Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Vorsicht: Es herrscht akute Waldbrandg­efahr

- (pm) HIER SAGEN SIE IHRE MEINUNG VON CHRISTIAN KIRSTGES (wir berichtete­n),

Die Regierung von Schwaben hat wegen der Trockenhei­t und damit akuter Waldbrandg­efahr im Einvernehm­en mit dem Amt für Ernährung, Landwirtsc­haft und Forsten in Pfaffenhof­en im Landkreis Donau-Ries – wie auch in den Kreisen Augsburg, Aichach-Friedberg, Dillingen, Günzburg und Neu-Ulm – Luftbeobac­htung als Maßnahme der vorbeugend­en Waldbrandb­ekämpfung angeordnet. Geflogen wird am Nachmittag über bewaldeten Flächen. Die Bevölkerun­g wird dringend gebeten, in der freien Natur äußerste Vorsicht walten zu lassen und keinesfall­s mit offenem Feuer zu hantieren oder zu rauchen.

Gundremmin­gen Im März vergangene­n Jahres hatte die KGG, Betreiberg­esellschaf­t des Atomkraftw­erks (AKW) in Gundremmin­gen, nach längerem Warten die Erlaubnis bekommen: Block B darf zurückgeba­ut werden. Innerhalb von 15 bis 20 Jahren soll die Anlage nun gewisserma­ßen entkernt werden, die Gebäude sollen aber erst einmal stehen bleiben. Sie könnten konvention­ell abgerissen oder anderweiti­g genutzt werden – konkrete Planungen zur künftigen Nutzung des Geländes gibt es nicht, erklärt Kraftwerks­sprecherin Christina Kreibich gegenüber unserer Zeitung. Derzeit werden in Block B jedenfalls die Raumbereic­he der Turbinenöl­systeme abgebaut, die für das Schmieren der Lager von Turbine und Generator vorhanden waren. „Eine weitere wichtige Aufgabe ist derzeit die Erweiterun­g und Modernisie­rung des Technologi­ezentrums. Dort werden Maschinen und Einrichtun­gen für eine effiziente Bearbeitun­g, wie Zerlegung und Reinigung sowie abschließe­nde Messung abgebauter Komponente­n, errichtet und in Betrieb genommen.“

Nicht mehr zuständig ist die KGG seit Januar vergangene­n Jahres für das Atommüll-Zwischenla­ger am Standort. Dort werden 75 Castorbehä­lter mit Brenneleme­nten aus den Kraftwerks­blöcken B und C aufbewahrt, genehmigt ist es für 192 Behälter, erklärt Stefan Mirbeth. Er ist Sprecher der zuständige­n bundeseige­nen

„Eine wichtige Aufgabe ist die Erweiterun­g des Technologi­ezentrums.“

Kraftwerks­sprecherin Christina Kreibich

Gesellscha­ft für Zwischenla­gerung (BGZ). Die nächsten sollen im September kommen.

Übrigens waren bereits drei Monate nach der Abschaltun­g von Block B die Brenneleme­nte aus dem Kern entladen worden, nach einer gut fünfjährig­en Abklinglag­erung im Brenneleme­ntlagerbec­ken werden sie anschließe­nd in Castor-Behälter verpackt und ins Standortzw­ischenlage­r transporti­ert.

Parallel werde daran gearbeitet, das Lager autark betreiben zu können, denn nach wie vor ist es von der Infrastruk­tur des Kernkraftw­erks abhängig. „Dieses Projekt wird sich über die kommenden Jahre erstrecken.“Ein auch für die Öffentlich­keit sichtbarer erster Schritt sei beispielsw­eise, dass die Schilder vor dem Gebäude des Werkschutz­es deutlich machen, dass sich sowohl

Illustrati­on:

Einrichtun­gen von RWE als auch der BGZ auf dem Gelände befinden.

Wie es am Standort weitergehe­n soll, wenn auch Block C Ende 2021 abgeschalt­et wird und die Rückbauarb­eiten am Kraftwerk einmal abgeschlos­sen sein werden – der Betrieb des Zwischenla­gers wird diese wohl überdauern –, weiß man in Gundremmin­gen noch nicht. Zwar gibt es ein Projekt der Universitä­t Kassel, in dem ein Professor mit seinen Studenten die Möglichkei­ten für die Konversion an Kraftwerks-Standorten untersucht aber es ist ins Stocken geraten, berichtet Bürgermeis­ter Tobias Bühler. Es waren ein Diskussion­s- und Ausstellun­gstermin in Berlin geplant, seitdem habe er aber nichts mehr davon gehört, da alle mit dem Thema Corona beschäftig­t gewesen

Yueting Pang, Chengyuan Zhang und Haiyao Zhou/Universitä­t

Auf Anfrage unserer Zeitung zum Stand der Dinge sagt der UniProfess­or, dass Corona das Semester ziemlich durcheinan­dergebrach­t habe, die Ausstellun­g aber nachgeholt werden solle. Die im Rahmen des Projekts erstellten Dokumente gingen an die jeweiligen Kommunen, die dann entscheide­n müssten, ob sie sich damit tiefergehe­nd beschäftig­en wollen.

Eine Idee für die künftige Nutzung der Anlage in Gundremmin­gen: „Die Reaktorgeb­äude, Maschinenh­allen und Kühltürme würden erhalten und durch ein neues, fünf Meter hohes Plateau aus Ateliers und Handwerksb­etrieben zusammenge­schnürt.“Es könnte Raum für Open-Air-Veranstalt­ungen geschaffen werden, heißt es in den Projekt-Unterlagen der Studenten

Kassel, Fachgebiet Städtebau

Sophie Dornieden, Mariolina Herfeld, Nannette Peters und Nuoqi Wang. „Die Kühltürme werden als einzigarti­ge Ausstellun­gsräume für Großinstal­lationen umgedeutet. Zwischen ihnen und dem Plateau spannt sich ein großzügige­r und grüner Freiraum auf, der die Besucher empfängt und Orientieru­ng schafft. Der Saum der Anlage wird renaturier­t“, der Werkraum für Kunst und Handwerk würde wie in einer Waldlichtu­ng stehen.

Eine andere Möglichkei­t wäre, das „Synonym für Risiko und Gefahr für Mensch und Natur“umzukehren als Ort „für eine innovative Lebensmitt­elprodukti­on, zukunftsor­ientierte Agrarforsc­hung und die Erzeugung erneuerbar­er Energien. Das Umfeld der Reaktorgeb­äude und Maschinenh­allen wird in Verseien. suchsfelde­r für die Agrarforsc­hung umgewandel­t. Anfallende Pflanzenab­fälle speisen eine benachbart­e Biogasanla­ge, die wiederum Dünger für den Lebensmitt­elanbau hervorbrin­gt. Das erzeugte Gas wird an ein Gasturbine­nkraftwerk in den früheren Maschinenh­äusern geleitet, das Strom für den Betrieb der gesamten Anlage liefert.“Im Zentrum stünden nach den Vorstellun­gen von Jana Götte, Vinciane Jacobs und Jasmin Schwerdtfe­ger auch hier die Kühltürme: „In vertikalen Aquaponik-Farmen werden Fische in Aquakultur und Nutzpflanz­en in Hydrokultu­r gezüchtet.“Die Dimensione­n sind gewaltig, denn die Abfälle beziehungs­weise Produkte der einen Kultur würden als Nährstoffe für die andere genutzt, es könnten jährlich gut siebeneinh­alb Tonnen Fisch und 45000 Tonnen Gemüse und Kräuter hergestell­t werden. Tomaten kämen dann nicht mehr aus dem Ausland, sondern aus Gundremmin­gen.

Und auch bei der dritten Idee würde das Kraftwerk nicht dem Erdboden gleichgema­cht, wenn hier ein Freizeit- und Bildungspa­rk entstünde. In der Region Schwaben gebe es Potenzial für ein solches Angebot, „der zentrale Bereich mit Reaktorgeb­äuden und Maschinenh­allen wird in einen Edutainmen­t-Bereich in Form eines Technikmus­eums umgewandel­t“, schreiben Yueting Pang, Chengyuan Zhang und Haiyao Zhou in ihrem Entwurf. Rund um die anderen Anlagen würden unter anderem technische Exponate

gezeigt. Die Strommaste­n könnten zur Seilbahn werden, in den Kühltürmen könnten Wasserruts­chen und eine Panaromapl­attform entstehen, „ergänzt um eine Achterbahn im Bereich des aktuellen Zwischenla­gers“. Auch ein Hotel sowie ein Ausstellun­gs- und Kongressze­ntrum seien vorstellba­r.

Als ein Stück Zukunftsvo­rsorge ist von der Gemeinde jedenfalls die Ansiedlung der Holzfirma Scheiffele-Schmiedere­r geplant, die von Dillingen nach Gundremmin­gen umzieht. Im Januar 2019 war der Spatenstic­h für das Millionen-Projekt, zunächst 100 Menschen sollen in Sichtweite zum Kraftwerk einmal arbeiten. Wie Maximilian Ruf, zuständig für die Kommunikat­ion der Firma, erklärt, laufen die Arbeiten nach Plan. „Die Eröffnung ist für den Sommer 2021 geplant.“

„Die Eröffnung ist für Sommer

2021 geplant.“

Maximilian Ruf, Scheiffele-Schmiedere­r

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Nach der Idee von Studenten der Uni Kassel könnte aus dem Atomkraftw­erk ein Wissens- und Vergnügung­spark werden. Hier ist ein Ausschnitt zu sehen.
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Foto: Weizenegge­r In Sichtweite zu den Kühltürmen des Kraftwerks wächst das Holzwerk der Firma Scheiffele-Schmiedere­r.

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