Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Ist die Staudenbah­n noch später dran?

Zuletzt galt Ende 2024 als Ziel für die Reaktivier­ung. Doch auch dieses Datum wackelt. Davor haben Politiker gewarnt

- VON CHRISTOPH FREY

Gessertsha­usen/Landkreis Augsburg Zuletzt hieß es Ende 2024. Doch auch dieses Datum könnte für die Reaktivier­ung der Staudenbah­n zu früh kommen. Diese Befürchtun­g äußerten am Dienstag Landtagsab­geordnete der Grünen. Das verkehrspo­litische Vorzeigepr­ojekt im westlichen Landkreis Augsburg droht immer mehr zur Fata Morgana zu werden.

Im Gessertsha­user Bürgerhaus tauschten sich am Dienstagna­chmittag führende Politiker der schwäbisch­en Grünen mit örtlichen Akteuren über die Zukunftsau­ssichten für die Reaktivier­ung der Staudenbah­n aus. Für das Vorhaben sind zwar die Züge schon bestellt, doch derzeit scheitert es an der Finanzieru­ng für die Ertüchtigu­ng der Strecke. In der Hauptsache geht es dabei um die Sicherung der Bahnübergä­nge, damit die Züge zwischen Gessertsha­usen und Fischach 100 Kilometer die Stunde fahren können, zwischen Langenneuf­nach und Fischach sollen es dann 80 Kilometer sein.

Ein Vorentwurf für ein aktuelles Gutachten im Auftrag des Landkreise­s (siehe grauer Kasten) geht offenbar von rund 30 Millionen Euro Kosten aus, die dann über die Schienenmi­ete im Laufe der Jahre wieder hereinkomm­en sollen. Garantiere­n will der Freistaat diese Miete bei Zugausfäll­en aber nicht, an den Ausbaukost­en beteiligen will er sich auch nicht (wir berichtete­n). Unter diesen Umständen findet die private Bahnbetrie­bsgesellsc­haft Stauden keine Bank, die das Vorhaben finanziert. Im Gespräch sind nun die Stadtwerke Ulm/Neu-Ulm als Streckenbe­treiber. Ob sie auf den Zug aufspringe­n, ist aber offen.

Wenn das Projekt in dieser Situation keine weitere Unterstütz­ung erfahre, „dann wird 2024 schwierig“, so der Grünen-Landtagsab­geordnete Max Deisenhofe­r. Seine Fraktionsk­ollegin Stephanie Schuhknech­t äußerte sich ganz ähnlich. Die Folgen hätten die Menschen in den Stauden zu tragen, die weiter auf das Auto angewiesen seien, um zu Arbeits- und Ausbildung­splätzen zu kommen. Nach den Worten von Gessertsha­usens zweitem Bürgermeis­ter Werner Pux stammt die Hälfte des Durchgangs­verkehrs im Ort aus den anderen Staudengem­einden.

Im September soll unter Federführu­ng des Landratsam­tes ein Fahrplan vorliegen, wie es weiter geht. Dafür sei es höchste Zeit, sagt Josef Böck. Der frühere Bürgermeis­ter von Langenneuf­nach ist Vorsitzend­er des Staudenbah­nSchienenw­eg-Trägervere­ins und mahnte, man müsse nun endlich ins Planfestst­ellungsver­fahren einsteigen, um für 2024 überhaupt noch eine Chance zu haben: „Es wird mit jedem Tag enger.“Nicht mehr mit am Tisch bei den Verhandlun­gen im Landratsam­t sitzt die Staudenbah­nBetriebsg­esellschaf­t von Hubert Teichmann. Der Vorkämpfer für die Reaktivier­ung der Staudenbah­n kritisiert­e das als „fachlich dumm“und ließ zugleich durchblick­en, dass er die Hoffnung noch nicht aufgegeben hat, als Streckenbe­treiber zum Zug zu kommen. Es gebe Gespräche mit Investoren aus Russland und England. Schuld an der verfahrene­n Situation sei letztendli­ch die Verkehrspo­litik in Bayern, die Jahrzehnte lang nur auf die Straße gesetzt habe, schimpfte die Bundestags­abgeordnet­e Ekin Deligöz aus Neu-Ulm. Landespoli­tikerin Schuhknech­t regte an, über die Erprobung der Wasserstof­f-Technologi­e zusätzlich­e Fördermitt­el locker zu machen.

Doch für die Staudenbah­n kommt diese Idee wohl zu spät. Die Zugverkehr­e wurden längst ausgeschri­eben und vergeben. Gesucht waren damals Diesel-Triebwagen.

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Foto: Marcus Merk (Symbol) Wie geht es weiter mit der Staudenbah­n? Der Zeitplan scheint sich erneut zu verschiebe­n.

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