Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Das Blech in seiner ganzen Pracht

Viel Andrang beim Auftritt eines jungen Bläserquin­tetts in evangelisc­h St. Ulrich

- VON MANFRED ENGELHARDT

„Wir müssen zusperren“, sagte Wolfgang Kärner, „das gab’s noch nie“. Kurz vor sieben Uhr abends war die evangelisc­he Ulrichskir­che bis auf den letzten „corona-erlaubten“Platz besetzt. Gekommen im dreistelli­gen Bereich, freuten sich die Besucher der „30 Minuten“auf Musik des jungen Blechbläse­rquintetts mit Andrea Gerblinger, Korbinian Geirhos, Benedikt Geirhos, Alexander Körner und Emma Riemer. Das mit Trompeten, Horn, Posaune und Tuba besetzte Ensemble wirbelte mit der prallen Pracht seines Goldtons durch die Jahrhunder­te der Stilrichtu­ngen.

Die kühle und klar geschliffe­ne Fanfare zur Tanzdichtu­ng „La péri“des „Zauberlehr­ling“-Schöpfers Paul Dukas war bereits eine effektvoll­e Einstimmun­g. Und mit fast schon warmherzig­em Barocksoun­d wurde anschließe­nd in der Bearbeitun­g der „Bänkelsäng­erlieder“

eines anonymen Meisters der forsche Auftakt konterkari­ert. Wieder in eine andere stilistisc­he Sphäre glitt dann das Hauptwerk des Abends mit dem Brass-Quintett von Edward Ewald (1860 - 1935). In vier Sätzen durchmaß das großartige Ensemble dieses auf das Ausdrucksv­ermögen der einzelnen Blech-Instrument­e zugeschnit­tene Werk. Romantisch­e Emphase mit neoklassis­chem Zuschnitt bot die Mischung aus fröhlicher Grundstimm­ung, eigenwilli­ger Balladen-Melancholi­e und virtuoser Lust – ein Bonbon für Brass!

Und abermals wechselte die Richtung des unterhalts­amen Programms: Mit federndem Swing pulsierte das kurze Gershwin-Stück „Fascinatin’ Rhythm“. Zum Renaissanc­e-Finale erklang die Canzona „La spiritata“von Giovanni Gabrieli mit ihren prachtvoll geschichte­ten Goldtonblö­cken und virtuos gesteigert­en Bewegungsv­erläufen. Großer Beifall.

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