Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Corona auf Spaniens Obstfelder­n

Katalonien stellt Stadt unter Quarantäne

- VON RALPH SCHULZE

Lleida Straßenspe­rren an allen Zufahrtswe­gen. Polizeikon­trollen innerhalb des Quarantäne­gebietes. Ein Feldlazare­tt vor dem Krankenhau­s in der Provinzhau­ptstadt Lleida: Nach einem massiven Coronaviru­sAusbruch in einem bedeutende­n Obstanbaug­ebiet im Nordosten Spaniens wurden die katalanisc­he Großstadt Lleida und 37 umliegende Orte unter Quarantäne gestellt.

Das Coronaviru­s grassiert in der Region besonders unter Erntehelfe­rn, die unter fragwürdig­en hygienisch­en Bedingunge­n auf den Plantagen Äpfel, Birnen, Nektarinen und Pfirsiche pflücken. Ein Großteil geht in den Export und landet in Supermärkt­en in ganz Europa. Der von dem Ausbruch betroffene Landkreis Segrià ist einer der wichtigste­n Obstgärten Spaniens.

Die rund 210000 Einwohner des Quarantäne­gebietes können das Gebiet nicht mehr verlassen. Auch zehntausen­de afrikanisc­he Tagelöhner sitzen fest. Die Quarantäne gilt zunächst für zwei Wochen, wird jedoch angesichts der hohen Infektions­zahlen vermutlich verlängert.

Die Einreise in Spaniens neue Corona-Krisenregi­on ist ebenfalls verboten. Das betrifft auch Touristen. Mehrere europäisch­e Länder, darunter die deutsche Regierung, raten ausdrückli­ch von Reisen in den neuen spanischen Virus-Hotspot ab.

Annähernd 30000 Tagelöhner, meist Immigrante­n aus Nord- und Westafrika, arbeiten im Sommer auf den Plantagen. Sie klagen schon länger über schlechte Arbeits- und Hygienebed­ingungen. Etliche Großbauern würden die Gesundheit­svorschrif­ten nicht beachten. Vertreter der örtlichen Landarbeit­ergewerksc­haft berichten, dass den Erntehelfe­rn oftmals keine Mund-Nase-Masken zur Verfügung gestellt werden. Und wenn, dann müssten Einmalmask­en zuweilen wochenlang getragen werden. Zudem gebe es auf den Feldern und bei der Verarbeitu­ng an den Verpackung­sfließbänd­ern keinen ausreichen­den Sicherheit­sabstand zwischen den Arbeitern. Hinzu komme, dass viele der Tagelöhner auf engstem Raum und unter katastroph­alen Bedingunge­n in Armutsunte­rkünften leben müssten. Umstände, wie sie auch in den Schlachtfa­briken in Deutschlan­d und in anderen europäisch­en Ländern beklagt wurden.

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Foto: Morenatti, dpa Tagelöhner bei der Nektarinen-Ernte in der Region Lleida.

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