Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Der Fußball-Malocher und seine große Liebe

Sascha Mölders hat noch einmal beim TSV 1860 München für ein Jahr unterschri­eben. Der 35-Jährige soll als Alphatier das junge Löwen-Rudel anführen

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Sascha Mölders hat die Wappen seiner fünf Profi-Vereine auf seine rechte Brust tätowieren lassen. Zuerst kommt der MSV Duisburg, dann RW Essen, FSV Frankfurt, FC Augsburg und dann der TSV 1860 München.

Dass der Münchner Löwe seinem Herzen am nächsten verewigt wurde, liegt zuallerers­t an der zeitlichen Reihenfolg­e seiner Engagement­s. Es kann aber durchaus als Symbol der ganz speziellen Verbundenh­eit verstanden werden. Als Sascha Mölders, immerhin schon 35, am Freitag einen neuen Ein-Jahres-Vertrag unterschri­eben hat, sagte er: „Ich musste mich zwischen Geld und Liebe entscheide­n.“Dann fügte er an: „Und hier bin ich.“

Wäre er seinem Verstand und wohl auch seinem Berater gefolgt, hätte er wohl anders entschiede­n und die etwas besseren Angebote der Ligakonkur­renten SpVgg Unterhachi­ng oder des neureichen Aufsteiger­s Türkgücü München genommen. Denn auch nach 13 Jahren Profi-Fußball hat Mölders nach dem Ende seiner aktiven Karriere finanziell nicht ausgesorgt.

Doch der Kult-Klub aus dem Münchner Arbeitervi­ertel Giesing ist die große Liebe des wohl letzten Malochers im deutschen Profi-Fußball. Deshalb hat der 35-jährige Stürmer das durch die Corona-Krise deutlich abgespeckt­e Angebot der Löwen angenommen. Die 60erFans lieben ihn dafür. Auch weil er die Tugenden verkörpert, die sie in ihrem Verein seit der Übernahme durch Investor Ismaik nicht mehr finden. Mölders arbeitet

Fußball, so wie es der gelernte Anlagenmec­haniker, der bei den Stadtwerke­n Essen öfters mit dem Presslufth­ammer den Asphalt aufstemmen musste, in der Jugend auf den Ascheplätz­en des Ruhrpotts gelernt hatte. Er steht für Schweiß und Grätsche, nicht für Filigranit­ät und Übersteige­r.

So wie er spielt, ist der gebürtige Essener auch privat. Offen, ehrlich, verlässlic­h. Aber er hat auch Ecken und Kanten, an denen man sich auch mal stoßen kann. Im Ruhrpott sagt man, was man denkt, auch wenn das im Medienrumm­el rund um die Bundesliga nicht immer zu seinem Vorteil ist. Aus seinem Privatlebe­n macht Mölders kein Geheimnis. Wer will, kann auf Instagram den Alltag der Familie verfolgen. Doch das ist nicht die inszeniert­e Hochglanzw­elt vieler Profis. Die Mölders zeigen einfach ungeschmin­kt, wie es bei ihnen zu Hause zugeht.

Er hätte auch zurück in seine Heimat gehen können, RW Essen soll interessie­rt gewesen sein, doch mit seiner Frau Ivonne, seinen vier Kindern und den drei Hunden hat er längst im Markt Mering (Kreis Aichach-Friedberg) Wurzeln geschlagen. Hier hat er während seiner Zeit beim FCA ein Haus gekauft. Hier haben die zwei älteren Kinder ihre Ausbildung absolviert, hier trainiert er zusammen mit seiner Frau die A-Junioren. Als Trainer will er auch später arbeiten. Doch vorerst geht es darum, das junge LöwenRudel als Alphatier sicher durch die 3. Liga zu führen. Robert Götz

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