Augsburger Allgemeine (Land Nord)
„Ich glaube, die bringen den um“
Urteil nach brutaler Prügel-Attacke auf B12 im Ostallgäu
Buchloe/Kaufbeuren Dieser Fall hat vor einem Jahr für große Schlagzeilen gesorgt: Ein damals 20-jähriger Autofahrer aus der Schweiz ist auf der B12 bei Buchloe ausgerastet und hat einen Ostallgäuer, den er offenbar zuvor schon auf der A96 bedrängt hatte, mit einem Bremsmanöver zum Anhalten gezwungen. Anschließend verprügelten er und sein 14-jähriger Neffe das Opfer, das eine Jochbein-Prellung und eine blutige Nase davontrug. Eine Augenzeugin war derart schockiert, dass sie in einem Anruf bei der Polizei sagte: „Ich glaube, die bringen den um!“
Der mutmaßliche Haupttäter wurde jetzt vom Kaufbeurer Amtsgericht wegen gemeinschaftlicher gefährlicher Körperverletzung und Nötigung zu elf Monaten Haft auf Bewährung verurteilt. Sein Führerschein bleibt 15 Monate gesperrt.
Der mutmaßliche Mittäter, dessen Identität bis zum Prozess nicht bekannt war, wird sich zu einem späteren Zeitpunkt vor Gericht verantworten müssen. Im aktuellen Verfahren sprach die Richterin von einem „brutalen Verhalten, das seinesgleichen sucht“.
Ein Autofahrer aus Kaufbeuren hatte einen Teil des Vorfalls damals mit dem Handy aufgezeichnet und damit zur Aufklärung beigetragen. Auf dem Video ist zu sehen, wie der Angeklagte den Geschädigten im Schwitzkasten hat und auf ihn einschlägt. Derweil nimmt der Mittäter Anlauf und springt mit gestrecktem Fuß in das Opfer hinein. Die VideoAufzeichnung endet an diesem Punkt, weil der Zeuge aus seinem Fahrzeug ausstieg und dazwischen ging. Vor Gericht erinnerte er sich noch gut an die Brutalität des Angriffs und die Hilflosigkeit des Opfers. Dieses habe „keine Chance“gehabt.
Dass er den Geschädigten verfolgte, versuchte der Täter vor Gericht damit zu erklären, dass er wegen dessen angeblich riskanter Fahrmanöver „adrenalin-gepowert“und in großer Sorge um seine im Auto befindlichen Kinder gewesen sei. Die Richterin hielt ihm sein eigenes „brandgefährliches“Überholen auf der einspurigen Abfahrt vor, bei dem er offensichtlich auch nicht an seine Kinder gedacht habe.