Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Klimacamp: Stadt lässt weiteres Vorgehen offen

Nach der Gerichtsen­tscheidung ist unklar, ob die Stadt in die nächste Instanz gehen möchte

- VON STEFAN KROG

Die Stadt hält sich vorläufig noch offen, wie sie mit der Entscheidu­ng des Verwaltung­sgerichts zum Klimacamp neben dem Rathaus umgeht. Wie berichtet hatte das Gericht in einer Eilentsche­idung den Bescheid der Stadt, dass das Camp zu räumen ist, für rechtswidr­ig erklärt. Stand Montag war noch unklar, ob Ordnungsre­ferent Frank Pintsch (CSU) das Thema in nächster Instanz vor dem Verwaltung­sgerichtsh­of in München klären lassen möchte, hieß es auf Anfrage bei der Stadt. Auch ob man der Versammlun­g einen anderen Ort zuweisen möchte oder ergänzende Auflagen erlässt, ist noch offen.

Die Klimaaktiv­isten von Fridays for Future und anderen Bündnissen campieren seit etwa drei Wochen neben dem Rathaus. Ihr Ziel: eine Distanzier­ung der Stadt vom Kohlegeset­z der Bundesregi­erung sowie ein Bekenntnis der Stadt zu den

Forderunge­n des Fahrrad-Bürgerbege­hrens. Vor eineinhalb Wochen kam die Stadt zum Ergebnis, dass das Camp zu beenden sei, weil es nicht den Charakter einer Demonstrat­ion, sondern eher eines Workshops habe. Ein entspreche­nder Bescheid ging an die Veranstalt­er des Camps, die sich vor Gericht wehrten. Bis zur Entscheidu­ng verzichtet­e die Stadt auf einen Vollzug der Räumung. Das Gericht stützte nun die Sichtweise der Klimaaktiv­isten: Das Camp sei als Versammlun­g zu werten, weil es die Öffentlich­keit auf die Klimathema­tik aufmerksam mache.

Von den Grünen wurde die Gerichtsen­tscheidung positiv aufgenomme­n. „Wir begrüßen diese Bestätigun­g der Versammlun­gsfreiheit und sehen Demonstrat­ionen als wichtigen Eckpfeiler unserer Demokratie“, hieß es in einer Erklärung der Partei vom Freitag. Bundestags­abgeordnet­e Claudia Roth bezeichnet­e die Entscheidu­ng als „gutes Urteil“, weil es die Versammlun­gsfreiheit stärke. Sie verneige sich vor dem Einsatz der Klimaaktiv­isten.

Vor eineinhalb Wochen hatte es anlässlich des Räumungsbe­scheids zwar auch Beifallsbe­kundungen fürs Klimacamp von grüner Seite gegeben – gleichwohl verteidigt­en Bürgermeis­terin Martina Wild, Umweltrefe­rent Reiner Erben und auch die Fraktionsv­orsitzende­n Verena von Mutius-Bartholy und Peter Rauscher (alle Grüne) das Agieren der Stadt. Man stehe hinter den Zielen des Klimacamps, müsse aber die rechtliche­n Gegebenhei­ten anerkennen, sagte etwa Rauscher, der aktuell auch noch Parteivors­itzender ist, damals.

Als Parteivors­itzender freue er sich einerseits über die Gerichtsen­tscheidung, sagte Rauscher am Montag auf Anfrage, habe sich anderersei­ts vor eineinhalb Wochen als Stadtratsm­itglied auf die Einschätzu­ng der Verwaltung verlassen, was die Rechtmäßig­keit betrifft. „Das war eine schwierige Lage“, gibt Rauscher zu. Dass Wild und Erben die Zustellung des Räumungsbe­scheids begleitet hätten beziehungs­weise hinterher gemeinsam mit Oberbürger­meisterin Eva Weber (CSU) den Dialog mit den Demonstran­ten gesucht hätten, habe vor allem daran gelegen, dass man den Gesprächsf­aden zum Klimacamp nicht habe abreißen lassen wollen. Die Grünen stünden nach wie vor hinter den Zielen des Camps.

 ?? Foto: Michael Hochgemuth ?? Die von der Stadt geplante Räumung des Klimacamps neben dem Rathaus ist laut Verwaltung­sgericht rechtswidr­ig.
Foto: Michael Hochgemuth Die von der Stadt geplante Räumung des Klimacamps neben dem Rathaus ist laut Verwaltung­sgericht rechtswidr­ig.

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