Augsburger Allgemeine (Land Nord)
Das müssen Urlauber zu den Coronatests wissen
Eine Testpflicht für Rückkehrer aus Risikogebieten gibt es vorerst nicht. Aber alle Auslandsurlauber können sich bei ihrer Rückkehr jetzt kostenlos auf das Coronavirus checken lassen. Wie das abläuft und wer das alles bezahlt – die wichtigsten Fragen bean
Augsburg Eine Corona-Testpflicht für Urlauber aus Risikogebieten gibt es vorerst weiter nicht. Aber am Freitag haben die Gesundheitsminister von Bund und Ländern bei einer Schaltkonferenz beschlossen, dass sich ab dem heutigen Samstag alle Auslandsurlauber bundesweit nach ihrer Rückkehr kostenlos auf das Virus testen lassen können. In Bayern gibt es die Möglichkeit zu einem kostenlosen Coronatest schon länger. Die bereits bestehende Quarantänepflicht für Rückkehrer aus Risikogebieten gilt unabhängig davon weiter: Zwei Wochen müssen Menschen, die aus einem Land einreisen, das als Risikogebiet eingestuft ist, im Anschluss in Quarantäne bleiben, wenn sie keinen negativen Test vorweisen können. Zudem müssen sie sich bei ihrem Gesundheitsamt melden.
Wer muss sich testen lassen? Formal sind die Tests bisher nicht verpflichtend. Aber bundesweit soll an Bahnhöfen, Busbahnhöfen, Häfen und Flughäfen mit mehrsprachigen Flugblättern für Tests geworben werden. Zudem soll jeder Reisende die Möglichkeit bekommen, einen Test zu machen. Ob es einen Pflichttest für Reisende geben soll, die aus Ländern zurückkehren, die als Risikogebiete eingestuft sind, wird vorerst weiter geprüft. Faktisch müssen sie einen Test machen, wenn sie eine Quarantäne vermeiden wollen. Die Liste dieser Länder, die ständig aktualisiert wird, ist lang. Neben Russland, der Türkei, Ägypten, den USA und weiten Teilen Süd- und Mittelamerikas stehen auch einige europäische Länder darauf, etwa Bosnien-Herzegowina, Luxemburg, Serbien und seit Freitag die drei spanischen Regionen Aragón, Katalonien und Navarra, nicht aber Mallorca und auch nicht die Kanaren. Urlauber sollten vor der Abreise auf der Homepage des Robert-KochInstituts prüfen, ob ihr Zielland zum Risikogebiet erklärt wurde.
Wo finden die Tests statt? Grundsätzlich sollen die Tests dort stattfinden, wo die Reisenden ankommen. Am Münchner Flughafen etwa konnten Reisende schon bisher einen kostenpflichtigen Corona-Test
Angeboten wurde dies von der Tochtergesellschaft des Flughafens, MediCare, im medizinischen Zentrum des Airports. Dieses Angebot wird nun kostenfrei vom Freistaat zur Verfügung gestellt. Auch am Nürnberger Flughafen hat die Staatsregierung begonnen, ein Testzentrum einzurichten. In Memmingen sollten die Tests am Donnerstag starten. Am Freitag war die Einrichtung, die sich außerhalb des Terminals in einem öffentlich zugänglichen Bereich befindet, allerdings noch nicht in Betrieb, wie eine Sprecherin des Flughafens auf Nachfrage erklärte. Grundsätzlich sollen sich in den Testzentren auch Reisende testen lassen können, die nicht aus Risikogebieten einreisen. Nach Angaben der Staatskanzlei sollen mit dem Betrieb der Testzentren externe Betreiber beauftragt werden. Das reguläre Testangebot soll täglich von 5 Uhr bis 23 Uhr und auch am Wochenende zur Verfügung stehen.
Was ist mit Urlaubern, die mit Bahn oder Auto unterwegs sind? Um möglichst viele Infizierte bei der Rückkehr nach Bayern zu identifizieren, sollen zudem Kontrollen an den großen Grenzübergängen nach Österreich stattfinden. Die Testzentren werden an den Rastanlagen Hochfelln-Nord (A8), Heuberg (A93) (dauerhaft ab 7. August, bis dahin übergangsweise Inntal-Ost) und Donautal-Ost (A3) eingerichtet. Weitere Testzentren sollen in den Hauptbahnhöfen von Nürnberg und München entstehen. Diese sollen bis Freitag kommender Woche einsatzbereit sein und auch von externen Betreibern betreut werden.
Zudem sollen im Bahn- und Straßenverkehr aus Risikogebieten Stichprobenkontrollen durchgeführt werden, um die Einreisebestimmungen durchzusetzen.
Wie sicher sind die Tests?
Ein einzelner Test liefert keine verlässliche Aussage darüber, ob eine Person das Virus in sich trägt. Es kann vorkommen, dass das Virus bei einem erst kürzlich Infizierten zum Testzeitpunkt noch nicht nachweisbar ist. „Eine negative Testung kann immer nur eine Momentaufnahme darstellen“, heißt es im Beschluss der Minister. Fünf bis sieben Tage nach dem Einreise-Test sei ein Wiederholungstest sinnvoll. Wer nach einem negativen Test unklare Symptome habe, müsse sofort Kontakt zu einem Arzt aufnehmen. Es gelte aber die Eigenverantwortung.
Wer bezahlt die Tests?
In Bayern hat der Freistaat angekündigt, die Kosten zu übernehmen, soweit sie nicht von der gesetzlichen Krankenversicherung getragen werden. Bei den Tests an Flughäfen wird überlegt, zumindest Kosmachen. ten für die Infrastruktur vor Ort „perspektivisch“über die Flughafengebühren auf die Ticketpreise umzulegen. Hierfür prüfe der Bund die Schaffung einer Rechtsgrundlage, heißt es im Beschlusspapier der Minister.
Wie laufen die Tests ab?
Laut einem Sprecher des bayerischen Gesundheitsministeriums werden sogenannte PCR-Tests durchgeführt. Dabei nehmen Helfer in der Regel mit einem Stäbchen Abstriche aus Nase oder Rachen, die dann auf Erbgut des Erregers SarsCoV-2 untersucht werden. Die Proben werden zur Auswertung in ein Labor geschickt. Die Urlauber können ihre Heimreise fortsetzen und werden benachrichtigt, sobald die Testergebnisse vorliegen. Sollte es einen positiven Befund geben, erfolgt eine Benachrichtigung der Person sowie des zuständigen Gesundheitsamtes, das dann die notwendigen Maßnahmen anordnet.
Ist Beamten ein Urlaub in Risikogebieten erlaubt? Baden-Württemberg diskutiert derzeit darüber, ob Beamten ein Urlaub in Risikogebieten verboten werden darf und soll. In Bayern gibt es keine entsprechenden Pläne, wie ein Sprecher des Finanzministeriums auf Anfrage erklärt. Wenn Beamte nach einer Urlaubsreise in Quarantäne müssten, könnten sie in bewährter Weise im Homeoffice arbeiten. Dies gelte auch für Lehrer. In den seltenen Fällen, in denen dies nicht möglich sei, müssten die Betroffenen Urlaub nehmen oder unbezahlten Sonderurlaub beantragen. Wer das verweigere, riskiere ein Disziplinarverfahren.