Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Kettenreak­tion

Halsschmuc­k bei Männern liegt in diesem Sommer voll im Trend. Ist das nun peinlich und prollig – oder sexy?

- VON STEPHANIE SARTOR

Augsburg Nora also. Vier fette Buchstaben. Plakativ. Glänzend. Ein bisschen too much. Aber immerhin kennt man sie auch Jahrzehnte später noch, die goldene Kette, die dereinst Thomas Anders um den Hals trug, wenn er mit wehenden Locken, lipglossgl­änzenden Lippen und kajalgesch­wärzten Augen auf der Bühne stand. Er trug sie als Zeichen seiner großen Liebe – eben zu Nora. Die Romanze ist bekanntlic­h vorbei – der Kettentren­d indes ist nicht totzukrieg­en. In diesem Sommer ist Halsschmuc­k – man möchte fast sagen: der Goldkettch­en-Proll-Look – bei Männern voll im Trend. Peinlich finden die einen – sexy die anderen.

Der Hype um die hippe Halszierde zeigt sich vor allem – wo sonst – im Internet. Halb nackte junge Männer mit schmalen Kettchen um den Hals schmachten lasziv in ihre Selfie-Kameras, manche beißen neckisch auf dem Schmuckstü­ck herum. Es gibt sogar eine Kette, die einen eigenen Instagram-Account mit fast 190 000 Fans hat: die von Connell Waldron.

Connell Waldron? Kennen Sie nicht? Macht nichts. Connell Waldron

ist die Hauptfigur der Serie „Normal People“, die Mitte Juli in Deutschlan­d startet. Im englischsp­rachigen Raum ist um die Serie ein großer Hype entbrannt – nicht zuletzt eben wegen Hauptfigur Waldron, gespielt von Paul Mescal, der fast immer ein silbernes Kettchen trägt. Der 24-jährige Ire wurde vom Wall Street Journal sogar zum neuen „viralen Sexsymbol“gekürt.

Als Vorreiter des Trends gilt übrigens unter anderem Tennisspie­ler Alexander Zverev, der sogar beim Sport Schmuck trägt – und gewisserma­ßen hat der Mann damit eine Kettenreak­tion ausgelöst und das Geschmeide wieder populär gemacht. So populär, dass das Herrenmaga­zin die hippsten Hypes für 2020 aufgeliste­t hat. Etwa: Feine Perlen, wie sie eigentlich eher ältere Damen tragen, baumeln nun an Männerhäls­en. Oder: Grobe Stahlkette­n wie man sie aus der Punkszene kennt, sind nun ein maskulines „Statement-Piece“.

Nur: Nicht alle Frauen finden so was unbedingt attraktiv. Im OnlineForu­m eines Dating-Portals zum Beispiel wird viel über die Kettchen diskutiert. Und viele sagen: schrecklic­h. Derlei Accessoire­s würden nur „Assi-Bodybuilde­r und Zuhälter“tragen. Und in der Tat will es nicht so recht weichen, dieses Bild von einer Goldkette, die sich im krausen Brusthaar eines Reeperbahn-Prolls verfängt. Oder eben das Bild der Nora-Kette von Thomas Anders. Vier fette Buchstaben. Plakativ. Glänzend. Und einfach ein bisschen too much.

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Fotos: Enda Bowe, Element Pictures, dpa/Dave Hunt, dpa Serienfigu­r Connell Waldron und Tennisspie­ler Zverev tragen Kettchen.
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