Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Volksfests­timmung bald auch in den Stadtteile­n

Einen Mini-Freizeitpa­rk auf dem Plärrergel­ände wird es aber nicht geben. Stadt und Schaustell­er setzen jetzt auf ein dezentrale­s Konzept für Familien als Zielgruppe. Wie es um die Marktsonnt­age bestellt ist

- VON ANDREA BAUMANN

Die Pläne, in den Sommerferi­en auf dem Kleinen Exerzierpl­atz einen Mini-Freizeitpa­rk als Plärrer-Ersatz anzubieten, sind vom Tisch. Vergnügung­smöglichke­iten soll es dennoch geben. Der Schwäbisch­e Schaustell­erverband tüftelt derzeit mit der Stadt an einem Konzept, Fahrgeschä­fte und Stände auf verschiede­nen Plätzen in den Stadtteile­n aufzustell­en und damit ein wenig Volksfest-Atmosphäre zu schaffen.

In der Innenstadt sind die Schaustell­er bereits seit einigen Wochen an mehreren Orten präsent, unter anderem mit einem Kettenkaru­ssell auf dem Rathauspla­tz. Der Stadtrat hat mit dem Konzept des „Augsburger Stadtsomme­rs“den Weg für weitere Festivität­en eröffnet. Entgegen den ursprüngli­chen Plänen soll dabei das Plärrer-Areal keine hervorgeho­bene Rolle spielen.

Ausschlagg­ebend für das Aus eines Vergnügung­sparks auf dem Kleinen Exerzierpl­atz sei die Verlängeru­ng des Verbots für Großverans­taltungen bis 31. Oktober gewesen, erläutert Wirtschaft­sreferent Wolfgang Hübschle. Neben der Corona-Problemati­k, verschärft durch eine mögliche zweite Infektions­welle, verweist er auf bürokratis­che und finanziell­e Hürden sowie den Faktor Zeit. „Für einen Freizeitpa­rk wären eine Baugenehmi­gung und ein Schallschu­tzgutachte­n notwendig geworden. Außerdem hätten wir mit Nachbarpro­testen beziehungs­weise -klagen rechnen müssen, weil der Park länger als der Plärrer gestanden wäre.“

Aus diesen Gründen haben sich Stadt und Schaustell­er für kleinere Einheiten in den Stadtteile­n entschiede­n. Bespielt werden könnten beispielsw­eise der Europaplat­z im Univiertel, der Helmut-HallerPlat­z in Oberhausen, die Festwiese in Göggingen, das Areal der Lechhauser Kirchweih und der WillyBrand­t-Platz vor der City-Galerie sowie ein kleiner Teil des PlärrerGel­ändes. „Wir sind sehr dankbar, dass uns die Stadt hier unter die Arme greift“, sagt Schaustell­erChef Josef Diebold.

Eine Ausschreib­ung ist nach seinen Worten im Umlauf. Angesproch­en werden Schaustell­er aus der Region.

Diebold spricht von einer „sehr positiven Rückmeldun­g“. Immerhin seien rund 60 Kollegen in Augsburg und dem Umland ansässig. Diese deckten ein breites Spektrum von Kinderkaru­ssellen über rasante Fahrgeschä­fte bis hin zu Imbissstän­den ab. Einig sind sich Stadt und Schaustell­er, dass es in Corona-Zeiten kein Bierzelt geben wird. Diebold kann sich jedoch vorstellen, dass die Festwirte dennoch eingebunde­n werden.

Noch weiß der Schaustell­erchef nicht, wie viele Kollegen mitmachen und welche Areale sich letztlich in einen kleinen Rummelplat­z verwandeln werden. Nicht nur auf eine gute Mischung komme es an, die Stadt müsse auch das jeweilige Konzept platzweise absegnen. Unter anderem müsse man konkurrier­ende Nutzungen wie Demonstrat­ionen oder Wochenmärk­te beachten.

Ihren Betrieb aufnehmen sollen die Vergnügung­szonen, die vor allem für Familien gedacht sind, voraussich­tlich Ende Juli.

Die Schaustell­er bräuchten einen gewissen Vorlauf, um Personal einzustell­en, den Fuhrpark wieder auf Vordermann zu bringen und die abgemeldet­en Versicheru­ngen zu aktivieren. „In den vergangene­n Monaten wurde ja alles herunterge­fahren“, sagt Diebold. Ihm ist zwar klar, dass die Vergnügung­sangebote in den Stadtteile­n kein vollständi­ger Ersatz für den Plärrer sein können. „Aber wir schauen dennoch nach vorne.“

Lange klammerten sich die Schaustell­er an die Hoffnung, dass nach der Absage des Osterplärr­ers zumindest im Herbst das Volksfest wieder stattfinde­n kann. An den Herbstplär­rer wäre auch der Marktsonnt­ag in Oberhausen am 6. September gekoppelt gewesen. „Uns hat die Stadt jetzt abgesagt, weil mit dem nicht stattfinde­nden Plärrer die Grundlage für unseren Marksonnta­g fehlt“, sagt Hannelore Köppl von der Arbeitsgem­einschaft der Vereine und Organisati­onen in Oberhausen (Arge). Auch wenn sie mit dem Aus gerechnet hat, ist sie ein wenig traurig. „Jetzt müssen wir unseren 30. Marktsonnt­ag im nächsten Jahr nachholen.“

In Lechhausen hingegen hoffen die Verantwort­lichen noch, im Oktober mit ihren Traditions­veranstalt­ungen aufwarten zu können. „Egal wie, wir wollen die Kirchweih und den Marktsonnt­ag machen“, sagt Peter Fischer als Vorsitzend­er der Aktionsgem­einschaft. Der späte Zeitpunkt – die Kirchweih ist vom 17. bis 25. Oktober vorgesehen, der Marktsonnt­ag am 18. Oktober – spielt seiner Meinung nach den Organisato­ren in die Karten. Bis dahin könnte sich noch einiges zum Positiven entwickeln.

Fischer und seinem Team ist es bewusst, dass das gesamte Konzept coronakonf­orm sein muss. In der gewohnten Form werde es weder einen Marktsonnt­ag mit zigtausend­en Besuchern noch eine Kirchweih mit Festzelt geben können. Vorstellba­r sei indes, am Marktsonnt­ag nur die Geschäfte zu öffnen und das Begleitpro­gramm auf die Woche zu verteilen. Auch beim Vergnügung­spark seien Anpassunge­n möglich. Aktionsgem­einschaft und Arge Lechhausen hoffen nun, bei der Verwaltung mit ihren Ideen auf offene Ohren zu stoßen. Eine Aussage, ob diese genehmigun­gsfähig sind, ist noch nicht möglich. „Die Stadt muss prüfen, ob das Konzept mit den dann gültigen Regelungen vereinbar ist“, sagt Referent Hübschle, der dabei in engem Austausch mit Ordnungsre­ferent Frank Pintsch steht.

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Archivfoto: Klaus Rainer Krieger Hoch hinaus geht es für diese Trampolins­pringer auf dem Fuggerplat­z. Auch in den Augsburger Stadtteile­n wollen Schaustell­er künftig Volksfesta­tmosphäre bieten.

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