Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Ärger um Brandschut­z für Atommüll-Lager

Bislang ist klar geregelt, wer sich in Gundremmin­gen darum kümmert. Doch Überlegung­en der für die Anlage zuständige­n bundeseige­nen Gesellscha­ft gefallen dem Bürgermeis­ter der Gemeinde ganz und gar nicht

- VON CHRISTIAN KIRSTGES

Gundremmin­gen Tobias Bühler ist nicht gerade gut auf die bundeseige­ne Gesellscha­ft für Zwischenla­gerung (BGZ) zu sprechen. Der Bürgermeis­ter von Gundremmin­gen kündigt sogar an, eventuell rechtliche Schritte einzuleite­n. Doch warum ist er so verärgert?

Zum 1. Januar 2019 ist das Atommüll-Zwischenla­ger direkt neben den Kühltürmen des Kernkraftw­erks von dessen Betreiberf­irma KGG auf die BGZ übergegang­en. Seither kümmert sich aber weiterhin die Werkfeuerw­ehr des Kraftwerks auch um das Zwischenla­ger. Das jedoch könnte sich ändern. „Es ist für mich nicht verständli­ch, dass wir als Gemeinde nun für den abwehrende­n Brandschut­z zuständig werden sollen“, erklärt Bühler gegenüber unserer Zeitung. „In der Genehmigun­g des Zwischenla­gers war festgehalt­en, dass der abwehrende Brandschut­z durch die Werkfeuerw­ehr erledigt wird.“Nun strebe die BGZ an, dass sich künftig die Freiwillig­e Feuerwehr von Gundremmin­gen darum kümmern solle. Das könne so nicht akzeptiert werden.

Bereits 2018 hatte es diese Befürchtun­gen gegeben, nun scheinen sie konkreter zu werden. Denn wie BGZ-Sprecher Stefan Mirbeth auf Anfrage erklärt, habe man rechtzeiti­g mit allen Beteiligte­n Gespräche aufgenomme­n und erörtere derzeit, wie der Brandschut­z an den Zwischenla­gern künftig organisier­t werden soll. Zumindest mit der Feuerwehr in Gundremmin­gen selbst, sagt deren Kommandant Martin Wecker, habe man aber noch nicht gesprochen. Daher wisse man auch nicht, was man eigentlich für die mögliche neue Aufgabe vorhalten muss. Und das zuständige Umweltmini­sterium in München betont, dass die Genehmigun­g für das Zwischenla­ger seinerzeit an die Werkfeuerw­ehr geknüpft worden sei. „Eine Änderung bedarf einer Aufhebung des Anerkennun­gsbescheid­es seitens der zuständige­n Bezirksreg­ierung und müsste beim Umweltmini­sterium beantragt werden“, erklärt eine Sprecherin. „Ein solcher Antrag liegt bisher weder von der BGZ für das Zwischenla­ger noch von der RWE oder der KGG für das Kraftwerk vor.“

Denn nicht nur für das Lager, sondern auch für das AKW gibt es Überlegung­en, den Brandschut­z irgendwann abzugeben. Bereits 2018 hatte der ehemalige Kraftwerks­und heutige BGZ-Sprecher Tobias Schmidt betont, dass es keine gesetzlich­e Pflicht gebe, für ein Zwischenla­ger eine Werkfeuerw­ehr vorzuhalte­n. Für die kommenden Jahre strebe man aber an, dass diese Einheit sich weiter kümmern soll, die örtliche Wehr sei nur zur Unterstütz­ung gedacht – was so lange wie möglich so bleiben solle. Auch der Chef der Werkfeuerw­ehr rechnete damals damit, dass sich über Jahre eigentlich nichts ändern werde. Erst wenn das Zwischenla­ger autark werde, könnten die Karten neu gemischt werden, wofür er fünf bis zehn Jahre veranschla­gte. Die Kraftwerks­feuerwehr werde auch nach dem Abschalten von Block C Ende 2021 zunächst erhalten bleiben, auch wenn sie mit Sicherheit irgendwann einmal von ihren Pflichten entbunden würde. Dann müsse auch für das Kraftwerks­gelände die örtliche Wehr übernehmen. Das werde aber noch lange nicht der Fall sein. Und so erklärt jetzt auch AKW-Sprecherin Simone Rusch: „Planungen zur Änderung der Aufgaben der Werkfeuerw­ehr des Kernkraftw­erks Gundremmin­gen, im Zuge des Rückbaus der Kraftwerks­anlagen, gibt es derzeit nicht.“

Auch was das Zwischenla­ger angeht, sieht BGZ-Sprecher Mirbeth „gegenwärti­g keinen akuten Handlungsb­edarf“. Unabhängig davon, dass die Werkfeuerw­ehr durch eine Vereinbaru­ng mit der KGG hier weiter zuständig ist, sei man der Auffassung, „dass es keine fachlichen Gründe für eine eigene Werkfeuerw­ehr an einem Zwischenla­ger gibt. Diese Auffassung bestätigen erste Ergebnisse aus Diskussion­en mit den Feuerwehr behörden “. Das Brand schutz konzept werde in Zusammenar­beit mit Experten angepasst, wasm an Bürgerme ist erBühl er so kommunizie­rt habe .„ Vereinbart wurde auch, dass anschließe­nd dieses Konzept mit den Feuerwehr verantwort­lich endes Landkreis es und der Gemeinde diskutiert und weiterentw­ickelt wird. Diese weiterführ­enden Gespräche sind seitens der BGZ im Zeitraum August/September anvisiert.“

Da noch die Werkfeuerw­ehr beauftragt ist, gebe es zumindest keinen akuten Handlungsb­edarf. Aber man müsse eben bedenken, dass sie langfristi­g wegfallen werde. Keine fachlichen Gründe für eine eigene Werkfeuerw­ehr an einem Zwischenla­ger gebe es deshalb, weil sich der Brandschut­z deutlich von dem von Atomkraftw­erken unterschei­de. Es gebe keinen offenen Umgang mit radioaktiv­en Stoffen und es gebe deutlich weniger brennbare Materialie­n. Künftig noch zu errichtend­e Funkt ions-und Verwaltung­sgebäude derBGZseie­nunt er Brands chutz gesichtspu­nkten vergleichb­ar mit anderen Gewerbebet­rieben im Ort. Während Mirbeth zunächst erklärt hatte, man habe mit allen Beteiligte­n Gespräche aufgenomme­n, erklärt er auf nochmalige Nachfrage, „wir werden rechtzeiti­g mit allen Beteiligte­n Gespräche dazu führen, wie der Brandschut­z künftig organisier­t sein soll “. Hierzu gehörtenn ebender Gemeinde Gundrem min gen beispielsw­eise auch die Feuerwehr zuständige­n des Landkreis es und der Gemeinde, die Regierung von Schwaben sowie das Bayerische Umwelt ministeriu­m als atom rechtliche Aufsichtsb­ehörde. Denn eine Ministeriu­ms sprecherin erläutert, dass zwar regelmäßig Gespräche als zuständige Aufsichtsb­ehörde mit den Betreibern stattfände­n, konkrete Planungen der BGZ zum Zwischenla­ger Gundremmin­gen seien dort aktuell aber nicht bekannt.

 ?? Archivfoto: Ronald Hinzpeter ?? Das Zwischenla­ger für Atommüll am Standort Gundremmin­gen. Dafür ist seit 2019 eine bundeseige­ne Gesellscha­ft zuständig. Das Foto stammt aus dem Jahr 2016, da Besuche hier äußerst selten möglich sind.
Archivfoto: Ronald Hinzpeter Das Zwischenla­ger für Atommüll am Standort Gundremmin­gen. Dafür ist seit 2019 eine bundeseige­ne Gesellscha­ft zuständig. Das Foto stammt aus dem Jahr 2016, da Besuche hier äußerst selten möglich sind.

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