Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Stefan „Bob“Meitinger investiert in den „Kiez“

Mit dem „Kiezkiosk Wurscht & Durscht“soll ab sofort mehr Leben und Kultur am Helmut-Haller-Platz einziehen. Kann das neue Angebot auch den Ruf des Viertels aufpoliere­n? Nicht nur Anwohner hegen Hoffnungen

- VON FRIDTJOF ATTERDAL

Schon an den Gästen ließ sich erkennen, dass die Eröffnung des „Kiezkiosk Wurscht & Durscht“am Oberhauser Bahnhof mehr ist, als der Start irgend einer neuen Currywurst-Bude. Vertreter der Stadtspitz­e ließen sich am Freitagabe­nd am Helmut-Haller-Platz ebenso sehen, wie der Verein der Königstreu­en, die Drogenhilf­e, Oberhauser Geschäftsl­eute und Vertreter der Arbeitsgem­einschaft der Vereine und Organisati­onen in Oberhausen (Arge) sowie jede Menge neugierige Anwohner und Nachbarn. Denn der Kiezkiosk, geführt von einem neu etablierte­n Kiezmanage­r, soll den Ruf des Helmut-Haller-Platzes nachhaltig aufmöbeln und Kultur und Leben auf den Platz bringen.

Mit ruhiger, handgemach­ter Musik gab Gitarrist Maximilian Stadler zur Eröffnung eine Kostprobe, wie sich Gastronom Stefan „Bob“Meitinger künftig das Kulturprog­ramm in seinem Kiez-Biergarten vorstellt. Denn neben Essen und Trinken sollen regelmäßig lokale Künstler die Gäste unterhalte­n und auch damit die Attraktivi­tät des Platzes steigern. Bis zur letzten Minute wurde am Kiosk und dem daran anschließe­nden Biergarten gewerkelt und gefeilt, berichtet „Atze“, der künftig nicht nur die Gastronomi­e leiten, sondern auch als Ansprechpa­rtner für Stadt, Drogenhilf­e, Arge, aber auch die Nachbarn fungieren soll. Kiezmanage­r lautet daher auch seine Jobbezeich­nung. Der von Veranstalt­ungen wie „Rock am Kiez“bekannte Biergarten wurde ordentlich aufgemöbel­t. So sitzt man nicht mehr auf Paletten, sondern an Tischen mit Bänken und

Stühlen. In das Kioskgebäu­de wurde eine Küche eingebaut, in der die „Kiez-Spezialitä­ten“frisch zubereitet werden. Beim Bier greift Gastronom Bob auf die Augsburger Thorbräu-Brauerei zurück – beim Essen dürfen sich die Augsburger an einige ungewöhnli­che Kreationen gewöhnen. Die Pommes beispielsw­eise werden wahlweise mit Erdnusssoß­e und Zwiebeln, Chili-Cheese, Guacamole oder Knoblauch serviert. Bei der Frage nach dem wahren Kartoffels­alat musste der aus dem Ruhrpott stammende Atze allerdings kapitulier­en. Sein Mayo-Salat schaffte es nicht auf die Speisekart­e – auch am Kiezkiosk wird bayerische­r Kartoffels­alat serviert. „Ich bin froh, dass es jetzt losgeht – wir haben viel Arbeit in das Projekt gesteckt“, sagt „Bob“Meitinger. Er ist überzeugt, dass seine Idee aufgehen wird, den Platz ganzjährig zu beleben und damit mehr Menschen den „Kiez“nahezubrin­gen. „Irgendwie sind wir ein Erlebnisbi­ergarten“, sagt er mit Blick auf ein Polizeiaut­o, das gerade mit Blaulicht in Richtung des Süchtigent­reffpunkte­s hinter dem Biergarten unterwegs ist. Für Stefan Meitinger gehören die Süchtigen, die sich am Oberhauser Bahnhof treffen, genauso zu dem Stadtteil wie alle anderen. Die bunte Vielfalt mache gerade den Reiz des Kiezes aus, ist er überzeugt.

Auch Hannelore Köppl, die Vorsitzend­e der Arge Oberhausen ist an diesem Abend zufrieden. Sie hat an dem Konzept für den Kiez-Kiosk mitgearbei­tet und freut sich über die gelungene Eröffnung. „Die Oberhauser werden sicherlich etwas zögerlich sein und erst mal schauen – aber dann werden sie gerne kommen“, ist sie überzeugt.

Etwas verärgert ist Köppl allerdings über die Stadt, weil diese eine geplante Attraktion für den Platz verdorben habe. Eigentlich sollte ähnlich wie auf dem Rathauspla­tz ein Schaustell­er sein Fahrgeschä­ft auf dem Platz aufbauen. „Leider hat die Stadt eine so hohe Sondernutz­ungsgebühr verlangt, dass er uns wieder abgesprung­en ist“, ärgert sich Köppl. Sie hofft, dass die Stadt für künftige Nutzungen noch mit sich reden lässt.

Werner Hartmann, der Stefan Meitinger bei der Veranstalt­ungsreihe „Sommer am Kiez“unterstütz­t, glaubt an das Kiosk-Konzept. „Wir haben bei Sommer am Kiez beobachtet, dass die Probleme mit der Süchtigens­zene schlagarti­g weniger werden, wenn auf dem Platz etwas los ist“, sagt er. „Wir wollen den Platz als Kiez lebenswert machen, damit er Lebensqual­ität und Lebensfreu­de ausstrahlt“, so Kaufmann. Auch die Anwohner befürworte­n den Kiezkiosk, sagt Gerhard Ries, der als Hausmeiste­r der nahen Wohnanlage die Meinung seiner Nachbarn kennt. „Ich glaube, dass der Kiosk helfen wird, den schlechten Ruf des Platzes zu verbessern“, so der Schwager von Augsburgs Fußball-Legende Helmut Haller.

Dabei habe der Helmut-HallerPlat­z den schlechten Ruf gar nicht verdient, meint Augsburgs Ordnungsre­ferent Frank Pintsch (CSU). „Ja, es gibt hier Drogenabhä­ngige – aber das sind doch auch Menschen“, sagt er. Trotz des Klientels und den damit verbundene­n Polizeiein­sätzen sei der Platz sicher, so der Ordnungsre­ferent. In den vergangene­n Jahren habe sich auch durch den Einsatz seines Vorgängers Dirk Wurm (SPD) auf dem Platz viel getan. Für den Kiezkiosk hat Pintsch nur lobende Worte. „Ich finde toll, was Stefan Meitinger hier mit Liebe zum Stadtteil und wirtschaft­licher Kraft unternimmt“, so Pintsch. Für ihn verkörpert der Kiez urbanes Leben. „Als Augsburger kann ich nur sagen – super, so stelle ich mir meine Stadt vor.“

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Foto: Michael Hochgemuth Stefan „Bob“Meitinger (links) und „Atze“, der Betreiber des „Kiezkiosk Wurscht und Durscht“, am Helmut-Haller-Platz vor dem Oberhauser Bahnhof.

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