Augsburger Allgemeine (Land Nord)
Masterplan für die Schulen
Der Landkreis unterstützt die Kommunen auf dem Weg in die digitale Bildung. Doch die Hilfe ist gar nicht so willkommen
Landkreis Augsburg Schluss mit dem Wirrwarr an Lernplattformen und unterschiedlicher Software will der Landkreis machen und alle Schulen auf dem Weg zur Vereinheitlichung unterstützen. Denn nicht nur für Eltern ist es unübersichtlich, wenn sie viel im Auge behalten müssen. Auch Lehrkräfte müssen teilweise parallel auf mehreren Kanälen aktiv sein. Das träfe etwa seine Kollegen, die an mehreren Schulen unterrichten, hat Kreisrat Franz Bossek (Grüne) jetzt im Schul- und Kulturausschuss des Landkreises berichtet. Der Mittelschullehrer unterrichtet in Fischach. Was er außerdem sagt: Zwar stellt die bayerische Staatsregierung allen Schülern an weiterführenden Schulen das Programm „Teams for education“zur Verfügung und hat entsprechende Lizenzen bis zum Jahresende gekauft. Lehrkräfte an Mittelschulen müssten sich die passenden Programme aber oft selbst kaufen.
Nun will der Landkreis Augsburg, der seit Jahren das Profil „Bildungsregion“trägt, mit diesem Wirrwarr Schluss machen und sich zur digitalen Bildungsregion fortentwickeln. „Teams“gibt es hier für alle Schüler. Darüber hinaus will
Landkreis die Kommunen und Schulverbände dabei unterstützen, Breitbandanschlüsse an alle Schulen legen zu lassen. Außerdem ist ein Ziel ein gemeinsames Rechenzentrum sowohl für die Schulverwaltung als auch für das pädagogische Angebot. Zusätzlich will der Landkreis dabei helfen, nötige Endgeräte anzuschaffen. Ein Vorteil: Bei hohen Stückzahlen könnten bessere Preise ausgehandelt werden.
Allerdings ist die Bereitschaft der Kommunen im Landkreis bislang nicht sehr hoch, sich dem Zweckverband anzuschließen. Nur wenige der 46 Gemeinden und Städte sind bislang dabei: Bobingen, Dinkelscherben, der Schulverband Fischach-Langenneufnach, Langweid, Thierhaupten, die Verwaltungsgemeinschaft Langerringen (dazu gehört auch Hiltenfingen) sowie die Verwaltungsgemeinschaft Lechfeld (mit Untermeitingen und Klosterlechfeld). „Da sollten aber alle dabei sein“, so Sailer.
Sailer schiebt die Verantwortung auch nach München: „Der Knackpunkt ist, es gibt keinen Masterplan für die digitale Schule. Dabei kann die Antwort jetzt doch nur sein, dass wir die Schulen digitalisieren.“Und das müsse in den nächsten fünf Jahren flächendeckend passieren. Dann müsse es auf Knopfdruck möglich sein, vom Präsenzunterricht auf digitalen Unterricht umzuschalten.
Eine Auffassung, die auch der Vorsitzende des Bayerischen Lehrerund Lehrerinnenverbands (BLLV) im Landkreis, Jörg Faßnacht, unterstützt. Der stellvertretende Schulleiter der Mittelschule Fischach-Langenneufnach ist sogar jetzt schon sicher, dass „Teams“auch dann bleiben wird, wenn Präsenzunterricht wieder der Normalfall ist. Denn gerade das Arbeiten im Team, heute ein fester Bestandteil des Unterrichts, könne mit dem Programm gut umgesetzt werden – auch dort, wo im Unterricht in der Schule die Zeit nicht reiche.
BLLV-Vorsitzender Faßnacht nennt nach der Sitzung aber noch einige Schwachstellen des Systems: Nicht alle Schüler seien zu Hause mit den nötigen Geräten ausgestattet, um ordentlich arbeiten zu können. Für das Schmuttertal-Gymnasium als Landkreisschule hatte es zu Beginn der coronabedingten Schulschließungen eine Bedarfsabfrage nach Geräten gegeben. Sieben Familien hätten sich gemeldet, sie hätten ein Leihgerät erhalten, so Fachbereichsleiter Armin Falkenheim im Schulausschuss.
Für Mittelschulen ist der Landder kreis aber nicht zuständig. Hier könne die Gemeinde selbst helfen, so Kreisrat Bernhard Uhl (CSU) im Ausschuss. Der Bürgermeister von Zusmarshausen erläuterte, über eine dringliche Anordnung habe er sofort nach Beginn der Schulschließung der Mittelschule 20000 Euro zur Verfügung gestellt, damit Leihgeräte für Schüler beschafft werden können.
„Teams haben und Teams benutzen sind aber zwei Dinge“, hatte Grünen-Kreisrat Alexander Kolb, selbst Lehrer an der FOS/BOS in Neusäß, zu Bedenken gegeben. Lehrer und IT-Betreuer bräuchten erst Zeit, sich einzuarbeiten. Das sagt auch BLLV-Vertreter Jörg Faßnacht. Corona sei einfach schneller gewesen, als die Schulen auf ihrem Weg in die Digitalisierung.
Er nennt einen weiteren Knackpunkt: IT-Betreuer in den Schulen würden gerade mal mit drei Wochenstunden für diese Aufgabe vom Unterricht freigestellt. „Private Unternehmen habe da Mitarbeiter, die nichts anderes machen.“Auch hier kann der geplante Zweckverband des Landkreises helfen: Dort gibt es fünf IT-Mitarbeiter, die sich allein um die Anliegen der Schulen kümmern.