Augsburger Allgemeine (Land Nord)
Aus dem Palast geworfen
Alt-König Juan Carlos verlässt Spanien
Madrid Seit Tagen gab es Gerüchte, dass Juan Carlos I. Spanien den Rücken zukehren werde. Am Montagabend kam dann die offizielle Bestätigung: Das frühere königliche Staatsoberhaupt Spaniens, gegen das wegen mutmaßlicher Schwarzgeldkonten in der Schweiz ermittelt wird, packt die Koffer und verlässt das Land. Wohin der in Spanien in Ungnade gefallene König im Ruhestand übersiedeln wird, wurde zunächst nicht bekannt.
Es ist kein freiwilliger Abschied, sondern eine weitere Abstrafung von Juan Carlos durch seinen Sohn, Felipe VI., der bereits Mitte März mit seinem Vater gebrochen hatte. Damals, als sich der Verdacht illegaler Geschäfte gegen Juan Carlos verdichtete, hatte Felipe verkündet, dass er auf alle finanziellen Erbansprüche gegenüber seinem Vater verzichten werde. Auch strich er Juan Carlos die jährliche Zuwendung von nahezu 200.000 Euro. Der Auszug des 82-jährigen Königs im Ruhestand aus dem Palast ist nun eine weitere Sanktion und kommt einem Rauswurf gleich.
In einer Erklärung Juan Carlos’, welche das Königshaus am Montagabend veröffentlichte, wird dieser Familienkrach hinter diplomatischen Floskeln verborgen. In dem Schreiben spricht Juan Carlos von einer „reiflich überlegten Entscheidung“, mit welcher er die Monarchie vor weiteren Schaden bewahren wolle. Zu dem auf ihm lastenden Verdacht des Steuerbetrugs, der Geldwäsche und der Korruption ging er in dem Brief nicht ein. Juan Carlos spricht in der kurzen Erklärung lediglich von „bestimmten vergangenen Ereignissen in meinem privaten Leben“, die öffentliche Auswirkungen gehabt hätten. Mit seiner Abreise aus Spanien, so schreibt er, wolle er dazu beitragen, „die Ausübung deines Amtes zu erleichtern“.
Die Vorwürfe gegen Juan Carlos, die staatsanwaltliche Ermittlungen in Genf und in Madrid ausgelöst hatten, waren in den letzten Monaten zu einer schweren Belastung für Felipe geworden. Die Popularität des Königshauses sank in Umfragen auf einen Tiefpunkt. Immer neue Dokumente, die den Medien zugespielt worden waren, untermauern den Verdacht, dass Juan Carlos jahrzehntelange Millionengelder auf Schweizer Geheimkonten versteckte. Zudem gehen die Ermittler Hinweisen nach, wonach die Bankkonten mit Schmiergeldern gefüllt worden sein sollen. Hohe Summen, die Juan Carlos für die Vermittlung von Geschäften zwischen der spanischen Industrie und mehreren arabischen Ländern kassiert haben könnte. Juan Carlos war von 1975 bis 2014 Spaniens Staatsoberhaupt.