Augsburger Allgemeine (Land Nord)
So läuft es in Augsburg mit der Maskenpflicht
In den meisten Drogeriemärkten in der Stadt gab es am Mittwoch keine FFP2-Masken mehr, in den Apotheken sah es besser aus. Wie die Stadtwerke die neue Regel bewerten und was Stadträte für ärmere Augsburger fordern
Eine Stoffmaske reicht nicht mehr: Ab Montag muss man beim Einkaufen und im Nahverkehr eine FFP2-Maske tragen. Bekommt man in Augsburg noch welche? Unmittelbar nach der Pressekonferenz von Ministerpräsident Markus Söder (CSU) haben sich viele Augsburger mit den höherwertigen Masken eingedeckt. Die meisten Drogeriemärkte waren deshalb schon am Dienstagnachmittag ausverkauft. Auch am Mittwoch gab es zunächst keinen Nachschub. Ein leeres Regal fand Kundin Yvonne Zappe bei ihrer Maskensuche im dm-Markt in der Fußgängerzone vor. „Das ist jetzt der dritte Laden - auch hier ist alles leer“, erzählt Zappe genervt. Zu viel Geld will sie für die Masken auch nicht ausgeben, sagt die Augsburgerin. Darum habe sie erst in den Drogerien geschaut. Auch im Müller-Markt in der Annastraße gab es am Mittwoch keine FFP2-Masken mehr. Eine Mitarbeiterin kündigte aber an, dass es am Donnerstag voraussichtlich Nachschub gebe.
Wie ist die Situation in den Augsburger Apotheken?
Der Ansturm auf die Schutzmasken betrifft auch die Apotheken, vor einigen hatten sich am Mittwoch Schlangen gebildet. Fast jeder Kunde wolle derzeit FFP2-Masken, so eine Mitarbeiterin der Easy-Apotheke in der Innenstadt. Auch Sandra Neubauer von der I-PunktApotheke am Hauptbahnhof bestätigt das: „Nachdem Müller und dm ausverkauft waren, kamen alle zu uns.“Nichtsdestotrotz sei man gut bestückt, „aber man weiß eben nicht, wie viele noch kommen“, so Neubauer. Florian Schwarz, Inhaber der Stern-Apotheke, schätzt, dass der Ansturm noch ein paar Tage dauern wird. „Wir haben aber weit mehr als genügend. Es herrscht definitiv kein Mangel.“Wolfgang Funk von der Luther-King-Apotheke in Kriegshaber sagt, die Lage sei eine andere als im Frühjahr, was den Nachschub betrifft. „Vermutlich bleibt die Nachfrage jetzt ein paar Tage hoch und wird dann abflauen.“Dies sieht auch Ulrich Koczian von der Linden-Apotheke in Pfersee so. Er ist stellvertretender Präsident der bayerischen Apothekerkammer. Derzeit seien genug Masken verfügbar, sagt er. Jeder, der eine FFP2-Maske benötige, könne sie auch bekommen.
Gibt es noch andere Möglichkeiten zum Maskenkauf in der Region, wenn man nicht im Internet bestellen will?
Die Firma Siegmund in Oberottmarshausen ist nach dem Ausbruch des Coronavirus groß in das Geschäft mit Masken eingestiegen. Das Unternehmen lässt Masken in China produzieren – bis zu 100 Millionen pro Monat – und vertreibt sie im Internet. Die Nachfrage ist so groß, dass teilweise die Server in die Knie gehen. Es gibt auch einen Werksverkauf in Oberottmarshausen. Kunden sollen mit dem Auto kommen und werden am Auto bedient. Es gibt wegen des Andrangs fünf statt bisher zwei „Verkaufsspuren“.
Angehörige von Risikogruppen machen sich teils Sorgen, dass sie jetzt nicht genug Masken bekommen. Wie sieht es hier aus?
Als Angehöriger einer Risikogruppe hofft der Augsburger Robert Dürr, dass die Masken auch in den kommenden Wochen nicht knapp werden. Angehörige von Risikogruppen, also Personen über 60 Jahren und Menschen mit chronischen Krankheiten, sollen von ihren
Krankenkassen im Januar Bezugsscheine erhalten, gegen die sie in Apotheken Masken gegen Zuzahlung bekommen. Die Aktion, die unabhängig von der jetzt eingeführten FFP2-Pflicht geplant war, läuft ähnlich wie die Gratis-Maskenausgabe im Dezember, als aber noch ein Personalausweis genügte. Er habe sich bereits privat mit Masken eingedeckt, sagt Dürr. Für Menschen über 80 sei das womöglich nicht so einfach. Es dürfe nicht passieren, dass Risikogruppen das Nachsehen haben, weil nun ein Ansturm auf die Masken einsetzt. Für sie kämen Bezugsscheine zu spät, sollten sie erst in zwei, drei Wochen eintreffen.
Was bedeutet die neue Regelung für den Augsburger Nahverkehr?
Die Stadtwerke haben schnell reagiert: Sie informieren seit Dienstag mit Lauftexten auf den elektronischen Anzeigetafeln und mit Durchsagen an Haltestellen und in Fahrzeugen. Zudem gehen Mitarbeiter durch die Fahrzeuge und weisen auf die Neuregelung hin. Was die Durchsetzung der FFP2-Maskenpflicht betrifft, sei man mit Behörden und anderen Verkehrsunternehmen im Gespräch, so Stadtwerkesprecher Jürgen Fergg. „Wir gehen davon aus, dass sich die allermeisten Fahrgäste an die Vorgabe halten und werden die Maskenpflicht auch weiter kontrollieren.“Flächendeckend sei dies bei 700 Haltestellen und 160 Fahrzeugen im Einsatz aber kaum möglich. Es seien auch Fragen offen, etwa ob sich noch Engpässe bei der Beschaffung von FFP2-Masken auftun.
Fürchten die Stadtwerke einen weiteren Rückgang der Fahrgäste? Man gehe, so die Prognose der Stadtwerke, nicht davon aus, dass die neue Maskenpflicht einen weiteren Fahrgastrückgang bringt. Die Ursache für den bisherigen Rückgang um rund 40 Prozent sei nicht die schon jetzt geltende Pflicht, einen Mund-Nasen-Schutz zu tragen, sondern vor allem das Fehlen von Anlässen für eine Fahrt wegen des Lockdowns.
Gab es in Augsburg viele Ansteckungen beim Einkaufen und im Nahverkehr?
Nein, nachgewiesene Ansteckungen in Geschäften, Bussen oder Straßenbahnen gibt es in Augsburg so gut wie keine. Allerdings, so heißt es aus dem Gesundheitsamt, sei das auch kein Beweis dafür, dass das Risiko in diesen Bereichen gering sei. Denn: In den meisten Fällen bleibt es auch in Augsburg unklar, wo sich die Covid-19-Infizierten angesteckt haben. Bei den Stadtwerken hält man die verschärfte Maskenpflicht dennoch für sinnvoll – gerade angesichts der mutierten Arten des Coronavirus. „Es geht darum, sich und andere bestmöglich zu schützen“, so Sprecher Jürgen Fergg.
Stadträte fordern, dass die Stadt ärmere Menschen jetzt unterstützt. Was sagt die Stadt dazu?
Die Sozialfraktion von SPD und Linkspartei im Stadtrat und Stadträtin Margarete Heinrich (parteilos) forderten umgehend, dass die Stadt Bürger mit geringem Einkommen bei der Maskenbeschaffung unterstützt. Im Internet seien schon Preiserhöhungen zu verzeichnen gewesen. „Augsburg liegt in Bayern bei der Einkommensstruktur auf den hinteren Plätzen, viele Menschen können sich eine zusätzliche Belastung nicht leisten. Die Oberbürgermeisterin muss nun erklären, wie die Stadt mit dieser Situation umgeht“, so Sozialfraktionschef Florian Freund. Die Stadt könne auch auf Lagerbestände, die sie im Sommer als Reserve anlegte, zurückgreifen. Stadträtin Heinrich hält eine kostenlose Maskenausgabe für Bedürftige für nötig, um die Chancengleichheit zu wahren. Darüber hinaus fordert sie, dass die Stadt in die Maskenbeschaffung einsteigt, um hohe Preise zu vermeiden. Am Mittwoch kündigte der Freistaat an, 2,5 Millionen Masken für Bedürftige bereitzustellen. Das Sozialreferat arbeite an einem Konzept zur zügigen Verteilung, so Sozialreferent Martin Schenkelberg (CSU). Dies gelte auch für pflegende Angehörige und Besucher von Menschen in Pflegeheimen. Auch hier liefen Vorbereitungen zur Ausgabe. Die Forderung, dass die Stadt Masken beschaffen soll, sei kaum realisierbar und darum nicht geplant.
Plant die Stadt eine Ausweitung der FFP2-Pflicht über das Einkaufen und den Nahverkehr hinaus?
Nein. Eine städtische Ausdehnung des FFP2-Gebots, etwa bei Besuchen von Ämtern oder für Eltern, die ihre Kinder in die Kita-Notbetreuung bringen, sei aktuell nicht geplant, heißt es bei der Stadt.