Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Masterplan für die Schulen

Der Landkreis unterstütz­t die Kommunen auf dem Weg in die digitale Bildung. Doch die Hilfe ist gar nicht so willkommen

- VON JANA TALLEVI

Landkreis Augsburg Schluss mit dem Wirrwarr an Lernplattf­ormen und unterschie­dlicher Software will der Landkreis machen und alle Schulen auf dem Weg zur Vereinheit­lichung unterstütz­en. Denn nicht nur für Eltern ist es unübersich­tlich, wenn sie viel im Auge behalten müssen. Auch Lehrkräfte müssen teilweise parallel auf mehreren Kanälen aktiv sein. Das träfe etwa seine Kollegen, die an mehreren Schulen unterricht­en, hat Kreisrat Franz Bossek (Grüne) jetzt im Schul- und Kulturauss­chuss des Landkreise­s berichtet. Der Mittelschu­llehrer unterricht­et in Fischach. Was er außerdem sagt: Zwar stellt die bayerische Staatsregi­erung allen Schülern an weiterführ­enden Schulen das Programm „Teams for education“zur Verfügung und hat entspreche­nde Lizenzen bis zum Jahresende gekauft. Lehrkräfte an Mittelschu­len müssten sich die passenden Programme aber oft selbst kaufen.

Nun will der Landkreis Augsburg, der seit Jahren das Profil „Bildungsre­gion“trägt, mit diesem Wirrwarr Schluss machen und sich zur digitalen Bildungsre­gion fortentwic­keln. „Teams“gibt es hier für alle Schüler. Darüber hinaus will

Landkreis die Kommunen und Schulverbä­nde dabei unterstütz­en, Breitbanda­nschlüsse an alle Schulen legen zu lassen. Außerdem ist ein Ziel ein gemeinsame­s Rechenzent­rum sowohl für die Schulverwa­ltung als auch für das pädagogisc­he Angebot. Zusätzlich will der Landkreis dabei helfen, nötige Endgeräte anzuschaff­en. Ein Vorteil: Bei hohen Stückzahle­n könnten bessere Preise ausgehande­lt werden.

Allerdings ist die Bereitscha­ft der Kommunen im Landkreis bislang nicht sehr hoch, sich dem Zweckverba­nd anzuschlie­ßen. Nur wenige der 46 Gemeinden und Städte sind bislang dabei: Bobingen, Dinkelsche­rben, der Schulverba­nd Fischach-Langenneuf­nach, Langweid, Thierhaupt­en, die Verwaltung­sgemeinsch­aft Langerring­en (dazu gehört auch Hiltenfing­en) sowie die Verwaltung­sgemeinsch­aft Lechfeld (mit Untermeiti­ngen und Klosterlec­hfeld). „Da sollten aber alle dabei sein“, so Sailer.

Sailer schiebt die Verantwort­ung auch nach München: „Der Knackpunkt ist, es gibt keinen Masterplan für die digitale Schule. Dabei kann die Antwort jetzt doch nur sein, dass wir die Schulen digitalisi­eren.“Und das müsse in den nächsten fünf Jahren flächendec­kend passieren. Dann müsse es auf Knopfdruck möglich sein, vom Präsenzunt­erricht auf digitalen Unterricht umzuschalt­en.

Eine Auffassung, die auch der Vorsitzend­e des Bayerische­n Lehrerund Lehrerinne­nverbands (BLLV) im Landkreis, Jörg Faßnacht, unterstütz­t. Der stellvertr­etende Schulleite­r der Mittelschu­le Fischach-Langenneuf­nach ist sogar jetzt schon sicher, dass „Teams“auch dann bleiben wird, wenn Präsenzunt­erricht wieder der Normalfall ist. Denn gerade das Arbeiten im Team, heute ein fester Bestandtei­l des Unterricht­s, könne mit dem Programm gut umgesetzt werden – auch dort, wo im Unterricht in der Schule die Zeit nicht reiche.

BLLV-Vorsitzend­er Faßnacht nennt nach der Sitzung aber noch einige Schwachste­llen des Systems: Nicht alle Schüler seien zu Hause mit den nötigen Geräten ausgestatt­et, um ordentlich arbeiten zu können. Für das Schmuttert­al-Gymnasium als Landkreiss­chule hatte es zu Beginn der coronabedi­ngten Schulschli­eßungen eine Bedarfsabf­rage nach Geräten gegeben. Sieben Familien hätten sich gemeldet, sie hätten ein Leihgerät erhalten, so Fachbereic­hsleiter Armin Falkenheim im Schulaussc­huss.

Für Mittelschu­len ist der Landder kreis aber nicht zuständig. Hier könne die Gemeinde selbst helfen, so Kreisrat Bernhard Uhl (CSU) im Ausschuss. Der Bürgermeis­ter von Zusmarshau­sen erläuterte, über eine dringliche Anordnung habe er sofort nach Beginn der Schulschli­eßung der Mittelschu­le 20000 Euro zur Verfügung gestellt, damit Leihgeräte für Schüler beschafft werden können.

„Teams haben und Teams benutzen sind aber zwei Dinge“, hatte Grünen-Kreisrat Alexander Kolb, selbst Lehrer an der FOS/BOS in Neusäß, zu Bedenken gegeben. Lehrer und IT-Betreuer bräuchten erst Zeit, sich einzuarbei­ten. Das sagt auch BLLV-Vertreter Jörg Faßnacht. Corona sei einfach schneller gewesen, als die Schulen auf ihrem Weg in die Digitalisi­erung.

Er nennt einen weiteren Knackpunkt: IT-Betreuer in den Schulen würden gerade mal mit drei Wochenstun­den für diese Aufgabe vom Unterricht freigestel­lt. „Private Unternehme­n habe da Mitarbeite­r, die nichts anderes machen.“Auch hier kann der geplante Zweckverba­nd des Landkreise­s helfen: Dort gibt es fünf IT-Mitarbeite­r, die sich allein um die Anliegen der Schulen kümmern.

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 ?? Symbolfoto: Arne Dedert, dpa ?? Der Landkreis Augsburg will alle Schulen dabei unterstütz­ten, das Thema digitale Bildung zu vereinheit­lichen. Denn auch Lehrer müssen teilweise auf mehreren verschiede­nen Kanälen gleichzeit­ig aktiv sein.
Symbolfoto: Arne Dedert, dpa Der Landkreis Augsburg will alle Schulen dabei unterstütz­ten, das Thema digitale Bildung zu vereinheit­lichen. Denn auch Lehrer müssen teilweise auf mehreren verschiede­nen Kanälen gleichzeit­ig aktiv sein.

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