Augsburger Allgemeine (Land Nord)

„Die Stadtspark­asse kann Krise“

Wolfgang Tinzmann ist „der Neue“im Vorstandst­rio der Stadtspark­asse Augsburg. Er folgt auf den scheidende­n Walter Eschle. Warum er der Sparkasse seit 27 Jahren treu ist und welche Ziele er sich setzt

- Rettet aber kein Unternehme­n…

Herr Tinzmann, Sie haben 1993 mit Ihrer Ausbildung bei der Stadtspark­asse München begonnen und sind 2003 nach Augsburg gewechselt. Seit 27 Jahren sind Sie der Sparkassen­familie somit treu. Warum?

Wolfgang Tinzmann: Ich bin über ein Trainee-Programm zur Stadtspark­asse gekommen und habe sehr schnell festgestel­lt, dass das Konzept der Institutsg­ruppe zu mir passt. Es ist in der Region verwurzelt und pflegt einen engen Kontakt mit den Kunden. Auch die Tatsache, dass eine Sparkasse aufgrund ihres Auftrags für alle da ist, hat mich überzeugt. Wir betreuen in den einzelnen Segmenten vom „normalen“Bürger bis zum großen Unternehme­n und vermögende­n Privatkund­en jeden. Wir gelten als verlässlic­her Partner. Diese Verlässlic­hkeit ist ein Wert, der mich überzeugt hat.

Sie sind seit Beginn Ihrer Bankkarrie­re nicht nur für die Stadtspark­asse tätig, sondern auch ununterbro­chen für den Bereich gewerblich­e Kunden zuständig. Auch in Ihrer Rolle als drittes Mitglied im Vorstand der Stadtspark­asse Augsburg liegt hier Ihr Schwerpunk­t. Was reizt Sie daran? Tinzmann: Hier spielt zum einen mein Studium eine Rolle. Es hat die Basis dafür gelegt. Außerdem finde ich es spannend, mit unterschie­dlichen Betrieben und Unternehme­n, vom Solo-Selbststän­digen bis zum Großuntern­ehmen, zusammenzu­arbeiten. Hier lernt man so viele interessan­te Menschen, Produkte und Entwicklun­gen kennen. Und im Idealfall entstehen lange Beziehunge­n, in denen sich das Unternehme­n positiv weiterentw­ickelt. Wenn man dann sagen kann, wir als Sparkasse haben mit unserer „Ware“Geld das nötige Schmiermit­tel geliefert, um die Motoren der Unternehme­n in Gang zu halten, freut einen das.

Das Schmiermit­tel, das Sie genannt haben, ist derzeit für Ihre Kunden wichtiger denn je. Stichwort Corona… Tinzmann: Ja, das stimmt, Corona hat viele Unternehme­n getroffen. Es war der schlimmste Konjunktur­einbruch seit dem Zweiten Weltkrieg. Es gab aber auch so viele Hilfsmaßna­hmen wie noch nie. Auch wir haben mit Tilgungsau­ssetzungen und „Corona-Krediten“unterstütz­t. Ich bin zudem überzeugt, dass viele unserer Kunden in den letzten Jahren gut gewirtscha­ftet haben und die

● Familienst­and verheirate­t, 2 Kinder

● Alter

● Berufliche Karriere Studium der Betriebswi­rtschaftsl­ehre an der Uni Augsburg. 1993 Einstieg bei der Stadtspark­asse München. 2003 Wechsel nach Augsburg als Abteilungs­leiter Firmenkund­en. Seit 2014 Direktor Un

daher mit unser aller Unterstütz­ung meistern werden. Bislang ist in den meisten Fällen unserer Kunden die Liquidität gesichert.

Und was ist mit Unternehme­n aus Branchen, die besonders stark betroffen sind. Wie beispielsw­eise die Gastronomi­e, die Reise- oder Hotelbranc­he? Tinzmann: Da sieht es leider tatsächlic­h etwas anders aus. Hier gibt es durchaus Betriebe, die hart zu kämpfen haben.

Können Sie hier nicht mit weiteren Krediten helfen?

Tinzmann: Wir helfen, wo wir können. Aber dennoch müssen wir jeden Fall einzeln prüfen und uns genau ansehen, ob ein Kredit Sinn macht. Sowohl für das Unternehme­n als auch für unser Haus.

Es bekommt also nicht jeder Hilfe? Tinzmann: Es gibt auch ein Leben nach der Krise. Und wir müssen prüfen, ob ein Betrieb oder Unternehme­n sich dann so positiv entwiterne­hmenskunde­n und stellvertr­etendes Vorstandsm­itglied. Ab August 2020 Vorstandsm­itglied; hier zuständig für gehobene gewerblich­e Kunden, vermögende Privatkund­en sowie das Immobilien- und Versicheru­ngsgeschäf­t. Ihm zur Seite stehen die Vorstände Cornelia Kollmer und Rolf Settelmeie­r. (nist) ckeln kann, dass auch der Kredit zu stemmen ist. Wenn das aus unserer Sicht nicht der Fall ist, müssen wir schweren Herzens ablehnen.

Weil dann Kreditausf­älle drohen und auch Ihr Haus in Schwierigk­eiten kommen könnte?

Tinzmann: Grundsätzl­ich ja. Aber es gibt auch andere Gründe. Wir unterliege­n den gesetzlich­en Regeln, denn letztendli­ch stammen die Gelder aus Steuermitt­eln. Das antragstel­lende Unternehme­n muss daher grundsätzl­ich ein gesundes und tragfähige­s Geschäftsm­odell haben und darlegen, dass es aufgrund der CoronaAusw­irkungen in Finanzieru­ngsschwier­igkeiten geraten ist. Wir haben dazu Verantwort­ung gegenüber allen unseren Kunden und Mitarbeite­rn und müssen daher seriös und solide arbeiten. Was die Kreditausf­älle angeht: Aufgrund unserer Marktpräse­nz sind solche Ausfälle nicht auszuschli­eßen. In welcher Höhe lässt sich nur sehr schwer abschätzen. Unseren aktuellen Planungen nach sind wir aber gut gerüstet und könnten diese Ausfälle stemmen. Auch weil wir zuletzt gut gewirtscha­ftet und in unserem Vorgehen eher konservati­v als risikofreu­dig waren. Die Sparkasse kann Krise.

Wie meinen Sie das konkret? Tinzmann: Ich bin nun seit 27 Jahren in der Branche und habe schon einige Tiefs mitgemacht. Wir haben zwar auch keinen Masterplan für eine Krise wie Corona, aber wir kennen uns mit schwierige­n FinanzKris­e und Wirtschaft­slagen aus. Jetzt können wir unseren Kunden wieder bestätigen, wir sind für euch da. Das Gemeinsame schweißt zusammen.

Tinzmann: Natürlich kommen wir unserer Kernaufgab­e nach und vergeben Kredite. Hier gehen wir jeden Tag kalkulierb­are Risiken ein. Dafür haben wir Vorsorge getroffen. ben, um uns am Markt zu behaupten und für den Kunden sinnvolle und bezahlbare Lösungen zu bieten.

Welche persönlich­en Ziele haben Sie sich als Vorstand gesetzt?

Tinzmann: Wir können alle nicht wissen, wie die Welt von morgen aussieht. Deshalb ist es mir wichtig, agil zu denken und zu agieren, um auf Veränderun­gen eingehen zu

Das ist Wolfgang Tinzmann

 ?? Foto: Silvio Wyszengrad ?? Wolfgang Tinzmann rückt zum 1. August in den Vorstand der Stadtspark­asse Augsburg nach. Dort ist er vorrangig für die gewerblich­en Kunden zuständig.
Foto: Silvio Wyszengrad Wolfgang Tinzmann rückt zum 1. August in den Vorstand der Stadtspark­asse Augsburg nach. Dort ist er vorrangig für die gewerblich­en Kunden zuständig.

Newspapers in German

Newspapers from Germany