Augsburger Allgemeine (Land Nord)
Amazon investiert
Der Onlineversandriese will eine bestehende Halle ausbauen und die Lagerfläche verdreifachen. Die Stammbelegschaft soll um 250 Mitarbeiter wachsen. Paketverteilzentrum der Post bleibt bestehen
Graben Mehrere Bagger und Lastwagen sind in der Lagerhalle von Amazon in Graben am Werk. Auf der riesigen Fläche soll in den kommenden Monaten mehr Platz geschaffen werden. Dafür werden in der östlichen Lagerhalle derzeit zwei zusätzliche Ebenen eingezogen. Denn der Onlineversandriese will massiv in den Standort in Graben investieren. Ein neues RoboterSystem soll bei der Warenabfertigung helfen und die Stammbelegschaft langfristig um rund 250 Mitarbeiter wachsen.
Mit dem Ausbau wird sich die nutzbare Lagerfläche nach Angaben von Amazon-Sprecher Stephan Eichenseher von 30000 auf 90000 Quadratmeter verdreifachen. Schon jetzt lagerten in der Halle Millionen von Artikeln – vom Rasierer über Bücher bis hin zu Bügelbrettern. Mit dem Umbau könnte sich die Lagerkapazität bald verdoppeln. Allein drei Monate habe es gedauert, die Halle freizuräumen, erklärt Eichenseher. Ein Großteil der bestehenden Anlage und der Waren wurde auf andere Standorte verteilt. In der zweiten Halle des Logistikzentrums in Graben lief der Betrieb währenddessen normal weiter.
Im April begannen die Bauarbeiten, im Herbst nächsten Jahres soll die Erweiterung der Lagerhalle abgeschlossen sein. Dafür investiert der Onlineversandhändler rund 150 Millionen Euro. „Für uns ist das ein Jackpot“, sagt Ernst Schäffler, der den Amazon-Standort in Graben vier Jahren leitet. „Die Erweiterung bringt uns technisch auf den modernsten Stand und trägt zur Standortsicherung bei.“
In der umgebauten Halle sollen künftig Roboter herumfahren und die Waren direkt zu den Mitarbeitern bringen. Diese laufen bislang rund zwölf Kilometer am Tag, um bestellte Waren aus den Regalen zu holen. Um Wege zu sparen, sind die Artikel schon jetzt nach dem Chaosprinzip kunterbunt verteilt.
Mithilfe der neuen Roboter müssen die Mitarbeiter nicht mehr zwischen den meterhohen Regalen heseit rumlaufen, sondern die Regale kommen zu ihnen. Sie müssen die bestellten Artikel dann nur noch entnehmen und versandfertig machen. Bei der Verteilung der Pakete helfen wiederum Förderbänder, die sich über zehn Kilometer durch das Gebäude schlängeln.
„Die neue Technologie hilft uns, den vorhandenen Platz im Gebäude besser zu nutzen und produktiver zu arbeiten“, sagt Amazon-Sprecher Stephan Eichenseher. Statt der bislang 100 000 könnten künftig bis zu 300 000 Pakete am Tag das Logistikzentrum in Graben verlassen.
Für die rund 1300 Mitarbeiter, die derzeit fest am Standort arbeiten, habe die Einführung des Roboter-Systems keine negativen Folgen, versichert Standortleiter Ernst Schäffler. Im Gegenteil: Weil die neue Technologie eine höhere und konstantere Auslastung ermöglicht, werde die Stammbelegschaft langfristig auf rund 1500 Mitarbeiter anwachsen. Gerade in der technischen Abteilung werde Personal gebraucht. „Wir werden uns auf rund 70 Mitarbeiter verdoppeln“, sagt Leiter Oliver Reisenhofer. Zudem sollen ab kommendem Jahr Mechatroniker am Standort in Graben ausgebildet werden. Dafür arbeitet das Unternehmen mit dem Maschinenbaukonzern MAN zusammen.
Grabens Bürgermeister Andreas Scharf unterstützt den Ausbau des Standorts. „Diese Nachverdichtung ist optimal und nachhaltig“, sagt Scharf. Zusätzliche Flächen für eine Erweiterung hätte es ihm zufolge nicht mehr gegeben.
Aufatmen können unterdessen die rund 80 Mitarbeiter der Deutschen Post im gleich nebenan gelegenen Paketverteilzentrum. Dieses sollte Anfang Mai schließen, kurz darauf wurde der Betrieb bis Ende Juni verlängert. Nun steht fest: Das Verteilzentrum bleibt bestehen. „Wir können bestätigen, dass wir auch über den Juni hinaus den Standort Graben weiter betreiben werden und die Arbeitsplätze am Standort Graben erhalten können“, teilt Sprecher Dieter Nawrath auf Nachfrage schriftlich mit.
Das Verteilzentrum, das offiziell Amazon Sorting Center heißt, arbeitet eng mit Amazon zusammen. Inwieweit
Gerüchte um die Zukunft des DHL-Standortes
der Ausbau bei dem Versandunternehmen für den Erhalt des DHL-Verteilzentrums eine Rolle spielt, ist allerdings unklar. Gerüchten zufolge will Amazon das Verteilzentrum langfristig übernehmen. Von Unternehmensseite heißt es schriftlich, dazu gebe es aktuell keine Pläne. Auf Nachfrage teilt es über die künftige Zusammenarbeit mit DHL schriftlich mit: „Die Deutsche Post DHL ist ein wichtiger Partner bei der Betreuung von Kunden in ganz Europa, und wir legen großen Wert auf das Know-how und das hochwertige Zustellnetzwerk von DHL. Wir freuen uns, dass wir nun in Graben, wo DHL für uns weiterhin Pakete sortiert, noch enger zusammenarbeiten.“