Augsburger Allgemeine (Land Nord)
Wie wir Laute formen
Phonetik wird die Wissenschaft genannt, die sich mit den Lauten von Sprachen beschäftigt. Forscher untersuchen dabei genau, was abläuft, wenn wir uns unterhalten
Paul kennt diesen Witz:
Der stolze Vater: „Mein Sohn, der Storch hat dir ein Schwesterchen gebracht, willst du es sehen?“„Später, zeig mir erst mal den Storch!“
Sag mal was! Hör dir das mal an! Dass wir uns mit anderen Menschen unterhalten können, ist für die meisten einfach normal. Tatsächlich aber ist es kompliziert, wie wir beim Sprechen die Stimme verändern und den Mund bewegen. Das merken wir, etwa wenn wir uns versprechen und über unsere Zunge stolpern. Oder wenn wir eine neue Sprache lernen und ungewohnte Laute aussprechen wollen.
Wie wir Laute erzeugen, erklärt die Sprachforscherin Petra Wagner. „Beim Ausatmen bringen wir zunächst mit den Stimmbändern im Kehlkopf die Luft zum Schwingen.“So entsteht ein Ton. Der ist mal höher und mal tiefer. Man sagt auch Schall dazu. Der wird über die Luft zu unserem Gehör getragen. Ohne die Luft würde sich kein Geräusch ausbreiten, und wir würden keinen Ton hören.
Dieses Wissen steckt auch in Computern
Bevor aber unser Ton den Mund verlässt, können wir ihn verändern. „Wir formen den Ton und überführen ihn in Laute der Sprache“, sagt Petra Wagner. Dazu sagt man auch Artikulieren. Das passiert hauptsächlich im Mundraum.
Um Laute zu formen, benutzen wir unter anderem den Unterkiefer, die Zunge und die Lippen. Öffnen wir unseren Mund weit, sprechen wir zum Beispiel ein A. Öffnen wir den Mund nur etwas und verlagern unsere Zunge weiter nach vorn, sprechen wir ein I. Berührt die Zungenspitze den Gaumen direkt hinter den Zähnen, formen wir Laute wie L, N, und T. Der Zungenrücken kann am hinteren Teil des Gaumens etwa ein G oder K erzeugen. Indem wir die Lippen zusammenpressen, erzeugen wir die Laute B, M oder P. Nähert sich die Unterlippe an die Schneidezähne an, erklingen Laute wie F und W. Auch der Kehlkopf im Hals ist wichtig. Zum Beispiel um das H zu hauchen oder den Luftstrom beim
Sprechen kurz zu unterbrechen. So werden Wörter voneinander getrennt.
Die Wissenschaft der Phonetik erforscht diese menschlichen Laute und wie sie in verschiedenen Sprachen der Welt geformt werden. Die Fachleute untersuchen dort neben der Artikulation auch die klanglichen Eigenschaften
von Sprache. „Die Phonetik misst dabei nicht nur das, was beim Artikulieren geschieht“, sagt Petra Wagner. „Wir verständigen uns auch dann, wenn wir Pausen machen, zögern, hörbar atmen oder lachen.“
Die Forscherinnen und Forscher können mit ihrem Wissen dann zum Beispiel auch in der Robotertechnik helfen. Zwar gehen Computerprogramme etwa auf dem Smartphone immer besser mit der menschlichen Sprache um. Aber bis sie sie genau verstehen und auch nachmachen können, haben die Wissenschaftler noch sehr viel zu tun.