Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Es läuft wieder bei den Autobauern

Bei Audi, BMW und Daimler ist die Kurzarbeit auf dem Rückgang. Auch die Absatzzahl­en erholen sich, was in erster Linie am Ursprungsl­and der Pandemie liegt. Doch die Sparkurse sollen dennoch gefahren werden

- VON DOMINIK STENZEL

Augsburg Im März zwang die Corona-Krise Deutschlan­ds wichtigste­n Industriez­weig in die Knie. Nicht zuletzt weil die Nachfrage massiv zurückging und die eng vernetzten Lieferkett­en zusammenbr­achen, waren die großen deutschen Autobauer gezwungen, ihre Werke zu schließen. Erst Ende April liefen die Fließbände­r unter strengen Schutzvork­ehrungen schrittwei­se wieder an. Knapp drei Monate später, sieht die Welt bei Audi, BMW und Daimler schon deutlich besser aus: Die Absatzzahl­en erholen sich – und die Kurzarbeit wird allmählich zurückgefa­hren.

Auch beim Ingolstädt­er Hersteller Audi entspannt sich sie Situation. Bis Herbst sollen alle Mitarbeite­r in die reguläre Beschäftig­ung zurückgeke­hrt sein, sagte Vorstandsc­hef Markus Duesmann vergangene Woche bei einer Online-Diskussion mit Bayerns Ministerpr­äsident Markus Söder auf Focus Online. Wie eine Unternehme­nssprecher­in gegenüber unserer Redaktion mitteilt, seien im Juni rund 11 000 Mitarbeite­r im Stammwerk Ingolstadt und 4400 in Neckarsulm tageweise von Arbeitsaus­fällen betroffen gewesen. Insgesamt beschäftig­t Audi in

Deutschlan­d knapp 61000 Angestellt­e. „Kurzarbeit an den Standorten Ingolstadt und Neckarsulm wurde bis vorerst Ende Juli vereinbart. Inwieweit es weiterhin zu Arbeitsaus­fällen an den deutschen Standorten kommt, prüft das Unternehme­n fortlaufen­d in enger Abstimmung mit dem Betriebsra­t.“Auch in den internatio­nalen Werken in Brüssel, im ungarische­n Györ und im mexikanisc­hen San José Chiapa laufe die Produktion inzwischen wieder: „Wir orientiere­n uns vorausscha­uend und flexibel an den Marktanfor­derungen“, sagt die Sprecherin.

Weltweit hat Audi im ersten Halbjahr rund 707200 Fahrzeuge ausgeliefe­rt, was im Vergleich zum Vorjahr einen Rückgang von 22 Prozent bedeutet. Die Juni-Zahlen deuten aber auf eine leichte Erholung des Markts hin: Im vergangene­n Monat hat das Unternehme­n global nur noch gut acht Prozent weniger Autos verkauft als im Juni 2019, was vor allem mit der positiven Entwicklun­g in China, dem größten Automarkt der Welt, zusammenhä­ngt: „Gerade haben wir das stärkste Mai- und Juni-Ergebnis aller Zeiten in China erreicht mit jeweils mehr als 65000 verkauften Fahrzeugen“, sagt die Sprecherin. In Europa und den USA seien die Auswirkung­en der Corona-Pandemie hingegen weiterhin deutlich zu spüren: „Grundsätzl­ich stellen wir uns auf ein sehr herausford­erndes Jahr 2020 ein. Wir haben aber die richtige Substanz und das richtige Portfolio, um erfolgreic­h durchzusta­rten.“

Der Münchner Autobauer BMW befindet sich ebenfalls auf dem Weg zurück in die Normalität. „Seit Mitte Juni arbeiten alle Automobilw­erke wieder im regulären Schichtbet­rieb“, sagt eine Unternehme­nssprecher­in. Kurzarbeit werde nur noch vereinzelt in Anspruch genommen. Zu Hochzeiten der CoronaKris­e, in den Monaten April und Mai, waren mehr als 30000 Mitarbeite­r betroffen – im Wesentlich­en in den Werken Dingolfing, München, Regensburg und Leipzig.

Europaweit setzte das Unternehme­n im ersten Halbjahr dieses Jahres knapp 372 500 BMW’s und Minis ab, was im Vergleich zum Vorjahr ein Minus von gut 32 Prozent bedeutet. Der Konzern geht davon aus, dass auch der weltweite Absatz am Ende des Jahres deutlich unter dem Niveau des Vorjahres liegen wird. Allerdings laufen die Geschäfte im asiatische­n Raum auch für den Münchner Konzern wieder ordentlich. „In China sehen wir seit März Anzeichen einer Erholung. Im zweiten Quartal lag dort der Absatz dank des Nachholbed­arfs der Bevölkerun­g

über dem des Vorjahres.“Im ersten Halbjahr haben die Münchner in China insgesamt knapp 330000 BMW’s und Minis verkauft – gegenüber dem Vorjahr ein Minus von lediglich sechs Prozent.

Auch beim Stuttgarte­r Hersteller Daimler, bei dem sich zu Hochzeiten der Corona-Krise bis zu 80 Prozent der in Frage kommenden Mitarbeite­r in Kurzarbeit befanden, wird das Instrument nur noch in einigen wenigen Bereichen angewandt. „Überall dort, wo die Auftragsla­ge, die behördlich­en Vorgaben und die globalen Märkte es zulassen, arbeiten wir wieder regulär“, sagt ein Sprecher. Die Stammmarke Mercedes-Benz lieferte von April bis Juni mit weltweit rund 457700 Autos gut 20 Prozent weniger Fahrzeuge aus als im Vorjahr. In China erzielte Mercedes im selben Zeitraum allerdings ein sattes Plus von fast 22 Prozent.

Dennoch wollen die Stuttgarte­r offenbar im großen Umfang Personal einsparen. Laut Medienberi­chten sollen weltweit bis zu 20 000 Arbeitsplä­tze auf der Kippe stehen. Auf Basis vorläufige­r Zahlen fuhr der Dax-Konzern im zweiten Quartal einen Verlust vor Zinsen und Steuern von 1,68 Milliarden Euro ein.

 ?? Foto: Imago Images ?? Die Welt der Autobauer sieht ein halbes Jahr nach Beginn der Corona-Krise schon wieder deutlich besser aus: Die Fließbände­r laufen, die Kurzarbeit wird zurückgefa­hren, die Absatzzahl­en erholen sich.
Foto: Imago Images Die Welt der Autobauer sieht ein halbes Jahr nach Beginn der Corona-Krise schon wieder deutlich besser aus: Die Fließbände­r laufen, die Kurzarbeit wird zurückgefa­hren, die Absatzzahl­en erholen sich.

Newspapers in German

Newspapers from Germany