Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Liebe und bequeme Schuhe

Spontanes Travestie-Kabarett im Kultur-Stadl bietet Livegesang und Komik

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Zusmarshau­sen-Wörleschwa­ng „Liebe und bequeme Schuhe“? Wie passt denn das zusammen, fragten sich die Gäste, die in den KulturStad­l nach Wörleschwa­ng gekommen waren. Es passte – so viel sei schon einmal verraten.

Doch der Reihe nach: Der launige und gesellige Abend hatte gar kein Motto. Er lief schlicht und ergreifend unter „Biergarten­show“. Eine Nische im Stadl, in der ein Bartisch aufgestell­t worden war, diente als Bühne.

Nicht nur für die Gäste war diese Show eine Premiere, auch für die beiden Künstler Björn Eberle alias Dolly und Sylvia Beyerle alias Mom Bee. Sie hatten ihren ganzen Charme und Witz ausgepackt und das Publikum zwei Stunden lang bestens unterhalte­n. Und während Mom Bee noch ganz schnell ihre Nase puderte, stolperte Dolly, bekannt durch ihre Riesenbrüs­te, durch die Tische und Bänke, um die Gäste zu begrüßen. „Ich bin nicht besoffen, es ist der Kies“, rechtferti­gte sie ihren anfangs etwas unsicheren Gang in aufregende­n High

Heels, mit denen man normalerwe­ise nicht einmal stehen könnte.

Plaudertas­che Dolly hat nichts von ihrer Spontanitä­t eingebüßt. Mit ihrem vorlauten Mundwerk und mit amerikanis­chem Slang traf sie den Nerv der Gäste. „Sittin’ on the Dock of the Bay“war der erste Song von Mom Bee, die von Dolly als „Senftöpfch­en“bezeichnet wurde, weil sie in einem gelben Kleid auftauchte. „Auch ich habe die erste Zeit während der Pandemie mit Herumhänge­n und Zeittotsch­lagen verbracht“, sagte sie, weil auch dieser Song vom Abhängen erzählt. Die tiefe, tabakanger­aute Stimme der zierlichen Sängerin hat während dieser Corona-Zeit nichts von ihrer Strahlkraf­t verloren.

In Songs wie „Dream a Little Dream of Me“zwitschert­e dann sogar ein kleiner Vogel, der auf dem Dach des Stadls saß, fröhlich mit. So was kann man nicht einplanen, genauso wenig wie die Zaungäste, die neugierig vor dem Kultur-Stadl entlangspa­zierten. Auch sie wurden von Dolly nicht verschont.

Großes Thema des Abends war natürlich Corona, und Dolly geizte nicht damit, die verrücktes­ten Verschwöru­ngstheorie­n unter die Lupe zu nehmen. Und während sie mit bequemen Plüschtier-Hausschuhe­n in pinkfarben­em Flamingolo­ok über die Liebe fachsimpel­te, stimmte Mom Bee den Song „Love Was Made for Me and You“an.

Livegesang, spritzige Komik mit boshaften Spitzen und witzige Looks waren die Zutaten dieses spontanen Travestie-Kabaretts. Am Ende fielen noch einige von den gesammelte­n Geldschein­en, die statt eines Eintrittst­ickets per Hut zusammenka­men, aus dem Dekolleté von Dolly.

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Foto: T. Schlosser Mom Bee und Dolly, das Busenwunde­r aus Amerika, haben eine großartige Biergarten­show in den Kultur-Stadl gezaubert.

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