Augsburger Allgemeine (Land Nord)
Was kommt nach dem 65. Geburtstag ?
Ein Vorbild aus dem Unteren Zusamtal beschäftigt auch die Bürgervertreter im Oberen Zusamtal. Bürgermeister Bernhard Uhl: Das Ganze ist keine Einbahnstraße
Zusmarshausen Tut die Marktgemeinde Zusmarshausen genug für ihre älteren Mitbürger? Nachdem in den vergangenen Monaten die Interessen der kleinsten Einwohner die Sitzungsverläufe meist dominiert hatten, wollten sich die Bürgervertreter nun für das Wohl der betagteren Leute im Ort mächtig ins Zeug legen. Mit großer Mehrheit entschied der Rat, bei diesen Bemühungen kräftig aufs Gas zu drücken und nach den besten Betreuungsmodellen Ausschau zu halten.
Anlass war der ausführliche Antrag von Stefan Vogg, der für seine Fraktion um breit angelegte Initiativen für diesen Bevölkerungsteil warb. „Die Zeit ist schon lange reif für die Gründung einer Seniorengemeinschaft in Zusmarshausen“, betonte der ehemalige Dritte Bürgermeister der Marktgemeinde und warnte gleichzeitig vor einer „zu minimalistischen“Vorgehensweise.
„Wer wagt, gewinnt, wer es nicht versucht, hat schon verloren“, zielte der Mann aus Streitheim auf verschiedene Betreuungsmöglichkeiten ab, die der Kommune zur Verfügung stehen oder künftig durch die Gemeinde selbst in Angriff genommen werden könnten. Er verwies auf staatliche wie regionale Fördertöpfe.
Trotz frischer Augenbehandlung ließ Vogg vor seinen Kollegen dann durchblicken, dass er bei der Lösung der Senioren-Frage durchaus klare Vorstellungen hege. „Im Jahre
wird etwa jeder dritte Zuser über 65 Jahre alt sein, daher bedarf es dringend einer zentralen Anlaufstelle vor Ort, um die Bedürfnisse der Generation 65 plus im Alltag zu erfüllen“, mahnte Vogg, der angesichts der nachfolgenden Debatte bei den anderen Fraktionen offene Türen einzurennen schien.
Wohl auch beim Sitzungsleiter. hatte Bürgermeister Bernhard Uhl bei Sitzungen wie Bürgerversammlung immer wieder auf „unser Vorbild“SGW hingewiesen und brachte die drei Buchstaben auch an diesem Abend ins Spiel. Dabei handelt es sich um eine mittlerweile sogar preisgekrönte Gemeinschaft für Senioren in Wertingen und Buttenwiesen im Nachbarlandkreis Dillin2030 gen. Die mehr als 400 Mitglieder starke Organisation unterstützt Menschen ab diesem Alter in verschiedensten Bereichen – vom Fahrdienst über das Einkaufen bis zum Essen sowie bei handwerklichen Erfordernissen.
Das Motto: Rüstige Senioren helfen hilfsbedürftigen Senioren. Der Clou dabei: Ältere Menschen könSo nen anderen unter die Arme greifen und später einmal selbst in den Genuss dieses Engagements durch jüngere Nachfolger kommen, weil die Hilfsdienstleistungen entweder ausbezahlt oder die Leistungen auf einem „Zeitkonto“gutgeschrieben werden können.
Was sich im Unteren Zusamtal bewährt und bald auch in Kommunen an der Donau gut auszahlen könnte, müsste laut Stefan Vogg auch im Landkreis Augsburg machbar sein. Denn der Antrag sieht eine Erweiterung des Einzugsbereichs so eines Seniorenkreises Richtung Altenmünster, Dinkelscherben und Horgau vor.
Der Rathauschef riet jedoch, zunächst einmal die Bedürfnisse in den eigenen Gemeindegrenzen zu ermitteln. Dazu hatte Uhl vor Kurzem mehr als ein Dutzend Vertreter von Vereinen und anderen Organisationen eingeladen, die sich bei einem Treffen im kommenden Oktober nochmals mit den Betreuungsthemen auseinandersetzen sollen.
Bernhard Uhl regte jetzt schon an, sich beim Ringen um Lösungen für die Altenarbeit von „bestimmten Begrifflichkeiten“zu lösen. „Denn eine wertschätzende Seniorenarbeit ist keine Einbahnstraße, in der man nur Hilfe bezieht.“Die Lebenserfahrung, die Geduld und die vorhandene Zeit würden vielen älteren Mitbürgern die Möglichkeit bieten, sich gewinnbringend für andere einzubringen: in Kindergärten, Schulen, Familien, Umwelt, Kultur sowie Handwerk.