Augsburger Allgemeine (Land Nord)
Was einen guten Campingplatz ausmacht
Worauf es in diesem Corona-Sommer ankommt und wo noch leere Parzellen zu finden sind
My Wohnmobil ist my castle – das ist wohl die Devise in diesem Corona-Sommer. Camping boomt seit Jahren, aber in diesem Jahr ist die Nachfrage noch einmal in die Höhe geschnellt. Tom Biersack, Camping-Experte beim ADAC gibt Tipps für Frischlinge und erfahrene Camper.
Was macht einen guten Campingplatz aus?
Generell müssen Sanitäranlagen sauber und in Schuss gehalten sein. Das ist deutschen Gästen wichtig. Dazu sollte das Platzgelände gepflegt sein, die Standplätze großzügig und einen festen, ebenen Untergrund haben. Ein Laden für Campingund Alltagsbedarf und eine Gaststätte vor Ort sind von Vorteil. Dazu noch Spielplätze, ein Freibad, Hallenbad oder der Zugang zu einem Strand mit Liegewiese.
Gibt es Mindeststandards?
Es gelten die behördlichen Vorschriften für Beherbergungsbetriebe und Gastronomie. Der ADAC hat für seine Campingführer vor Jahrzehnten bereits einen Kriterienkatalog entwickelt, auf dessen Basis eine Sterne-Bewertung vorgenommen wird. Dieser Katalog wird immer wieder neu justiert. Bei den Sanitäranlagen wie Duschen und WCs etwa legen wir ein angemessenes Verhältnis zu den verfügbaren Standplätzen als Maßstab an. Angebote zu Freizeitaktivitäten bringen Punkte, genau wie die Größe von Liegewiesen und Strandabschnitten Es gibt 130 Fünf-Sterne-Plätze in Europa.
Worauf sollte man in Corona-Zeiten besonders achten?
Hygienerichtlinien und Abstandsgebote sind auch auf dem Campingplatz einzuhalten. Abstand lässt sich auf dem Gelände in aller Regel gut wahren. Dazu hilft etwas Gelassenheit und das Ausweichen auf außerhalb der Stoßzeiten, wenn es um die Körperpflege im Sanitärbereich oder das Geschirrwaschen geht
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Der ADAC inspiziert prämiert jährlich Campingplätze. Gibt es drei besondere, die Ihnen spontan einfallen?
Ja klar! Jesolo international in Italien etwa. Der Besitzer achtet sehr auf eine ökologische Platzführung durch den Einsatz von Photovoltaik und die Rückgewinnung von Brauchwasser. Urlauber können E-Autos für ihre Ausflüge mieten. Oder auf der Go-Kartbahn fahren.
Dann in Niedersachsen der Ferienund Erlebnispark Alfsee. Dort gibt es neben dem normalen Campingplatz ein Germanendorf. Dort übernachtet man in Blockhäusern mit viel Holz und Stein. Auch der Wellnessbereich und das Freibad wurden in diesem Stil gestaltet. Außergewöhnlich ist auch der Campingplatz Waging am See, der über eine Soccer-Golf-Anlage verfügt. Hier finden auch Fußball-Trainingswochen statt. Für die Kleineren gibt es ein zweistöckiges Spielhaus für Schlechtwetter-Tage mit einem großen Klettergarten, Leseund Kuschelecken.
Wie voll wird es in diesem Jahr auf den Campingplätzen?
In Deutschland wird es sicher eng, zahlreiche Plätze in den Urlaubsregionen sind ausgebucht. Mein Tipp: Typische Durchreiseplätze, z. B. entlang der Urlaubsrouten, werden weniger von Reisenden aus den Nachbarländern frequentiert und haben daher Kapazitäten – und nicht selten auch einen angrenzenden See oder Weiher.
Viele Plätze stellen sich voll und ganz auf Wohnmobilisten ein. Wird man mit dem Zelt an den Rand gedrängt?
Für Zeltcamper gibt es häufig separate Zeltwiesen und eigene Bereiche, die dann günstiger sind als parzellierte Standplätze. Größere Hauszelte finden aber auch Platz auf den üblichen Standplätzen, genauso wie Wohnwagen oder Wohnmobil.
Der wichtigste Tipp für CampingNeulinge?
Vorher unbedingt beim Campingplatz anfragen, reservieren oder vorab buchen.
Viele Campingplätze gleichen vollausgestatteten Urlaubsklubs. Wie wird das Camping der Zukunft aussehen?
Das Angebot von Bungalows, Mobilheimen, Zelten bis hin zu noblen und pfiffigen Unterkunftsformen, wie Safarizelten, Baumhäusern und Schlaffässern wird wachsen. Glamorous Camping, also „Glamping“ist seit Jahren im Trend. Die Freizeitoptionen werden zeitgleich ausgebaut, vom Wellness-Center bis hin zur Indoor-Spielanlage.