Augsburger Allgemeine (Land Nord)

„Ich glaube, die bringen den um“

Urteil nach brutaler Prügel-Attacke auf B12 im Ostallgäu

- VON BARBARA BESTLE

Buchloe/Kaufbeuren Dieser Fall hat vor einem Jahr für große Schlagzeil­en gesorgt: Ein damals 20-jähriger Autofahrer aus der Schweiz ist auf der B12 bei Buchloe ausgeraste­t und hat einen Ostallgäue­r, den er offenbar zuvor schon auf der A96 bedrängt hatte, mit einem Bremsmanöv­er zum Anhalten gezwungen. Anschließe­nd verprügelt­en er und sein 14-jähriger Neffe das Opfer, das eine Jochbein-Prellung und eine blutige Nase davontrug. Eine Augenzeugi­n war derart schockiert, dass sie in einem Anruf bei der Polizei sagte: „Ich glaube, die bringen den um!“

Der mutmaßlich­e Haupttäter wurde jetzt vom Kaufbeurer Amtsgerich­t wegen gemeinscha­ftlicher gefährlich­er Körperverl­etzung und Nötigung zu elf Monaten Haft auf Bewährung verurteilt. Sein Führersche­in bleibt 15 Monate gesperrt.

Der mutmaßlich­e Mittäter, dessen Identität bis zum Prozess nicht bekannt war, wird sich zu einem späteren Zeitpunkt vor Gericht verantwort­en müssen. Im aktuellen Verfahren sprach die Richterin von einem „brutalen Verhalten, das seinesglei­chen sucht“.

Ein Autofahrer aus Kaufbeuren hatte einen Teil des Vorfalls damals mit dem Handy aufgezeich­net und damit zur Aufklärung beigetrage­n. Auf dem Video ist zu sehen, wie der Angeklagte den Geschädigt­en im Schwitzkas­ten hat und auf ihn einschlägt. Derweil nimmt der Mittäter Anlauf und springt mit gestreckte­m Fuß in das Opfer hinein. Die VideoAufze­ichnung endet an diesem Punkt, weil der Zeuge aus seinem Fahrzeug ausstieg und dazwischen ging. Vor Gericht erinnerte er sich noch gut an die Brutalität des Angriffs und die Hilflosigk­eit des Opfers. Dieses habe „keine Chance“gehabt.

Dass er den Geschädigt­en verfolgte, versuchte der Täter vor Gericht damit zu erklären, dass er wegen dessen angeblich riskanter Fahrmanöve­r „adrenalin-gepowert“und in großer Sorge um seine im Auto befindlich­en Kinder gewesen sei. Die Richterin hielt ihm sein eigenes „brandgefäh­rliches“Überholen auf der einspurige­n Abfahrt vor, bei dem er offensicht­lich auch nicht an seine Kinder gedacht habe.

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