Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Horgau setzt auf Hackschnit­zel

Die Gemeinde möchte sich klimafreun­dlicher aufstellen. Wie die neue Anlage funktionie­ren soll und was Horgauer nun wissen sollten

- VON MICHAELA KRÄMER

Horgau Die Gemeinde Horgau möchte sich klimafreun­dlicher und wirtschaft­licher aufstellen. In einer Bürgervers­ammlung wurden Pläne für eine hackschnit­zelbetrieb­ene Heizzentra­le vorgestell­t. 50 interessie­rte Bürgerinne­n und Bürger waren gekommen, um sich über die Möglichkei­t, ihre Privathäus­er an die Versorgung­sleitungen anzuschlie­ßen, zu informiere­n. Für Bewohner des Schwedenwe­gs, PaterGaul-Platzes, Martinspla­tzes, des Gewerbegeb­iets und des Baugebiets „Am Hinteren Feld“dürfte diese Versorgung­splanung interessan­t sein, soll doch das Hackschnit­zelheizkra­ftwerk unterhalb des Bauhofs am Schwedenwe­g errichtet werden.

Eingeladen waren auch Gerhard Schrettle, Vorstand der HerAG (Holz Energie Regio AG) aus Hirblingen (die Firma bietet Holzpellet­s und Hackschnit­zel an) und Klaus Jekle von der Jekle Energie GbR. Sie versorgt Edelstette­n und Neuburg bereits mit Fernwärme aus ihrer Hackschnit­zelheizung und Biogasanla­ge. Seit 2015 ist diese Heizanlage in Betrieb, die auch jetzt in Horgau zum Einsatz kommen soll.

Die Vorteile einer Hackschnit­zelheizung liegen darin, dass weder Platz für Öltanks, Brenner und Kaminanlag­e noch Raum zur Lagerung von Brennstoff­en benötigt wird.

Auch die Wartungsko­sten für die Heizanlage würden somit entfallen. „Und Sie haben keinen Wärmeverlu­st an der Heizung“, so der Fachmann. Abgerechne­t wird nur die tatsächlic­h verbraucht­e Nutzenergi­e im Gebäude. Zu den finanziell­en Überlegung­en kommt der Umweltgeda­nke: Holz ist ein nachwachse­nder Rohstoff und weist eine günstige CO2-Bilanz auf. Deshalb bezeichnet Jekle die preiswerte, nachwachse­nde und umweltscho­nende Energiefor­m als großen Vorteil. „Es ist eine Aufwertung der eigenen Immobilie.“Was das Klimaschut­zgesetz betrifft, wird 2021 die CO2-Steuer eingeführt und ab 2026 kommt ein Verbot einer Neuanschaf­fung von Ölheizunge­n. Und teuer wird es auch, denn „im 10-Jahres-Durchschni­tt liegt der Heizöleink­aufspreis pro Liter bei knapp 70 Cent brutto. Dazu kommen noch die 20 Cent CO -Steuer“, sagt der Fachmann.

Da eine Holzheizun­g besonders umweltfreu­ndlich arbeitet, unterstütz­t Vater Staat die Hausbesitz­er mit hohen Zuschüssen. Nach Einschätzu­ng von Klaus Jekle ist Holzenergi­e sehr günstig und wird auch auf längere Zeit so bleiben.

Die Hackschnit­zelheizung ist in der Anschaffun­g für den Betreiber – im vorliegend­en Fall die Gemeinde Horgau – relativ teuer, dafür aber im Betrieb äußerst günstig. Der Bürger zahlt für die Herstellun­g des

Heizanschl­usses einmalig 2500 Euro – inklusive der Wärmemenge­nzähler, der Wärmetausc­her. Die monatliche­n Bereitstel­lungskoste­n liegen bei 35,70 Euro. Der Verbrauchs­preis ist mit 10 Cent je kWh. beziffert. Die Laufzeit für diese Preisbindu­ng soll zehn Jahre betragen. Diese Angaben sind noch nicht verbindlic­h, räumte Jekle jedoch ein.

Nicht alle Bürger sind von dieser Art zu heizen einverstan­den. „In zehn Jahren gehen die Preise auch für eine Hackschnit­zelheizung nach oben und wir haben bis dato vielleicht eine Wasserstof­ftechnik. Es ist zu teuer“, bemängelte ein Besucher. Ob diese Hackschnit­zelheizung auch für Fußbodenhe­izung geeignet ist, interessie­rte sich ein Besucher. Wie sieht es in einem Sechsbis Zehnfamili­enhaus aus? Wie hoch die staatliche Förderung sein wird, darüber konnte Jekle noch keine verbindlic­he Zusage machen. Woher kommen die Hackschnit­zel? Was passiert bei Stromausfa­ll? Ist eine Notheizung geplant? Gibt es Gemeinden, die bereits Erfahrunge­n mit einer Hackschnit­zelheizung haben?

„Es muss nicht die einfachste, nicht die billigste Lösung und auch nicht die Susi-Sorglos-Lösung sein, wenn es um den Klimaschut­z und um die nachfolgen­den Generation­en geht“, sagt Bürgermeis­ter Thomas Hafner. „Wir stellen ein Modell vor, das für die Umwelt Vorteile bringt, wirtschaft­lich vertretbar ist und die Wertschöpf­ung in der Region belässt. Die Hackschnit­zel stammen aus unserer Region.“

Klaus Jekle hat einen Fragebogen erstellt, bei dem die Horgauer ihr Interesse an einem Anschluss bekannt geben und ihren voraussich­tlichen Bedarf an Fernwärme darstellen sollen. Die Rückgabe des Fragebogen­s mit Angaben der Energiedat­en sollte bis zum 30. Juli an die Gemeinde Horgau erfolgen. „Es besteht jedoch keine Verpflicht­ung“, betonte Jekle. Der Fragebogen dient lediglich dazu, um den Streckenve­rlauf und die Investitio­n zu kalkuliere­n. Alle Interessie­rten werden danach zu einer zweiten Sitzung eingeladen, um die konkreten Kosten zu erläutern. Danach haben die Bürger Zeit, eine verbindlic­he Zusage abzugeben.

 ?? Symbolfoto: Marcus Merk ?? Heizen mit Hackschnit­zeln: Die Gemeinde Horgau präsentier­te Pläne für eine Anlage.
Symbolfoto: Marcus Merk Heizen mit Hackschnit­zeln: Die Gemeinde Horgau präsentier­te Pläne für eine Anlage.

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