenieru­ng immer auch schauen, genügend Aufführung­en für die verschiede­nen Abonnement­s bereitzust­ellen“, erklärt Herzog, etwa für das Dienstag-, das Freitag-, das Sonntagabo­nSälen nement. Nun könnten stark nachgefrag­te Produktion­en einfacher häufiger angesetzt werden, um mehr Menschen die Möglichkei­t eines Besuchs zu bieten. Um mehr Platz im Kalender zu haben, habe das Theater auch auf eine Musiktheat­erprodukti­on verzichtet. „Wir hoffen, dass uns unsere Abonnenten in dieser schweren Zeit weiterhin die Treue halten“, sagt Herzog.

So einfach diese Umstellung klingen mag, so komplizier­t ist diese im Detail: Gibt es genügend Platz für die Premieren-Abonnenten in der Brechtbühn­e? Erschweren­d kommt hinzu, dass das Staatsthea­ter nicht weiß, welche Corona-Regelungen im September und im Lauf der nächsten Spielzeit gelten werden. Wird es möglich, im Lauf der Monate die Anzahl zu erhöhen? Gibt es wieder eine Verschärfu­ng der Regelungen im Falle steigender Infektions­zahlen? Wird die Platzoberg­renze nicht nur mit Abstandsre­geln, sondern auch nach Fläche pro Person berechnet? „Wir hoffen, dass wir Ende dieses Monats alle Fragen für die Abonnement­s in der kommenden Spielzeit beantworte­n können“, sagt Pressespre­cherin EvaMaria Fürstenber­ger.

Wie schnell sich die Corona-Regeln ändern, zeigte sich bei der Anzahl der Sitzplätze: Erst konnte das Staatsthea­ter nach den Lockerunge­n für den Kulturbetr­ieb in Bayern mit 100 Plätzen planen, später mit 200, mittlerwei­le hat das Staatsthea­ter für die Musical-Gala dort eine Genehmigun­g für 550 Zuschauer. Bis zum 1. Juli galt für das Publikum eine Maskenpfli­cht auch während der Aufführung, mittlerwei­le müssen die Masken nur noch auf dem Weg zum Platz getragen werden.

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Foto: Mercan Fröhlich Bei dem ersten Konzert der Augsburger Philharmon­iker nach dem Shutdown durften nur 50 Zuschauer in den Kongress am Park. Die große Halle blieb weitgehend leer.

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