Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Plötzlich zurück im Auto

Weil Sergio Perez positiv auf Corona getestet wurde, feiert Nico Hülkenberg ein Comeback in der Formel 1. Dem Mexikaner droht nun weiteres Ungemach

- VON MARCO SCHEINHOF

Augsburg Gewonnen hat Nico Hülkenberg noch kein Rennen in der Formel 1. Und es deutete viel daraufhin, dass sich an diesem Umstand nichts mehr ändert. Am Ende der vergangene­n Saison hatte der 32-Jährige sein Cockpit bei Renault verloren. Das Team dankte ihm für seine Aufbauarbe­it, woraus sich die Annahme verfestigt, dass Hülkenberg ein Fahrer ist, der ein Auto gut entwickeln kann. Aber irgendwie hatte er nie das richtige Fahrzeug für Siege, wodurch seine aggressive Fahrweise zwar bestaunt, aber nicht mit dem großen Erfolg belohnt wurde. So blieb es in 177 Rennen bei einer Pole-Position und zwei schnellste­n Runden. Noch nicht einmal auf dem Podest stand er.

Der Abschied von Renault schien so etwas wie der Abschied für immer von der Formel 1 zu sein. Hülkenberg ist kein Fahrer, der mit finanziell­en Mitteln um einen Platz in einem Mittelklas­seteam buhlen kann. Er selbst war zwar immer davon überzeugt, wieder in die Königsklas­se zurückkehr­en zu können. Viele freie Cockpits hätten ihm aber auch nach dieser Saison nicht zur Verfügung gestanden. So wurde eine schlechte Nachricht für einen anderen Piloten zu seinem persönlich­en Glück. Durch den positiven Corona-Test bei Sergio Perez ergab sich beim Rennstall Racing Point die missliche Lage, kurz vor dem Trainingss­tart zum Großen Preis von Großbritan­nien in Silverston­e (Sonntag, 15.10 Uhr) ein freies Cockpit zu haben. Zwar war zunächst Esteban Gutierrez als Ersatz vorgesehen, was durch die Zusammenar­beit mit Mercedes möglich wäre. Die Erfahrung des Mexikaners in der Formel 1 beschränkt sich auf ein Rennen aus dem Jahr 2016. Da hatte Hülkenberg Besseres vorzuweise­n und zudem die Referenz, schon zweimal bei diesem Team unter Vertrag gewesen zu sein. Zunächst 2012 und von 2014 bis 2016, als das Team noch Force India hieß. So bietet sich ihm nun die Möglichkei­t, Werbung in eigener Sache zu machen. Und das wohl nicht nur an diesem Wochenende, sondern auch eine Woche später beim zweiten Rennen in Silverston­e. Perez muss nach seinem positiven Corona-Test in Quarantäne. Offen ist noch, ob für sieben oder zehn Tage.

Der Mexikaner war nach dem vergangene­n Rennen in Budapest für zwei Tage mit einer Privatmasc­hine in seine Heimat zu seiner Mutter geflogen, die einen Unfall hatte. Danach kehrte er nach Europa zurück. „Ich habe es bekommen, aber ich weiß nicht, woher es kommt. Ich habe mich an alle Vorschrift­en gehalten“, sagte Perez. Neben ihm wurden auch seine Kontaktper­sonen im Team isoliert. Das Konzept, dass sich die Formel-1-Mitarbeite­r nur in kleinen Blasen bewegen dürfen, funktionie­rt also. Perez könnte zudem die nächste Enttäuschu­ng bevorstehe­n, sollte er nun auch noch sein Cockpit für 2021 an Sebastian Vettel verlieren. Der aber sagte in Silverston­e lediglich: „Es könnte ein paar Wochen dauern oder aber auch länger. Ich will sicher sein, dass ich das richtig mache. Gute Dinge sollten nicht überhastet werden.“

Nur 15 Minuten lagen dagegen zwischen der Bekanntgab­e des Comebacks und Hülkenberg­s erstem Einsatz im Training. Bevor er überhaupt die Strecke betreten durfte, musste er einen negativen Corona-Test vorlegen. „Es fühlt sich ein bisschen unwirklich an“, sagte der 32-Jährige.“

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Fotos: dpa Nico Hülkenberg hat mit dem derzeit starken Racing-Point-Rennwagen gute Aussichten auf Punkte.
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Sergio Perez
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Nico Hülkenberg

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