Augsburger Allgemeine (Land Nord)
Ein Hirn auf Urlaub
Weil es dieses Jahr ja nicht so einfach ist mit dem Verreisen, hat mein Hirn offenbar beschlossen, sich ohne mich eine kleine Auszeit zu gönnen. Jedenfalls hoffe ich, dass es sich nicht um einen längeren Urlaub handelt. Denn ich sage Ihnen, da kommen Sachen raus, also nee.
Glücklicherweise kann ich mich an das meiste schon nicht mehr erinnern. Der größe Lapsus ist mir aber im Gedächtnis geblieben: Nach einem anstrengenden Tag hatte ich es mir frühzeitig bequem gemacht. Als ich – bereits im Schlafanzug – die Treppe zum Erdgeschoss hinuntersteige, sehe ich – oh Schreck – vor der Haustür einen Mann.
Meiner ist es nicht, obwohl ich zu gern gewusst hätte, wo er in diesem Moment steckt. Denn im Schlafanzug will ich ungern öffnen. „Sind die vielleicht gar nicht da?“, höre ich durchs Fenster – und mir dämmert, wer da steht: Freunde, die ich nur ein paar Tage zuvor höchstselbst eingeladen habe. Steht auch im Kalender.
Aber wer guckt da schon rein? Sowas kann man sich ja wohl gerade noch merken. Und bis zum Tag davor war das auch so. Da habe ich mir noch überlegt, was ich anbieten könnte und ob wir Wein im Haus haben.
Doch über Nacht war die Erinnerung an den Besuch weg. Die Freunde trugen es glücklicherweise mit Fassung und es wurde ein sehr lustiger Abend, an den ich mich – trotz des urlaubenden Hirns – noch lange erinnern werde. Und an den nächsten Besuch hoffentlich auch, im Übrigen gerne auch schon ein paar Stunden vorher.