Augsburger Allgemeine (Land Nord)
Wie man das Smartphone richtig reinigt – und wie besser nicht
Ständig in der Hand und oft sogar am Gesicht: Nicht nur zu Corona-Zeiten ist Hygiene für Handys wichtig. Zwar sind die Geräte keine Keimschleudern. Geputzt gehören sie trotzdem
In Zeiten von Corona überlegen sich einige Menschen ganz genau, was sie in die Hände nehmen möchten. Das Smartphone gehört sicher dazu. Das halten sie sich sogar ans Gesicht. Doch ist das nicht irgendwie unhygienisch?
Die gute Nachricht vorab: „Das Handy ist keine Keimschleuder“, sagt Markus Egert, Professor für Mikrobiologie und Hygiene an der Hochschule Furtwangen. Im Vergleich zur Anzahl der Keime an menschlichen Händen oder auf der Toilettenbrille sei die Keimlast auf dem Handy verschwindend gering. „Gerade die modernen Smartphones sind supertrocken und glatt, dadurch können sich nur wenige Keime festhalten“, erklärt Egert. Sie fänden nur wenig zu fressen und vermehren sich deswegen kaum. Bei alten Tastentelefonen sei die Keimbelastung dagegen höher.
Benutzer haben Einfluss darauf, wie viele Keime sich auf dem Handy befinden. „Die Oberfläche des Smartphones ist ein Spiegelbild seines Nutzers“, sagt Sebastian Klöß, Referent für Consumer Technology beim Branchenverband Bitkom. Wer sich selten die Hände wasche, sein Smartphone während des Essens und auf der Toilette benutze, übertrage deutlich mehr Keime auf sein Gerät als derjenige, der all dies nicht tut. Auch der Zustand des Smartphones hat Einfluss auf die Keimlast. „Bakterien, Viren und Schimmelpilze können sich besonders gut in Kratzern festsetzen“, ergänzt Klöß. Smartphone-Anbieter
Apple oder Samsung geben auf ihren Internetseiten oft Reinigungstipps.
● Die Experten raten, vor der Reinigung das Gerät auszuschalten und alle Anschlüsse zu entfernen.
● Dann das Gerät am besten mit einem weichen, fusselfreien, leicht angefeuchteten Mikrofasertuch reinigen, raten die Hersteller. Bei starkem Schmutz können Nutzer auch etwas Seifenwasser verwenden.
● Wichtig dabei ist, darauf weisen Hersteller wie Apple und Samsung explizit hin, dass keine Feuchtigkeit in die Öffnungen des Mobiltelefons gerät.
● Zwar sind inzwischen viele Smartphones wasserdicht. Klöß rät trotzdem dazu, auf Nummer sicher zu gehen und sofort mit einem trockenen Tuch nachzuwischen.
Aus Sicht der Mikrobiologie sind die Hersteller-Empfehlungen völlig in Ordnung. „Ein feuchter Lappen und etwas Spülmittel reichen vollkommen“, sagt Egert. Wenn man unterwegs ist, könne man auch ein Brillenreinigungstuch nehmen.
Eine Desinfektion des Handys im häuslichen Bereich sei aber nicht nötig. Denn von Mobiltelefonen gehe keine besondere Infektionsgefahr aus. Auch das Coronavirus lasse sich mit Seifenwasser inaktivieren.
Eine Desinfektion mit Oberflächenoder Händedesinfektionsmitteln sei schon deshalb kaum möglich, weil bei der benötigten Menge und deren Einwirkzeit die Gefahr bestehe, dass die Mittel in die Gerätezwischenräume gelangen, erklärt Bernd Glassl, Bereichsleiter Haushaltspflege beim Industrieverband Körperpflege- und Waschmittel.
Auch andere Reinigungsmittel können dem Smartphone schaden. Zwar besteht die Oberfläche des Smartphone-Displays aus Glas – es deshalb einfach mit dem Glasreiniger zu säubern, sei dennoch falsch, so Klöß.
Hintergrund: Touchdisplays haben meist eine ölabweisende Bewie schichtung. Sie sorgt dafür, dass sich dort Fingerabdrücke nicht festsetzen, beziehungsweise dass sie leicht abzuwischen sind. „Reinigt man sein Smartphone-Display beispielsweise mit Glasreinigern oder Reinigungsmitteln auf Alkoholbasis, wird die fettabweisende Beschichtung allmählich entfernt“, warnt Klöß.
Wer möchte, kann spezielle Reinigungssprays mit keimabtötender und antibakterieller Wirkung benutzen. Diese dürfen Nutzer aber nicht direkt auf das Smartphone sprühen. Das gilt auch für wasserdichte Smartphones, mahnt Klöß. Denn die Sprays könnten die Dichtungen beschädigen.
Die Anschlüsse eines Telefons sind sehr empfindlich. Nutzer sollten sie deswegen besonders vorsichtig und ohne Feuchtigkeit säubern. Klöß rät zu Wattestäbchen oder einer weichen Zahnbürste.
Wer von seiner Spiegelreflexkamera einen kleinen Blasebalg hat, kann auch den zur Reinigung verwenden. „Druckluftreiniger hingegen sollten keinesfalls eingesetzt werden“, warnt Klöß.
Wie oft Nutzer ihr Smartphone reinigen sollten, hängt letztlich von der Nutzung ab, sagt Glassl. Wenn man viel unterwegs ist, viele Leute trifft, das Handy sowohl im Bad als auch in der Küche nutzt, sei es ratsam, es häufiger zu reinigen. Wer unterwegs war und dann nach Hause kommt und sich die Hände wäscht, sollte auch das Smartphone reinigen. Philipp Schulte, dpa