Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Wie Kinder am Handy die Rätsel des Alltags lösen

Weil das Schülerlab­or wegen Corona geschlosse­n ist, versucht die Universitä­t Augsburg jetzt, die Mädchen und Jungen über Instagram für Naturwisse­nschaften zu begeistern. So funktionie­rt das neue Angebot

- VON LEONHARD PITZ

Die Frage klingt vielleicht etwas verrückt: Kann man ein Teelicht auch unter Wasser brennen lassen? Ob das wirklich funktionie­rt, können Jungen und Mädchen jetzt als Nachwuchsf­orscher ganz einfach mit dem Handy herausfind­en. Schüler für Naturwisse­nschaften begeistern – das ist ein Ziel der Universitä­t Augsburg. Normalerwe­ise veranstalt­et man dazu Wettbewerb­e für Kinder, auch ein Schülerlab­or gibt es. Durch Corona muss die Uni nun neue Wege gehen. Sie bringt die Experiment­e jetzt über das Smartphone ins Wohnzimmer.

Seit Mitte März findet man im sozialen Netzwerk Instagram das Mitmach-Programm „Das find’ ich Mint“der Uni. Mint steht als Kürzel

für Mathematik, Informatik, Naturwisse­nschaften und Technik. Marietta Menner, die den Bereich Mint-Bildung leitet, erklärt den Grundgedan­ken der Aktion: „Nachdem wir die Schülerlab­ore schließen mussten, war die Kernidee, Experiment­e zu zeigen, für die man eben nicht ins Labor muss, sondern mit Sachen, die jeder zuhause hat“.

Die Aktion ist nach Themenwoch­en aufgebaut. Die Mottos greifen materialwi­ssenschaft­liche Themen wie Leichtbau auf, es gab aber auch schon Serien zu Umwelt sowie ein Osterspezi­al zum Thema Ei. Die einzelnen Wochentage sollen dabei alle Diszipline­n abdecken, sagt Menner. So gibt es am Mathe-Mittwoch Rätsel aus dem Bereich der Mathematik. Am „magischen Montag“stehen dann naturwisse­nschaftlic­he Experiment­e mit „Wow-Effekt“im Vordergrun­d, etwa wie man ein Teelicht auch unter Wasser brennen lassen kann. Am Do-it-yourself-Donnerstag bekommt man Anleitunge­n zum Selbermach­en, etwa wie man sich einen eigenen Bad-Reiniger aus Wasser, Spülmittel und Zitronensä­ure mixt.

Doch es gibt nicht nur etwas zum Sehen und Staunen. Auch Quizund Meinungsfr­agen sind immer Teil der Materialie­n. Beispielsw­eise können Schüler schätzen, wie viel ein Kilogramm Fleisch wirklich kosten würde, wenn alle Folgekoste­n, die durch die Aufzucht entstehen, im Preis inbegriffe­n wären. Geteilt werden die Inhalte dabei über die „Story“-Funktion von Instagram. Im Unterschie­d zu normalen „Storys“verschwind­en diese jedoch nicht nach 24 Stunden, sondern sind auch noch Wochen danach auf dem Instagram-Kanal abrufbar. Den Kanal habe die MintBildun­g vor Corona nur als reinen Informatio­nskanal genutzt, erzählt Menner. Mittlerwei­le habe man aber mit „Das find’ ich Mint“das interaktiv­e Potenzial der Plattform für sich entdeckt: „Es gab sogar Familien, die haben mit ihren Kindern selber Experiment­e gemacht, die uns dann zugeschick­t und uns gefragt: Könnt ihr das wissenscha­ftlich erklären?“.

Instagram sei ein super Instrument für Wissenscha­ftskommuni­kation, sagt Menner. „Wir erreichen mit dem Angebot auch Zielgruppe­n, die sonst nicht in die Uni kommen würden.“Deshalb werde man das Projekt auch nach Corona weiterführ­en. Aktuell folgen dem

Kanal etwas mehr als 600 Menschen. Eine Zahl, die Menner gerne noch ausbauen würde. Dabei könnte helfen, dass das Projekt Teil einer bundesweit­en Allianz geworden ist. Sie wurde im April von Bund und Ländern ins Leben gerufen, um Angebote der Mint-Bildung auch in Zeiten von Homeschool­ing aufrechtzu­erhalten.

Der Trick mit dem Teelicht funktionie­rt übrigens ganz einfach mit einem leeren Glas. Zuerst lässt man das Teelicht in einer großen Schüssel mit Wasser an der Oberfläche schwimmen und zündet es an. Dann stülpt man ein leeres Glas über das Teelicht und drückt es bis auf den Boden der Schüssel. Jetzt heißt es nur noch: Das Glas gut festhalten. Bis der Sauerstoff im Glas ausgeht, brennt das Teelicht auch unter der Wasserober­fläche.

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Foto: Jan-Luc Treumann Am Smartphone können sich Schüler als Nachwuchsf­orscher versuchen.

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