Augsburger Allgemeine (Land Nord)
Protest auf Rädern
Trotz eines Demonstrationsverbots bringen tausende Motorradfahrer den Verkehr in München beinahe zum Erliegen
München Rund 10 000 Motorradfahrer haben in München am Samstag gegen mögliche Fahrverbote an Sonn- und Feiertagen protestiert und für erhebliche Verkehrsstörungen gesorgt. Obwohl das Kreisverwaltungsreferat die mit 8000 Teilnehmern angekündigte Demonstration zuvor verboten hatte, waren ab dem frühen Morgen Biker in die Landeshauptstadt geströmt. Mit Hupkonzerten, Jubelrufen und lauter Musik machten sie auf sich aufmerksam. Ihr Ziel: der Mittlere Ring, eine der wichtigsten Verkehrsadern rund um die Innenstadt. Bei sonnigem Wetter säumten auch viele Zuschauer die Straßen und spendierten den Bikern Beifall, die mitunter recht gemächlich unterwegs waren. Gegen 14 Uhr habe sich der Verkehr wieder normalisiert, berichtete die Polizei. Ähnliche Aktionen gab es unter anderem in Schwerin, Hamburg, Wiesbaden, Düsseldorf und Dresden.
Versammlungsrechtlich könne man den Bikern nichts vorwerfen, erklärte der Polizeisprecher. Das Ganze habe nicht den Charakter einer Kundgebung gehabt. Die Beamten
hätten mit den Leuten gesprochen und sie immer wieder ermahnt, nicht auf der Straße stehen zu bleiben und vor allem auch in angemessenem Tempo zu fahren.
Für einige könnte der Korso durch München dennoch unangenehme Folgen haben. Einige Motorradfahrer versuchten laut Polizei, eigenmächtig den Verkehr zu regeln. Andere seien von ihren Maschinen abgestiegen und hätten so den Verkehr auf dem Mittleren Ring blockiert. Zudem wurde ein Tunnel wegen eines Brandalarms gesperrt. Ursache war laut Polizei wohl ein defektes Motorrad.
Anlass für die Protestfahrt waren vom Bundesrat geforderte zeitlich beschränkte Verkehrsverbote an Sonn- und Feiertagen aus Lärmschutzgründen. Damit soll der Motorradlärm etwa in beliebten Ausflugsgegenden reduziert werden. Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer (CSU) sprach sich gegen weitere Motorrad-Fahrverbote aus, Fahrer- und Herstellerverbände kritisierten die Vorschläge als „wirklichkeitsfremd“.