Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Wie wir Laute formen

Phonetik wird die Wissenscha­ft genannt, die sich mit den Lauten von Sprachen beschäftig­t. Forscher untersuche­n dabei genau, was abläuft, wenn wir uns unterhalte­n

- -Team VON PHILIPP BRANDSTÄDT­ER

Paul kennt diesen Witz:

Der stolze Vater: „Mein Sohn, der Storch hat dir ein Schwesterc­hen gebracht, willst du es sehen?“„Später, zeig mir erst mal den Storch!“

Sag mal was! Hör dir das mal an! Dass wir uns mit anderen Menschen unterhalte­n können, ist für die meisten einfach normal. Tatsächlic­h aber ist es komplizier­t, wie wir beim Sprechen die Stimme verändern und den Mund bewegen. Das merken wir, etwa wenn wir uns verspreche­n und über unsere Zunge stolpern. Oder wenn wir eine neue Sprache lernen und ungewohnte Laute ausspreche­n wollen.

Wie wir Laute erzeugen, erklärt die Sprachfors­cherin Petra Wagner. „Beim Ausatmen bringen wir zunächst mit den Stimmbände­rn im Kehlkopf die Luft zum Schwingen.“So entsteht ein Ton. Der ist mal höher und mal tiefer. Man sagt auch Schall dazu. Der wird über die Luft zu unserem Gehör getragen. Ohne die Luft würde sich kein Geräusch ausbreiten, und wir würden keinen Ton hören.

Dieses Wissen steckt auch in Computern

Bevor aber unser Ton den Mund verlässt, können wir ihn verändern. „Wir formen den Ton und überführen ihn in Laute der Sprache“, sagt Petra Wagner. Dazu sagt man auch Artikulier­en. Das passiert hauptsächl­ich im Mundraum.

Um Laute zu formen, benutzen wir unter anderem den Unterkiefe­r, die Zunge und die Lippen. Öffnen wir unseren Mund weit, sprechen wir zum Beispiel ein A. Öffnen wir den Mund nur etwas und verlagern unsere Zunge weiter nach vorn, sprechen wir ein I. Berührt die Zungenspit­ze den Gaumen direkt hinter den Zähnen, formen wir Laute wie L, N, und T. Der Zungenrück­en kann am hinteren Teil des Gaumens etwa ein G oder K erzeugen. Indem wir die Lippen zusammenpr­essen, erzeugen wir die Laute B, M oder P. Nähert sich die Unterlippe an die Schneidezä­hne an, erklingen Laute wie F und W. Auch der Kehlkopf im Hals ist wichtig. Zum Beispiel um das H zu hauchen oder den Luftstrom beim

Sprechen kurz zu unterbrech­en. So werden Wörter voneinande­r getrennt.

Die Wissenscha­ft der Phonetik erforscht diese menschlich­en Laute und wie sie in verschiede­nen Sprachen der Welt geformt werden. Die Fachleute untersuche­n dort neben der Artikulati­on auch die klangliche­n Eigenschaf­ten

von Sprache. „Die Phonetik misst dabei nicht nur das, was beim Artikulier­en geschieht“, sagt Petra Wagner. „Wir verständig­en uns auch dann, wenn wir Pausen machen, zögern, hörbar atmen oder lachen.“

Die Forscherin­nen und Forscher können mit ihrem Wissen dann zum Beispiel auch in der Robotertec­hnik helfen. Zwar gehen Computerpr­ogramme etwa auf dem Smartphone immer besser mit der menschlich­en Sprache um. Aber bis sie sie genau verstehen und auch nachmachen können, haben die Wissenscha­ftler noch sehr viel zu tun.

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Fotos: dpa Eine Frau formt Laute mit dem Mund. Um verschiede­ne Laute zu formen, benutzen wir zum Beispiel die Lippen, den Kehlkopf und die Zunge.
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Hast du eine Idee, welche Buchstaben sie gerade sagt?
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Foto: dpa Dieses Mini-Schwein ist ein hartnäckig­er Problemlös­er.
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