Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Ein ehrgeizige­r Plan

Alexander Scherl und Roman Deisenhofe­r nehmen die Zugspitze in Angriff. Mit dem Fahrrad von Augsburg aus

- VON ANDREAS KORNES

Am 27. August jährt sich die offizielle Erstbestei­gung der Zugspitze zum 200. Mal. 1820 soll ein gewisser Josef Naus erstmals auf dem Gipfel von Deutschlan­ds höchster Erhebung gestanden haben. Ganz sicher ist das allerdings nicht, denn es scheint nicht ausgeschlo­ssen, dass auch schon früher jemand den Aufstieg auf 2962 Meter gewagt hat. Als gesichert dürfte dagegen gelten, dass die damaligen Bergsteige­r nicht erst mit dem Zweirad von Augsburg heran gefahren kamen. Und ganz sicher radelten sie nach Auf- und Abstieg nicht wieder nach Augsburg zurück. Genau das haben aber zwei Freunde aus Augsburg in Kürze vor. Roman Deisenhofe­r, 35, und Alexander Scherl, 40, tüfteln schon seit längerem an einem Vorhaben, das mit der Erstbestei­gung der Zugspitze vor 200 Jahren nicht mehr viel gemeinsam hat.

125 Kilometer Straße liegen zwischen dem Augsburger Rathauspla­tz und dem kleinen Ort Hammersbac­h am Fuße der Zugspitze. Von dort aus sind es genau 2200 Höhenmeter rauf zum Gipfelkreu­z. Das aber reicht den beiden Extremspor­tlern nicht. Sie wollen weiter über den Jubiläumsg­rat, rüber zur Alpspitze, von dort wieder hinab zu ihren Rädern und dann zurück nach Augsburg. 250 Kilometer auf dem Rad, 21 Kilometer zu Fuß durchs Gebirge und insgesamt 4500 Höhenmeter stehen auf dem Plan.

Alexander Scherl, Inhaber der Alpinschul­e Augsburg, hat diese Tortur mit einem anderen Begleiter schon einmal bis ins Detail geplant, absolviert und damals etwas über 18 Stunden benötigt. Jetzt ist das Ziel deutlich ambitionie­rter. „Wir wollen es in unter 15 Stunden schaffen“, sagt Deisenhofe­r. Der Profi-Triathlet sieht vor allem auf der Radstrecke, seiner Spezialdis­ziplin, noch Verbesseru­ngspotenzi­al. „Die Jungs hatten damals einen 31er-Schnitt. Jetzt wollen wir schon eher einen Schnitt zwischen 38 und 40 Stundenkil­ometern anpeilen.“

Beide Sportler werden mit edlen Zeitfahrma­schinen unterwegs sein. Deisenhofe­r soll die meiste Zeit im Wind fahren und Tempo machen. Ein Begleitfah­rzeug übernimmt die Versorgung mit Kohlenhydr­aten und Flüssigkei­t. Weit über 10000 Kalorien werden die beiden im Laufe dieses langen Tages verbrennen, um den Muskeln die nötige Energie zur Verfügung zu stellen. Deisenhofe­r: „Du musst eigentlich ständig in kleinen Portionen essen, damit der Körper das alles aufnehmen kann.“

In Hammersbac­h angekommen, wechseln die beiden Sportler nur die Schuhe und nehmen dann sofort den Aufstieg in Angriff. Das Gepäck wird auf ein Minimum reduziert. „Wir müssen so leicht wie möglich sein, wir wollen schnellstm­öglich hochkommen“, sagt Deisenhofe­r.

Bis zum Gipfel ist das zumindest bergsteige­risch noch kein großes Problem. 2:40 Stunden planen sie für den Aufstieg ein. Auf dem Jubiläumsg­rat kommen sie dann aber in hochalpine­s Terrain, dort wird der ausgebilde­te Bergführer Scherl das Kommando übernehmen. Normalerwe­ise ist für die sechs Kilometer lange Route ein knapper Tag veranschla­gt. Die beiden wollen sie in fünf Stunden schaffen. Danach müssen sie auf dem Rückweg nur noch 1200 Meter Höhe abbauen, ehe sie wieder nach Hause radeln.

Ein Stück weit ist das Vorhaben der Corona-Krise geschuldet. Scherl wollte in diesem Jahr erstmals einen Triathlon absolviere­n. Aufgrund der Pandemie wurden aber alle Wettbewerb­e abgesagt. Das traf natürlich auch Deisenhofe­r, der auf die Langdistan­z spezialisi­ert ist. „Ich habe dann gesehen, dass Alex da mal was Interessan­tes gemacht hat. Das Ganze ist eine coole Herausford­erung und vor allem geht das noch schneller. Also haben wir damit begonnen, eine Neuauflage zu planen“, sagt Deisenhofe­r.

Seit Wochen läuft die Vorbereitu­ng der beiden Sportler. Den Jubiläumsg­rat sind die beiden schon auf Zeit gegangen. Und auch das Radfahren im Team haben sie schon getestet, die Abstimmung muss funktionie­ren. Ein Problem ist momentan noch, dass es auf dem Jubiläumsg­rat keine Möglichkei­t gibt, Wasser nachzufüll­en. Um möglichst leicht zu sein, wollen die beiden Sportler nur eine Trinkweste mitnehmen, in die aber nur ein Liter Flüssigkei­t hinein passt. „Da oben gibt es nur Steine. Einen Rucksack wollen wir eigentlich nicht mitnehmen. Aber ein Liter ist zu wenig. Mal schauen, wie wir das lösen.“

Einen genauen Termin für das Unternehme­n gibt es nicht. Alles hängt vom Wetter ab. Sicher ist nur: Sie wollen innerhalb der nächsten zwei Wochen starten.

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Foto: Ulrich Wagner Roman Deisenhofe­r (links) und Alexander Scherl haben viel vor. 250 Kilometer auf dem Rad, 21 Kilometer zu Fuß und 4500 Höhenmeter stehen auf dem Programm.

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