Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Trotz Corona Urlaub im Ausland?

Viele bleiben wegen des Virus heuer lieber in Deutschlan­d. Wo für sie die Reise hingeht

- VON VANESSA AHNERT

Landkreis Augsburg Verbote, Einschränk­ungen und Auflagen – Urlaub ist dieses Jahr nicht einfach. Während die einen lieben in der Region bleiben, schreckt das Coronaviru­s die anderen nicht vor einer Reise ins Ausland ab. Die Reaktionen auf die Corona-Krise fallen bei den Hotelbetre­ibern und Reiseveran­staltern im Kreis unterschie­dlich aus.

Auf dem Gut Herrlehof in Ellgau kann man Zimmer und Ferienwohn­ungen für Urlaub auf dem Bauernhof mieten. Die Inhaberin, Ute Lichti, berichtet, dass es dieses Jahr tatsächlic­h mehr Buchungen gebe als in den Vorjahren. Vor allem während der Pfingstfer­ien, als Reisen plötzlich wieder erlaubt war, habe es viele spontane Buchungen gegeben. Innerhalb einer Woche seien die Zimmer während der Pfingstfer­ien ausgebucht gewesen. Zu großen Teilen von Leuten aus der Gegend, die eine Alternativ­e zu geplatztem Urlaub auf Sardinien und Co. gesucht hätten, sagt Lichti. Über Brückentag­e hinweg habe es viele spontane Besucher gegeben. Und auch in den Sommerferi­en seien die Zimmer bereits fast vollständi­g belegt. Zu Beginn der CoronaKris­e sah das aber ganz anders aus. Zwar habe es viele Buchungen bereits im Januar gegeben, doch von denen sei ein Großteil storniert worden. Der Grund: Einigen fehlte das nötige Geld, andere hatten Angst vor einer Ansteckung oder ihre Urlaubstag­e wegen Corona bereits aufgebrauc­ht, sagt Ute Lichti.

Diese Lücken hätten sich schnell mit Touristen aus ganz Deutschlan­d gefüllt. Ute Lichti freut sich über den plötzliche­n Ansturm. „Endlich entdecken die Leute, dass man auch bei uns schön Urlaub machen kann“, sagt sie. Trotzdem ist sie überzeugt, dass dieses Jahr eine Ausnahme ist. „Nächstes Jahr wollen dann alle wieder weg. Die Gewohnheit­en verändern sich nicht“.

Beim Gasthof Reischenau in Ustersbach spürt man davon weniger. „Wir haben viele Einzelzimm­er, die gerade für Geschäftsr­eisen gebucht werden, aber Doppelzimm­er für Urlauber werden kaum frequentie­rt“, sagt der Inhaber Lukas Meuser. Auch der Ferien- und Kräuterlan­dhof Gattinger in Konradshof­en hat bisher weniger Buchungen als in den Vorjahren. „Wir haben wirklich viele Anfragen, aber viele werden dann doch storniert, weil der Arbeitgebe­r keine Urlaubstag­e mehr gibt“, sagt die Inhaberin, Hermine Gattinger. Nachdem schon im Frühjahr nicht gebucht werden konnte, gebe es auch im Sommer bisher weniger Gäste als sonst.

Dabei gibt es in der Region eine ganze Reihe von Attraktion­en für Urlauber. Eine der bekanntest­en ist das Legoland in der Nähe von Günzburg. „Letztes Jahr hatten wir Gäste aus 124 Nationen“, sagt eine Sprecherin des Legolands. „Da ist dieses Jahr ein deutlicher Rückgang zu verzeichne­n“. Zwar gebe es noch einige Gäste aus den Nachbarlän­dern, wie Österreich und der Schweiz, ansonsten aber wenig internatio­nale Urlauber. Das werde aber durch Buchungen aus Deutschlan­d kompensier­t. Die Anfrage innerhalb Deutschlan­ds sei deutlich gestiegen. Auch der Skylinepar­k hat nach langer Pause wieder geöffnet. In beiden Freizeitpa­rks braucht man in der Regel allerdings eine Reservieru­ng.

Spürbar waren die Auswirkung­en des Virus auch bei den Reiseveran­staltern. Beim Reisebüro in Bobingen werden Urlaube inzwischen nur noch aus dem Homeoffice organisier­t. Buchungen gebe es momentan kaum. Nur Stornierun­gen und Umbuchunge­n. Umbuchunge­n gebe es vor allem nach Deutschlan­d, sagt die Betreiberi­n des Reisebüros.

Viele Reisebüros haben als Sicherheit­smaßnahme vor Corona noch nicht geöffnet und sind nur telefonisc­h erreichbar. Anders bei einem Reisebüro in Schwabmünc­hen. Dort könne man inzwischen auch wieder persönlich vorbeikomm­en, sagt Mitarbeite­r Ronald Kocsner. Trotzdem sinke auch hier die Zahl der Buchungen. Umbuchunge­n gebe es eher, meint Kocsner. Urlaub in Deutschlan­d werde allerdings kaum gebucht, die häufigsten Reiseziele in diesem Sommer lägen in Griechenla­nd oder Spanien.

Trotzdem ergab eine forsa-Umfrage der KKH Kaufmännis­che Krankenkas­se, dass Deutsche vor allem eins nicht wollen: zu Hause bleiben. 56 Prozent von rund 1000 Befragten gaben an, sich im Urlaub besser erholen zu können als daheim Die Umfrage ergab außerdem, dass für 88 Prozent der Befragten häufige Ausflüge in die Natur am entspannen­dsten sind. Und die Möglichkei­t, mit der alltäglich­en Routine zu brechen und Neues zu entdecken.

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