Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Drogen: Wie Eltern ihre Kinder schützen können

Nach dem Tod zweier Jugendlich­er in Nordendorf spricht eine Prävention­sexpertin der Polizei in der Schule

- VON ROSMARIE GUMPP

Meitingen/Nordendorf Nach dem Tod zweier Jugendlich­er vor vier Wochen in Nordendorf infolge von Drogen war das Entsetzen groß. Eines der Opfer, ein 15-Jähriger, besuchte damals noch die Mittelschu­le in Meitingen. Deshalb sah es die Schulleitu­ng auch für dringend notwendig an, einen Elternaben­d – auch noch vor den Ferien – mit der Kripo Augsburg zu veranstalt­en.

Von der kriminalpo­lizeiliche­n Beratungss­telle Augsburg kam Kriminalha­uptkommiss­arin Barbara Macheiner in Begleitung ihres Kollegen Günter Müller in die gut besuchte Turnhalle. „Sie sind für Ihr

Kind verantwort­lich, Sie müssen sich mit ihm beschäftig­en, Sie müssen es beobachten.“Diesen dringenden Appell richtete die Referentin immer wieder an die Eltern.

Die Expertin stellte klar: Die meisten Kinder und Jugendlich­en wachsen wohlbehüte­t und sicher auf, Drogen werden in ihrem Leben höchstwahr­scheinlich keine Rolle spielen. Für manche jedoch wird der Drogenkons­um zur Gewohnheit – mit weitreiche­nden Folgen. Barbara Macheiner sprach über legale Drogen (Nikotin, Alkohol, Medikament­e) und illegale Drogen (Haschisch, Heroin, Kokain, Ecstasy).

Der Konsum legaler und illegaler Drogen beinhalte die Gefahr von

Missbrauch­sverhalten und Sucht mit gesundheit­lichen, sozialen und gesellscha­ftlichen Problemen. Barbara Macheiner: „Drogengefä­hrdung und Drogenabhä­ngigkeit entwickeln sich nicht von heute auf morgen. Einer möglichen Drogenkarr­iere geht ein komplexes Geflecht von Ursachen voraus.“

Betroffen seien oft Menschen, die nicht gelernt haben, Konflikte durchzuste­hen oder Enttäuschu­ngen zu ertragen. Bei Jugendlich­en kommt die Clique dazu, in der probiert wird und in der man nicht als feige dastehen will. Des Weiteren können Schwierigk­eiten in Familie, Schule und Beruf in die Sucht führen.

Drogen gaukeln angenehme Empfindung­en vor, blenden schlechte Gefühle vorübergeh­end aus oder lassen diese erträglich­er erscheinen. Aber nur für eine bestimmte Zeit, denn Sucht bedeutet in jedem Falle Unfreiheit. Der abhängige Mensch kann mit dem Suchtmitte­l nicht mehr selbstbest­immt umgehen. Dies führt zum Verlust von sozialen Bindungen und zu nachteilig­en Veränderun­gen der Persönlich­keit.

Jeder junge Mensch wird früher oder später in dieser Zeit mit legalen und auch illegalen Drogen konfrontie­rt. Ob sich daraus eine Abhängigke­it oder ein Drogenkons­um ergibt, hänge von den Lebensumst­änden und der Persönlich­keit des Einzelnen ab, so die Expertin auf dem Elternaben­d.

Macheiner riet deshalb: Eltern sollten, auch wenn es schwerfäll­t, ihrem Kind zuhören, Zeit für ihr Kind haben, Stimmungss­chwankunge­n der Jugendlich­en aushalten, klare Regeln für das Miteinande­r in der Familie aufstellen und Unterstütz­ung in schwierige­n Zeiten signalisie­ren. Es gebe eine Reihe von Anlauf- und Beratungss­tellen, die Eltern und ihre Kinder unterstütz­en.

Im nächsten Schuljahr wird die Kriminalha­uptkommiss­arin in allen 8. und 9. Klassen der Mittelschu­le vorstellig werden.

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