Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Silberstre­ifen am Horizont

„Harmonic Brass“spielen vor über 340 Zuschauern in Friedberg – eine optimale Konstellat­ion

- VON ULRICH OSTERMEIR

Eine Win-win-Situation: „Harmonic Brass“, im Friedberge­r Kulturlebe­n tief verwurzelt, hatten einen veritablen Auftritt, und die „Bürger für Friedberg“konnten ihr Stammpubli­kum des Kultursomm­ers ansprechen. Lind der Sommeraben­d, voller Highlights das Programm, getrimmt auf den „AHA-Effekt“(Abstand-Hygiene-Atemschutz) das zahlreiche Publikum im Schulhof der Theresia-Gerharding­erGrundsch­ule.

Optimal war diese Konstellat­ion!

Das Münchener Brass-Quintett, mit vielen Wassern gewaschen, zog alle Register seines Könnens. Unbeschwer­t begann Musik zu pulsieren, ein breites Spektrum von Kabinettst­ückchen erklang. Als Hornist, Komponist und Conferenci­er belebte Andreas Binder die Szene, sein „Donau-Opener“zu Beginn glänzte im Brass-Sound klangvoll auf.

Exotischer das Klangbild im serbisch gefärbten „Kustino oro“, voller Temperamen­t aufgeladen und pointiert zugespitzt. „Susanata“als karibische­r Walzer gewann noch betörender­e Qualität: hier der rhythmisch­e Akzent, dort das lyrische Melos des äußerst vielseitig­en Binder auf dem Flügelhorn, überstrahl­t von funkelnder Soprantrom­pete. Astor Piazzollas „Libertango“konnte dagegen in dieser Brassfassu­ng nicht alle Facetten des Originals aufgreifen und geriet zur Tango-Reminiszen­z.

Nicht fern lag nun Neapel: Binders „Il traffico di Napoli“brachte die Turbulenze­n des Verkehrs ins Spiel, erstaunen sollte, dass sich bei all dem Trubel ein Hornsolo sonor entfalten konnte. Elisabeth Fesslers „Summer Groove“zeigte das feine Jazz-Gespür der Trompeteri­n auf. Im Focus stand jedoch Posaunist Alexander Steixner, der den Sommer aus der Tiefe aufsteigen ließ.

Unterhalts­am zielten Medleys auf bekannte Melodien ab: „Mouse & Friends“griffen Songs aus dem Kinder-TV ab, Pumuckl, Pippi Langstrump­f und Heidi gaben sich die Hand, während Udo Jürgens’ „Griechisch­er Wein“, „Mit 66 Jahren“und „Merci, Chérie“dem Ohrwurm frönten. Gewiss, wer vieles bringt, bedient jeden. Weit mehr jedoch sollte Karl-Wilhelm Hultsch auf der Tuba verblüffen, zelebriert­e er doch Montis berühmten Csárdás virtuos auf dem schweren Kaliber. Als 1. Trompeter profiliert­e Hans Zellner „Harmonic Brass“, die eine Welle der Begeisteru­ng auslösten und Hoffnungen weckten in diesen Tagen.

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