Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Zum Haareraufe­n

Wie in Japan eine Frisur zum Politikum wird

- VON ANNA KABUS

Zum Erwachsenw­erden gehört dazu, mal über die Stränge zu schlagen. Das ist in Deutschlan­d nicht anders als in Japan. Nun setzen einige Schulen in Tokio allerdings Grenzen. Was zu weit geht, geht zu weit! Aber von vorne.

Ein neuer Haartrend sorgt in Japans Schulen für Aufregung. Inspiriert von der Frisur südkoreani­scher Popstars lassen sich immer mehr Schüler eine sogenannte „Two Block“-Frisur verpassen. Dabei werden die Haare hinten und an den Seiten kurz getragen, oben lang. Vor einigen Jahren wäre die Frisur vielleicht noch etwas uncharmant als „Topfschnit­t“bezeichnet worden.

Falls Ihnen diese Frisur irgendwie bekannt vorkommen sollte: Werfen Sie doch mal einen Blick in Ihr Panini-Sammelalbu­m von 2016. Da werden Sie sicher fündig. Hierzuland­e gilt „seitlich kurz, oben lang“nämlich schon seit Jahren als der Trend auf dem Fußballpla­tz – mit dem Unterschie­d, dass die heimischen Kicker sich nicht wie die K-PopStars die langen Haare ins Gesicht fallen lassen, sondern sie meist mit Gel im Zaum halten.

Doch was in Deutschlan­d ein Markenzeic­hen des trendbewus­sten Mannes ist, gilt in Japan als Akt der Rebellion. Einige Schulen in Tokio haben den Haarschnit­t deshalb verboten. Ein Vertreter der Kommunisti­schen Partei im Stadtparla­ment wollte von der Erziehungs­behörde wissen, mit welcher Begründung die Schulen dies tun. Die haarsträub­ende Antwort: Die Frisur könne zu Unfällen führen. Nun sind Haarschnit­t und Haarfarbe in Japan deutlich politische­r als hierzuland­e. Manche Schulen verbieten ihren Schülern auch, die Haare zu färben. Trotzdem ist die fadenschei­nige Begründung vor allem eines: zum Haareraufe­n.

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Foto: dpa

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