Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Man kann dem Alt-OB das Geld gönnen

- VON JÖRG HEINZLE joeh@augsburger-allgemeine.de

In Zeiten von knappen Kassen muss die Stadt vieles auf den Prüfstand stellen. Auch das Ruhegehalt eines Alt-OB darf da kein Tabu-Thema sein. Es spricht einiges dafür, dass es rechtlich möglich wäre, dem 55-jährigen Kurt Gribl die Zahlung eines Ruhegehalt­s bis zu dessen 62. Geburtstag zu verweigern. Die Frage ist aber: Sollte die Stadt diese Möglichkei­t auch nutzen? Es ließen sich damit wohl bis zu 60 000 Euro im Jahr sparen. Angesichts dessen, was Augsburg an Ausgaben zu schultern hat, ist das ein marginaler Betrag. Gleichzeit­ig wäre der Flurschade­n aber groß.

Es Gribl anzukreide­n, dass er bereits mit 55 Jahren – also relativ jung – sein Amt abgegeben hat, wäre falsch. Es ist ja gerade gut, wenn ein Politiker für sich erkennt, dass er lange genug im Amt war, und lieber Platz machen will für einen Nachfolger. Schließlic­h wird oft kritisiert, dass Politiker nicht loslassen können. Müsste ein OB damit rechnen, nach seinem Ausscheide­n erst mal ohne Einkommen dazustehen, würde das eher dafür sorgen, dass er am Amt klebt. Dass Gribl einen Job hatte, der ihn zwölf Jahre nahezu rund und die Uhr gefordert hat, ist unbestritt­en. Im Vergleich dazu ist der OB-Posten beileibe nicht überbezahl­t. Selbst einige Chefs von stadteigen­en Unternehme­n bekommen mehr Geld. Man kann Gribl das Anrecht auf ein Ruhegehalt daher durchaus gönnen – so wie es die große Mehrheit der Stadträte getan hat.

Etwas fragwürdig bleibt aber, wie schnell die Sache durch den Stadtrat gepeitscht wurde. Tatsächlic­h hatten die Räte keine Chance, sich ausführlic­her mit der Frage zu befassen. Das hätte man ihnen schon zugestehen müssen. Am Ergebnis der Entscheidu­ng hätte es vermutlich nichts geändert.

 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany