Augsburger Allgemeine (Land Nord)
Den Geist der Diakonissen trug sie in eine neue Zeit
Vor 13 Jahren wurde Christiane Ludwig die erste externe Oberin der Schwesternschaft
Es war ein Experiment. Christiane Ludwig sollte vor 13 Jahren die erste Oberin der evangelischen Diakonissenanstalt werden, die selbst keine Diakonisse war. Sie sollte den Übergang gestalten. Dass einerseits die betagten Schwestern der traditionsreichen Gemeinschaft von ihrem Werk loslassen, aber andererseits der fromme Geist, aus dem sie jahrzehntelang ihren Dienst versahen, im „Diako“erhalten blieb. „Gott hat viel Gutes wachsen lassen durch Dein Wirken“, würdigte DiakoRektor Jens Colditz die Oberin beim Abschiedsgottesdienst am Samstag in St. Anna. „Unsere Schwestern, unsere Mitarbeiter und viele andere Menschen durften Deine guten Worte, Deine Zuwendung und auch Dein Schweigen in leidvollen Momenten erfahren.“
Christiane Ludwig ließ sich immer wieder aus dem Leben ihrer Diakonissen erzählen: Wo spürten sie, von Gott getragen zu werden? Viele begleitete sie bis zum Tod. In ihrer Zeit nahm der Konvent von 75 auf 38 Schwestern ab. „Ich bewunderte Sie für ihre Kraft, Ihren christlichen Glauben tatkräftig in der Öffentlichkeit zu bezeugen“, wandte sie sich an die Schwestern. Sie seien inzwischen fast alle über 80 Jahre alt und bemühen sich doch, die biblische Botschaft für die Gegenwart zu lesen. Überzeugt beteuerte die scheidende Oberin: „Unsere Stimme in der Stadt ist wichtig, unsere Art der Gastfreundlichkeit strahlt in sie hinein, unser Gebet wirkt in ihr.“
Daran schloss Oberbürgermeisterin Eva Weber an. „Das Diako ist mittendrin. Sie haben ein Gespür dafür, was die Stadt fühlt und was sie braucht.“Christiane Ludwig habe voller Freude am Amt Viele inspiriert. Bayerns Diakoniepräsident Michael Bammessel erinnerte daran, dass die Mutterhäuser der DiakonisHochachtung sen seit 150 Jahren die Keimzelle der Diakonie im Freistaat sind. Bei Christiane Ludwig sei immer eine
für die Lebensleistung der Schwestern zu spüren. Immer noch gilt der Anspruch, den die Geschäftsführerin des Kaiserswerther Verbands der Diakonissen in Deutschland, Pfarrerin Christa Schrauf, über dem Augsburger Tochterkloster Ushirika wa neema in Tansania las: „Wir werden die Gesellschaft verbessern.“
Gerührt gab Christiane Ludwig, 65, das Kreuz der Oberin an die Diakonissen zurück. Künftig wird es die 51-jährige Diakonin Ulrike Kühn tragen. Im Verwaltungsrat trägt sie auch Verantwortung für rund 700 Mitarbeiter. Zu dem evangelischen Sozialwerk, das 1855 gegründet wurde, gehören die Stadtklinik, ein Ärztehaus, ein Seniorenund Pflegeheim, die Kranken- und Altenpflegeschule, die Fachakademie für Sozialpädagogik sowie ein Hotel mit Tagungszentrum und Restaurant.