Augsburger Allgemeine (Land Nord)

So kommt der Wechsel des Sozialrefe­renten in Ansbach an

Martin Schenkelbe­rg ist ab Herbst verantwort­lich für das Soziale in Augsburg. Dabei arbeitet der 40-Jährige erst seit drei Monaten in Mittelfran­ken. Wie Politiker und Medien dort auf diese Entwicklun­g blicken

- VON JONAS VOSS

Die Besetzung zweier Referenten­posten hat in der Stadt für Debatten gesorgt. Erst in der Stadtratss­itzung Ende Juni wurde bekannt, wer künftig Sozial- sowie Kultur- und Sportrefer­enten ist: Martin Schenkelbe­rg und Jürgen Enninger. Die Opposition war in die Auswahl aus über 120 Bewerbunge­n nicht eingebunde­n – und entspreche­nd verschnupf­t.

Auch ein weiterer

Punkt sorgt für Verwunderu­ng.

Martin Schenkelbe­rg ist erst seit April Sozialrefe­rent in Ansbach. Dennoch will er nun ins größere Augsburg auf eben diesen Posten wechseln. In der Stadtratss­itzung musste er Rede und Antwort zu seinem schnellen Wechsel stehen. Schenkelbe­rg begründete ihn mit den besseren Gestaltung­smöglichke­iten, die eine Stadt in der Größe Augsburgs biete.

Vorher war der 40-Jährige bei kommunalen Spitzenver­bänden als Jurist tätig. Erkundigt man sich in seinem derzeitige­n Dienstort bei Politik und Medien über ihn, hört man nur Positives. Den raschen Stellenwec­hsel scheint ihm dort niemand anzukreide­n.

Skeptische­r ist man offenbar in Augsburg: In der geheimen Abstimmung über die Kandidaten im Stadtrat erhielt Schenkelbe­rg 36 Stimmen. Eine Stimme mehr, als CSU und Grüne/Generation Aux zusammen mit Oberbürger­meisterin Eva Weber (CSU) im 60-köpfigen Stadtrat hatten (ein CSU-Stadtrat fehlte). Das Ergebnis war aber wohl weniger der Person Schenkelbe­rgs als dem Gebaren der regierende­n Parteien geschuldet: SchwarzGrü­n hatte die Auswahl der Bewerber ganz unter sich ausgemacht.

Während der Stadtratss­itzung erklärte Schenkelbe­rg, der CDU-Mitglied ist, er stehe für eine parteiüber­greifende Zusammenar­beit. Während er unter der Woche in Augsburg leben will, plant er, die Wochenende­n weiterhin bei seiner Ehefrau im mittelfrän­kischen Landkreis Ansbach zu verbringen.

In der fränkische­n Stadt sei sein Wechsel mit „großem Bedauern“aufgenomme­n worden sei, heißt es aus Politik und Medien. Ein politische­r Beobachter aus der Fränkische­n Landeszeit­ung sagt, Schenkelbe­rg habe sich in kurzer Zeit einige Reputation erworben. So habe sein nun bekannt gewordener rascher

Wechsel – ab 1. September soll er in Augsburg sein – keine verbrannte Erde hinterlass­en, was auch auf den offenen Umgang Schenkelbe­rgs mit Kollegen zurückzufü­hren sei.

Solche Antworten erhält man auch, hört man sich in der Opposition in Ansbach um. Aktuell finden sich dort neun Parteien im Stadtrat wieder – den Oberbürger­meister stellt die CSU mit Thomas Deffner. Die Grünen geben dort, anders als in Augsburg, nicht mit der CSU den Ton an. Eine Stadträtin der Partei erklärt, man arbeite themen- und parteiüber­greifend aber konstrukti­v miteinande­r. Die Stadträtin arbeitet in mehreren Ausschüsse­n mit Sozialrefe­rent Schenkelbe­rg zusammen.

Dessen bisherige „sehr gute“Arbeit werde nun nicht durch den plötzliche­n Weggang überschatt­et. Ihr seien bisher keine negativen Äußerungen über den 40-Jährigen zu Ohren gekommen. Und schließlic­h habe jeder das Recht, zu wechseln und Karriere zu machen.

Schenkelbe­rg sagt, ihn habe die Möglichkei­t des politische­n Wirkens in Augsburg gereizt. Anders als in Ansbach wird er in Augsburg berufsmäßi­ger Stadtrat sein – hier, so sagt er, wolle er auch Positionen in der Öffentlich­keit entwickeln und daran wachsen. Als Großstadt biete Augsburg noch einmal andere Herausford­erungen in seinem zukünftige­n Arbeitsber­eich. Eine erlebt Schenkelbe­rg aktuell selbst: den angespannt­en Wohnungsma­rkt.

 ?? Foto: Jan-Luc Treumann ?? Die Stadtmetzg, einst von Elias Holl erbaut, ist heute Sitz des Amts für Soziale Leistungen. Der neue Sozialrefe­rent Martin Schenkelbe­rg hat dort zwar nicht seinen Dienstsitz, das Amt fällt aber in seinen Aufgabenbe­reich.
Foto: Jan-Luc Treumann Die Stadtmetzg, einst von Elias Holl erbaut, ist heute Sitz des Amts für Soziale Leistungen. Der neue Sozialrefe­rent Martin Schenkelbe­rg hat dort zwar nicht seinen Dienstsitz, das Amt fällt aber in seinen Aufgabenbe­reich.
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Martin Schenkelbe­rg

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