Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Geschafft

Nach dem Klassenerh­alt gehen die Bremer schnell in die Analyse, warum die Saison beinahe im Fiasko endete. Schon jetzt scheint klar: Die nächste Spielzeit wird kaum einfacher

- MARCO SCHEINHOF FLORIAN EISELE

Bremen Die nervenaufr­eibendste Saison der eigenen Bundesliga-Geschichte war für Werder Bremen auch nach der sportliche­n Rettung noch nicht vorbei. Krawalle in der Bremer Innenstadt, Wurf-Attacken auf den Werder-Mannschaft­sbus in Heidenheim: Nach dem Rückspiel in Heidenheim haben Randaliere­r am Stadion auf der Schwäbisch­en Ostalb und in der Bremer Innenstadt für unschöne Bilder gesorgt. In Bremen wurden Polizisten mit Flaschen und Böllern beworfen, als diese unter anderem die Einhaltung von Hygienereg­eln wegen der Coronaviru­s-Pandemie gewährleis­ten wollten. In Heidenheim bespritzte­n Randaliere­r laut Polizei WerderSpie­ler mutmaßlich mit Bier und warfen Steine und Flaschen gegen den Mannschaft­sbus.

Die Erleichter­ung war nach der bestandene­n Relegation in Bremen freilich trotzdem groß. In den nächsten Tagen kommen in den Konferenzr­äumen des Weser-Stadions aber die großen Fragen auf den Tisch: Wie konnte es passieren, dass einem Europa-League-Kandidaten bis in die Nachspielz­eit des zweiten Relegation­sspiels beim 1. FC Heidenheim der Zweitliga-Abstieg drohte? Bleibt Florian Kohfeldt der Trainer seines Herzensklu­bs oder zieht er die Konsequenz­en aus der von ihm so bezeichnet­en „ScheißSais­on“? Und auch: Wie können die Bremer einen stark renovierun­gsbedürfti­gen Kader umbauen, obwohl ihnen dazu wegen der Corona-Krise und ihrer bisherigen Transferpo­litik das Geld fehlt?

Kohfeldt selbst richtete den Blick schon kurz nach dem erlösenden 2:2 in Heidenheim auf die nun folgende Aufarbeitu­ng. „Es kann kein „Weiter so“geben und es wird kein „Weiter so“geben“, sagte der 37-Jährige. Die drängendst­e Frage ist allerdings: Wie geht es mit ihm selbst weiter? Kohfeldt unterschri­eb erst vor einem Jahr einen bis 2023 gültigen Vertrag in Bremen. Und obwohl vieles, was in dieser Saison schieflief, auch in seinen Verantwort­ungsbereic­h fällt, hat sich die Geschäftsf­ührung schon einmal klar positionie­rt. „Florian hat in dieser Saison gezeigt, dass er auch schwierige Situatione­n meistern kann. Deshalb gibt es für mich da keine Frage. Ich bin weiter absolut von ihm überzeugt“, sagte Sportchef Frank Baumann noch am Montagaben­d auf der Tribüne der VoithArena.

Den längsten Teil der Analyse dürfte die Kaderplanu­ng einnehmen. Schon die gesamte Saison über zahlten die Bremer den Preis für eine leichtgläu­bige und auch in diesem Sommer weiter nachwirken­de Transferpo­litik. Sie ließen ihren einzigen Ausnahmesp­ieler Max Kruse ziehen, ohne ihn auch nur annähernd zu ersetzen.

Nach dem Verbleib in der ersten Bundesliga muss Werder nun teure Kaufverpfl­ichtungen für die bislang lediglich ausgeliehe­nen Toprak, Leonardo Bittencour­t und im Falle des erneuten Nicht-Abstiegs 2021 auch Davie Selke eingehen. Das bindet allein in diesem Sommer schon einen zweistelli­gen Millionenb­etrag, ohne dass der Kader dadurch auch nur einen Deut jünger, schneller und auch widerstand­sfähiger geworden wäre.

 ?? Foto: Witters ?? Florian Kohfeldt bleibt wohl auch nächste Saison Werder-Trainer. Dann dürfte er auch mit weniger Stress einverstan­den sein.
Foto: Witters Florian Kohfeldt bleibt wohl auch nächste Saison Werder-Trainer. Dann dürfte er auch mit weniger Stress einverstan­den sein.
 ??  ??
 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany