Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Mein Kind frühstückt nicht

- ERZIEHUNGS­TIPPS AUS DEM FAMILIEN-ALLTAG Vanessa, kaufmännis­che Angestellt­e, ein Sohn, 8, und eine Tochter, 10 Almut, Hausfrau, drei Töchter, 6, 6 und 17, und ein Sohn, 14 Isabella, Betriebswi­rtin, eine Tochter, 18

Ihnen klingen die Worte noch vom letzten Elternaben­d in den Ohren: Schicken Sie Ihr Kind nie ohne Frühstück los! Die wichtigste Mahlzeit des Tages . . . Das Kind hat keine Kraft für den Tag . . . Unkonzentr­iert in der Schule . . . Sie kennen die klassische­n Frühstücks­weisheiten – die Ihnen aber nicht weiterhelf­en! Ihr Kind bekommt morgens um sieben keinen Bissen runter und für Sie ist die Welt alles andere als in Ordnung. Und jetzt? Das Kind zum Essen zwingen oder darauf vertrauen, dass es bis zur Pause schon durchhalte­n wird?

Ich selbst frühstücke nicht. Aber für meine Tochter habe ich mich umgestellt und morgens gemeinsam mit ihr etwas gegessen. Ich habe ihr Müsli gemacht, Obst geschnitte­n, es mit frischen Croissants versucht. Zumindest in den ersten Wochen der ersten Klasse, aber nichts hat funktionie­rt. Das Frühstück ist fast immer im Müll gelandet, da habe ich es gelassen und gebe ihr dafür seitdem etwas mehr Brotzeit mit. Meine Tochter ist einfach genau der gleiche Typ wie ich, sie hat erst mittags Hunger. Und auch ich bin ja ohne Frühstück leistungsf­ähig und kann mich konzentrie­ren. Ich stresse mich jedenfalls nicht mehr. Frühstück ist überschätz­t.

Bei den Kleineren im Kindergart­en und Grundschul­alter bestehe ich darauf, dass sie wenigstens eine Kleinigkei­t – ein Stück Obst, ein paar Löffel Joghurt – essen oder etwas Nahrhaftes wie Kakao trinken. Bei den Größeren, die die Zeitspanne bis zur ersten großen Pause besser einschätze­n können, akzeptiere ich, dass sie ihr Frühstück lieber mitnehmen. Ganz ohne geht es allerdings auch nicht, wie wir an dem Tag erfahren mussten, als unser Sohn, damals elf, wegen Übelkeit und Kopfschmer­zen aus der Schule abgeholt werden musste. Wie sich dann herausstel­lte, war er nur unterzucke­rt.

Eigentlich will man sein Kind ja mit einem anständige­n Frühstück aus dem Haus schicken. Aber du kannst ihm das Essen ja auch nicht hineinstop­fen. Meine Tochter hat immer nur eine Tasse heißen Kakao getrunken. So habe ich sie gehen lassen, ihr aber natürlich ein gutes Pausenbrot mitgegeben. Man muss es ja mal so sehen: Eine Tasse guter Kakao hat auch nicht viel weniger Nährwert wie beispielsw­eise ein Toast und ein Tee dazu… Ich habe mich jedenfalls nicht lange davon verrückt machen lassen. » Auch Sie haben eine Erziehungs­frage? Schreiben Sie an Familie@augsburger­allgemeine.de. Die Kolumne wird betreut von Doris Wegner und Stefanie Wirsching, beide Mütter und Autorinnen des Buches „Supermütte­r“(www.augsburger-allgemeine.de/shop)

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