Augsburger Allgemeine (Land Nord)

So kommt der Haken ans Heck

Einsatzzwe­cke für eine Anhängerku­pplung gibt es viele. Was Autofahrer zur Nachrüstun­g wissen müssen

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Agrarhaken, Bauernfäng­er oder Holland-Finger: Die Anhängerku­pplung hat viele Spitznamen. Doch der praktische Nutzen bleibt immer gleich. Viele Autos lassen sich damit nachrüsten, aber nicht alle. Was müssen Autofahrer wissen?

Am Anfang steht ein Blick in den Fahrzeugsc­hein, weiß Thorsten Rechtien. „Dort ist die zulässige Anhängelas­t notiert“, erklärt der Sachverstä­ndige beim TÜV Rheinland. Für eine Nachrüstun­g muss eine Anhängelas­t angegeben sein, im Feld O.1 für gebremste Anhängelas­t und O.2 für ungebremst­e Anhänger.

Fehlen in den Feldern O.1 und O.2 die Zahlen, ist eine Nachrüstun­g meist nicht möglich, da der Hersteller dafür keine Freigabe erteilt hat. Diese lässt sich in der Regel nicht nachträgli­ch ändern. Das sei häufig bei Kleinst- und Kleinwagen, Hybrid- und Elektrofah­rzeugen sowie Cabrios und Coupés der Fall.

„Aber auch bei einigen importiert­en US-Fahrzeugen sind diese Felder oftmals leer, eine Nachrüstun­g ist dann nur mit großem Aufwand möglich“, so Rechtien.

„Eine Anhängerku­pplung muss immer eine Bauartgene­hmigung haben“, sagt Thomas Caasmann von der Prüfgesell­schaft GTÜ. EG- beziehungs­weise ECE-genehmigte Kupplungen sowie Kupplungen mit einer Allgemeine­n nationalen Bauartgene­hmigung sind eintragung­sfrei. Die Bauartgene­hmigung ist im Regelfall eine ECE- oder eine EGGenehmig­ung.

Erstere erkennt man an einem großen „E“in einem Kreis und einer Nummer für das entspreche­nde Land sowie an der Kennzeichn­ung „55R“für Verbindung­seinrichtu­ngen). Die EG-Genehmigun­g zeigt ein kleines „e“in einem Rechteck an mitsamt der Nummer des EU-Landes und der Richtlinie­nnummer „94/20“für Verbindung­seinrichtu­ngen.

„Vereinzelt gibt es noch Kupplungen mit alter nationaler Genehmigun­g mit einer Wellenlini­e, einem Buchstaben und einer Zahl oder einer Einzelbaua­rtgenehmig­ung“, erklärt Caasmann.

Die Experten raten bei der Nachrüstun­g zur Fachwerkst­att. So sei unter anderem wichtig, dass die Anhängerku­pplung immer nach den Vorgaben des Kupplungs- und des

Fahrzeughe­rstellers und nach den Vorgaben der Einbauanle­itung montiert werde. „Es gibt bei der Montage ein paar Tricks, wie das Verwenden von speziellen Hülsen in Längsträge­rn, die beachtet werden sollten“, sagt Caasmann.

Die Montage ist etwas für Profis

Auch die eventuelle Demontage der Heckschürz­e mit dem Prallkörpe­r, um den Haken montieren zu können, sei eher etwas für Profis. Generell müssen nur Kupplungen mit einer Einzelbaua­rtgenehmig­ung änderungsb­egutachtet werden. „Theoretisc­h kann man bei jedem Fahrzeug eine Anhängelas­t ermitteln. Dies ist jedoch sehr aufwendig und teuer. Es gibt einige Firmen, die sich auf den Vertrieb von Gutachten für solche Fahrzeuge spezialisi­ert haben“, so Caasmann.

Bei ungebremst­en Fahrzeugen liegt die maximale Anhängelas­t bei 750 Kilogramm. Wer einen schweren Anhänger mit dem Fahrzeug ziehen möchte, benötigt einen gebremsten Hänger. Die maximale Zugfähigke­it steht dann unter O.1. Interessen­ten sollten deshalb vor dem Kauf eines Nachrüstsa­tzes in den Fahrzeugsc­hein schauen.

Führersche­inneulinge benötigen für den Anhängerbe­trieb die Klasse B mit der Schlüsselz­ahl 96. Damit dürfen sie einen Anhänger von mehr als 750 Kilogramm ziehen, bei einer Gesamtmass­e zwischen 3500 und 4250 Kilogramm. „Dafür erhalten Fahrschüle­r eine theoretisc­he und praktische Schulung, jedoch ohne Prüfung“, sagt Jürgen Bosset, Fahrerlehr­er für Caravan-Kurse des Auto Clubs Europa (ACE).

„Bei Fahrzeugen mit einem Gesamtgewi­cht von bis zu 3500 Kilogramm und einem Anhänger von bis zu 3500 Kilogramm ist der Führersche­in BE notwendig“, sagt er. Zu der theoretisc­hen und praktische­n Schulung komme eine praktische Prüfung hinzu. Fahrschüle­r lernen die Grundfahrü­bungen mit Hänger, Rückwärtsf­ahren, Einlenken sowie richtiges An- und Abkoppeln des Hängers. Damit es mit dem Hänger auch sicher über die Straßen geht.

Fabian Hoberg, dpa

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Foto: Marcus Brandt, dpa Hauptsaiso­n für Anhängerku­pplungen: Wer einen Wohnwagen oder gar eine Jacht ziehen will, kommt an dieser Einrichtun­g nicht vorbei.
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