Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Die alte Brauerei wird vermietet

Die Renovierun­g der alten Brauerei in Gabelbach ist abgeschlos­sen. Bauunterne­hmer Hans Wipfler hat sie saniert. Das Gebäude soll nun als Wohnung vermietet werden. Wann man es besichtige­n kann

- VON SÖREN BECKER

Zusmarshau­sen Die alte Brauerei in Gabelbach ist nicht wiederzuer­kennen. Früher war der „Texas-Michl“genannte Ort ein Treffpunkt für Dorfbewohn­er und stand im Ruf, exzellente Weißwürste zu verkaufen. Das ist aber schon lange Vergangenh­eit: Nachdem das Gebäude lange in keinem guten Zustand war, hat Hans Wipfler es gekauft und renoviert. Seit 2018 hat er in seiner Freizeit an dem Projekt gearbeitet – und wollte eigentlich schon im Sommer 2019 mit dem Umbau fertig sein. Wie so oft bei solchen Projekten kam es anders. Einige „Überraschu­ngen“zögerten die Arbeiten hinaus. Den Großteil der Arbeiten an dem denkmalges­chützten Gebäude hat er

ausgeführt. Nun sind das Haus und der dazugehöri­ge Stadel fertig saniert und sollen vermietet werden.

Wipfler hat ganze Arbeit geleistet: 15 Zimmer mit insgesamt 650 Quadratmet­ern hat er renoviert. Das um 1750 erbaute Gebäude war in keinem guten Zustand, als er es gekauft hat. 2700 Quadratmet­er ist das gesamte Grundstück groß, ein Stadel aus dem Jahr 1937 gehört auch noch dazu.

Die Familie, die vorher in dem denkmalges­chützten Gebäude gewohnt hat, habe sich nicht gut um das Haus gekümmert: „Wenn es einen Riss gab oder Wasser ausgetrete­n ist, haben sie einfach ein Möbelstück davorgeste­llt“, erzählt Wipfler. Je mehr Möbel er aus dem zugestellt­en Gebäude ausräumte, desto klarer wurde der desolate Zustand des Gebäudes. Den Dachstuhl musste er komplett neu bauen, weil er zu stark beschädigt war. Zu reparieren war nichts mehr: „Das wäre gewesen, als ob man mit einem Brathähnch­en zum Tierarzt geht“, sagt Wipfler.

Der Unternehme­r aus Wörleschwa­ng hat sich trotzdem bemüht, noch möglichst viel zu retten. In den Zimmern steht eine Reihe antiker Möbel aus der Vergangenh­eit des Hauses, die Parkettböd­en bestehen vielfach aus dem Originalho­lz, eine Leiter aus dem Stadel dient als Treppengel­änder, und eine Wand ist mit den originalen Dachziegel­n verkleidet. „Das war natürlich komplizier­t, aber ich wollte das alles nicht wegwerfen“, sagt er.

Viele Schätze aus früheren Zeiten barg das alte Gebäude zudem. „100 Jahre lang hat man in das Haus nur hineingetr­agen“, sagte er einmal. Was Hans Wipfler nicht gebrauchen konnte, aber zum Wegwerfen zu schade war, hat er auf einem Hausselbst flohmarkt verkauft. Das war ein Termin vor knapp zwei Jahren, zu dem nicht nur mögliche Käufer kamen. Auch alte Gabelbache­r trafen sich dort, um noch einmal in dem ehemaligen Wirtshaus ihren Erinnerung­en nachhängen zu können.

Eine Besonderhe­it an dem Haus in Gabelbach ist der Eiskeller. Als in dem Haus noch gebraut wurde, gab es noch keine Kühlschrän­ke. Die Brauer schnitten im Winter also Eis aus zugefroren­en Weihern und lagerten es in diesem Keller, wo es durch die isolierend­e Wirkung des Erdreiches kalt gehalten wurde. „Es musste ja das ganze Jahr halten“, sagt Wipfler. Mittlerwei­le ist es im Keller etwas wärmer. Neun Grad hat es dort, selbst im Sommer.

Der Texas-Michl ist nicht das erste Haus, das Wipfler renoviert. „Die Geringschä­tzung der alten schwäbisch­en Baukultur geht mir schon lange gegen den Strich“, sagt er. Er hat bereits vorher alte Häuser in Wörleschwa­ng und in der Burggasse in Zusmarshau­sen saniert, ebenso den alten Pfarrhof in Altenmünst­er. Für dieses Projekt hatte ihn der Landkreis sogar ausgezeich­net. „Ich will einfach verhindern, dass hier auf dem Land die Ortskerne ausbluten“, erklärt er seine Motivation. Gebäude wie das in Gabelbach seien prägend für das Ortsbild und daher besonders wichtig.

Im Moment ist Wipfler auf der Suche nach Mietern: „Ich bin in der glückliche­n Situation, dass ich es damit nicht eilig haben muss“, sagt er. Es sei ihm wichtig, an jemanden zu vermieten, der einen Sinn für die Architektu­r des Hauses hat. Außerdem eigne sich das Haus nicht für jeden: „Man muss das Haus leben“, sagt er. Man müsse schon einmal damit leben, dass eine Spinne den Weg hineinfind­et oder es einen kleineren Riss gibt. Beheizt wird das Haus mit einer Kombinatio­n aus Holz und einer Zentralhei­zung.

Das Haus birgt viele Schätze aus früheren Zeiten

Besichtigu­ngstermin Der Tag der offenen Tür für die Brauerei in Gabelbach ist am 16. August von 9 bis 17 Uhr.

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 ?? Fotos: Marcus Merk ?? Ein imposantes Gebäude ist die alte Brauerei in Gabelbach, die Hans Wipfler mit Liebe zum Detail saniert hat. Der Wohnbereic­h ist beeindruck­end. Nun wird ein Mieter gesucht.
Fotos: Marcus Merk Ein imposantes Gebäude ist die alte Brauerei in Gabelbach, die Hans Wipfler mit Liebe zum Detail saniert hat. Der Wohnbereic­h ist beeindruck­end. Nun wird ein Mieter gesucht.
 ??  ?? Eine Besonderhe­it des Hauses ist der Eiskeller. Als damals gebraut wurde, gab es noch keine Kühlschrän­ke. Eis wurde im Winter geschnitte­n und im Keller gelagert.
Eine Besonderhe­it des Hauses ist der Eiskeller. Als damals gebraut wurde, gab es noch keine Kühlschrän­ke. Eis wurde im Winter geschnitte­n und im Keller gelagert.
 ??  ?? In der Küche wurde auch der alte ursprüngli­che Ofen erhalten. Geheizt wird hier mit einer Mischung aus Holz und Zentralhei­zung. Freilich hat die Küche auch eine moderne Ausstattun­g.
In der Küche wurde auch der alte ursprüngli­che Ofen erhalten. Geheizt wird hier mit einer Mischung aus Holz und Zentralhei­zung. Freilich hat die Küche auch eine moderne Ausstattun­g.
 ??  ?? Moderne Elemente, wie ein großes Sichtfenst­er samt elektrisch­em Rollladen, sind in das historisch­e Gemäuer eingefügt.
Moderne Elemente, wie ein großes Sichtfenst­er samt elektrisch­em Rollladen, sind in das historisch­e Gemäuer eingefügt.
 ??  ?? In das Dachgescho­ss der ehemaligen Brauerei wurde ein gläserner Kubus eingearbei­tet. Er bildet einen eigenen Raum.
In das Dachgescho­ss der ehemaligen Brauerei wurde ein gläserner Kubus eingearbei­tet. Er bildet einen eigenen Raum.
 ??  ?? Im Boden des Badezimmer­s sind Sichtfenst­er eingearbei­tet.
Im Boden des Badezimmer­s sind Sichtfenst­er eingearbei­tet.
 ??  ?? Blick aus dem zweiten Stock auf die Gabelbache­r Kirche St. Martin.
Blick aus dem zweiten Stock auf die Gabelbache­r Kirche St. Martin.
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Hans Wipfler

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